Kommentar:Frauen müssen mehr können

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Wenn Frauen in der Kommunalpolitik Männern standhalten wollen, müssen sie sich qualifizieren

Von Felicitas Amler

Ein guter Anfang - aber dabei sollte es nicht bleiben. Die Gleichstellungsstelle des Landkreises will Frauen dazu ermutigen, bei der Kommunalwahl 2020 zu kandidieren. Dazu hat sie eine Ausstellung geholt über Frauen, die es in den Landtag geschafft haben; hat einen Vortrag über 100 Jahre Frauen-Wahlrecht bestellt und es Besucherinnen ermöglicht, mit erfahrenen Lokalpolitikerinnen ins Gespräch zu kommen. In einer Stunde mit wechselnden Gesprächspartnerinnen konnten grundsätzliche Fragen beantwortet und einige Zweifel ausgeräumt werden. Das kann's aber nicht gewesen sein.

Gerade wenn es stimmt - und es stimmt ja nun mal -, dass Frauen besser sein, mehr Wissen, Kraft und Selbstbewusstsein aufbringen müssen als Männer, um im politischen Betrieb voranzukommen, dann müssen sie darauf bestmöglich vorbereitet werden. Da reicht es eben nicht zu sagen: Interesse ist wichtig, den Rest bringt der politische Alltag. Frauen müssen sich kommunalpolitisch qualifizieren, um dem männerdominierten Betrieb standzuhalten. Was genau ist ein Flächennutzungsplan? Was steht in der Gemeindeordnung oder dem Baugesetzbuch? Wie leite ich eine Versammlung, wo liegen meine persönlichen Stärken und Schwächen? Das lässt sich erlernen und gezielt ausprobieren. Eine Gleichstellungsstelle kann dabei helfen.

Es gibt dafür Vorbilder in anderen Landkreisen, wo sich die Gleichstellungsbeauftragte zu diesem Zweck mit der Volkshochschule zusammengetan hat. Wochenendseminare und Lehrgänge über einen längeren Zeitraum haben Frauen fit gemacht für Gemeinde- und Stadträte - fachlich und mental. Die Chance dazu sollten möglichst viele Frauen bekommen. Bei einer realen Frauen-Quote von nur 20 Prozent im Schnitt aller Gemeinde- und Stadträte im hiesigen Landkreis ist noch viel zu tun. Es braucht viele Frauen mit Engagement und Durchhaltevermögen, um das zu ändern.

Eine der Teilnehmerinnen des Gesprächs mit Lokalpolitikerinnen sagte, eigentlich wolle sie schon kandidieren, aber sie habe auch Angst vor der eigenen Courage. Eine solide Qualifikation und die Solidarität einer gemeinsamen Initiative könnten solche Ängste abbauen. Bildung war übrigens eine der ersten und wichtigsten Forderungen jener Frauen, die schon vor mehr als 100 Jahren um ihre Rechte kämpften.

© SZ vom 26.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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