Kommentar:Ehrenwerte Basisarbeit

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Die Grünen sind im Höhenflug. Sie haben viele Jahren an ihrem Erfolg gearbeitet. Das beflügelt die Mandatsträger

Von Wolfgang Schäl

Die Grünen schweben derzeit auf Wolke sieben, und es gibt für sie keinen Grund, auf den Erfolg bei den jüngsten Landtagswahlen nicht stolz zu sein. 38 Abgeordnete und ein Wahlresultat von 17,6 Prozent sind eine deutliche Ansage, sie sind das Ergebnis von mehr als drei Jahrzehnten Politik, in der die Partei alle denkbaren Höhen und Tiefen durchlebt und durchlitten hat, darunter auch den Aufstieg und Sturz Manfred Fleischers vom gestrengen, wortgewaltigen Grünen-Fraktionsvorsitzenden im Landtag zum erfolglosen CSU-Bürgermeisterkandidaten in Wolfratshausen.

Das ist lange her. Die Grünen sind erkennbar nicht jünger geworden, beim Aschermittwochstreffen im Kloster Schäftlarn sah man ein eher behaglich-bürgerlich anmutendes Publikum vor den Tellern sitzen. Umso kämpferischer gaben sich ihre Mandatsträger, obwohl die meisten nicht im Rampenlicht stehen und nicht das große Rad drehen, sondern Umweltthemen umso wirksamer auf Orts- und Kreisebene verfolgen: Energiewende, Fahrplanverbesserungen, Artenschutz, Verkehrs- und Tarifpolitik, Radwegkonzepte: Das alles erledigt sich nicht von selbst, sondern ist das Ergebnis von viel Detailarbeit, das Resultat eines beharrlichen Bohrens dicker Bretter. Derlei Basisarbeit kann man nicht hoch genug einschätzen.

Deshalb mag man es dem Abgeordneten Markus Büchler denn auch gern nachsehen, wenn er übermütig tönt, es sei ihm ganz egal, wer unter den Grünen Regierungschef ist. Schon klar, dass die großspurige Randbemerkung nicht wirklich ernst gemeint war, gerade im Augenblick des Erfolgs wäre es aber sympathischer, auf derlei verbale Muskelspiele, auch im Scherz, zu verzichten. Die Grünen hätten es auch nicht nötig, sich den Erfolg des Rettet-die-Bienen-Volksbegehrens als ureigenen Verdienst an die Fahnen zu heften. Denn auf den Weg gebracht wurde es von der in der Organisation von solchen Plebisziten mittlerweile erfahrenen ÖDP.

© SZ vom 08.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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