Konzert in Wolfratshausen:Auf der sonnigen Seite der Straße

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Versteht sich auf intensive Klangbilder: Das Elwood Trio bei seinem Auftritt in der Wolfratshauser Musikschule. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das Elwood Trio begeistert mit virtuosen Interpretationen von Duke Ellington bis Whitney Houston

Von Arnold Zimprich, Wolfratshausen

Nathalie Elwoods Stimme steigt noch eine Oktave in die Höhe - wie lange wird sie den Ton halten können? Glasklar klingt "Saving all my love for you" von Whitney Houston durch den Raum - die Sängerin strahlt eine tiefe Hingabe aus, verschmilzt mit der Melodie, virtuos begleitet von Josef Reßle am Flügel und Andreas Unterreiner an Trompete und Flügelhorn.

Begonnen hatte das Trio mit einem Blues von Duke Ellington - "Take the Coltrane". Ein Stück, dass die Jazz-Legende Ellington für seinen Freund John Coltrane angeblich in nur fünf Minuten aufgeschrieben hat. Elwoods Stimme begleitet Andreas Unterreiners Trompetenspiel fast schwerelos, die beiden bilden eine klangliche Einheit, Elwood lächelt charmant, füllt das Blues-Stück mit positiver Energie, ihr Scat-Gesang klettert die Tonleiter hinauf und wieder hinunter, das Trio bekommt von den rund 30 Gästen im vollbesetzten Saal der Musikschule in Wolfratshausen nicht zum letzten Mal Szenenapplaus.

Horace Silver wird mit gleich mehreren Interpretationen seiner Werke geehrt, darunter das locker dahinplätschernde "Strollin'", "Gregory is here", das Silver zur Geburt seines ersten Sohns geschrieben hat, sowie "Nica's Dream", eine Hommage an Kathleen Annie Pannonica de Koenigswarter, genannt Nica, eine der wichtigsten Förderinnen des modernen Jazz. "Auf ihrer Couch starb Charlie Parker", erzählt Nathalie Elwood.

Schließlich schwenkt das Trio zu Bill Withers "Just the two of us" um, diesem beschwingten R&B-Stück von 1981, das das Publikum kurzzeitig in einen verklärten Zustand versetzt - passend zur lauen, klaren Frühsommernacht draußen am Loisachufer. Die drei jungen Musiker hatten eingangs schon angekündigt, dass sie am heutigen Abend auch Eigenkompositionen einbringen würden - und so entführt Josef Reßles "Dreamscape" das Publikum in eine Traumlandschaft zwischen Melancholie, einem zarten Hoffen bis hin zur Selbstvergewisserung, dass schon alles gut werden wird - ein Klangteppich, der nicht besser zur aktuellen weltpolitischen Stimmungslage passen könnte.

Manfred Heller, der Direktor der Wolfratshauser Musikschule, ist sichtlich stolz, dass sich dieses exquisite Trio in den Räumlichkeiten seiner Schule eingefunden hat, Andreas Unterreiner ist schließlich auch der Leiter der Musikschul-Bigband - und das Stück "On the Sunny Side of the Street" eine Reminiszenz an seine Funktion als Bandleiter.

Zu Sonny Rollins "St. Thomas" macht Unterreiner fleißig Gebrauch vom "Dämpfer", diesem kreisrunden Deckel, welcher der Jazztrompete das typische "Growling" oder "Grollen" entlockt. Unterreiner streut schließlich ebenfalls eine Eigenkomposition ein, bei der auf ein versonnen wirkendes Intro eher die zarteren Töne des Jazz zur Geltung kommen.

"Es gibt Bands, die werden immer besser", kündigt das Trio schließlich "Can't buy me Love" von den Beatles an, das beeindruckende Improvisationsparts an Klavier und Trompete beinhaltet, ehe auch Elwood mit einer Eigenkomposition aufwartet - einem "fröhlichen Blues", wie sie das Stück nennt. Die Trompete wird hier mehr als Experimentierkasten denn als Instrument benutzt. Bei Chick Coreas "Spain" fragt man sich schließlich, wie man so viel Virtuosität in nur ein Stück packen kann - das Elwood Trio hinterlässt ein staunendes Publikum.

© SZ vom 11.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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