Kloster Beuerberg:"Das hier ist mein zweites Zuhause"

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Anton Skoetsch (links) und Nikolai Hummel bieten Kloster-Führungen für Kinder an. (Foto: Hartmut Pöstges)

Zwei Buben aus dem Ort führen am Samstag erstmals junge Gäste durch die neue Ausstellung. Sie haben einen ganz eigenen Zugang zum Thema "Heimat"

Von Stephanie Schwaderer

Anton Skoetsch und Nicolai Hummel sind die jüngsten Mitglieder im Beuerberger Klosterteam. In den vergangenen drei Jahren hat man die beiden Buben, elf und 13 Jahre alt, häufig im Klosterladen bei der Volkskundlerin Anastasia Czerny angetroffen. In diesem Jahr haben sie neue Pläne: Gemeinsam mit der Museumspädagogin Johanna Eder und der Künstlerin Christiana Biron bieten sie Kinderführungen durchs Kloster und die aktuelle Ausstellung "Heimat. Gesucht. Geliebt. Verloren" an.

SZ: Ist ein Kloster nicht furchtbar langweilig für Kinder?

Nicolai: Nicht für alle.

Anton: Kommt drauf an, ob man da auch an Kinder denkt.

In Beuerberg denkt man an Kinder?

Anton: Ja! Was man hier alles machen kann: Vogelhäuschen bauen und backen, basteln und drucken. Ich hab schon allen meinen Freunden gesagt, dass sie auch hierherkommen müssen.

Wie war denn eure erste Führung, die ihr hier mitgemacht habt - erinnert ihr euch noch?

Nikolai: Ich war mit der Grundschule hier, in der vierten Klasse. Und alle Menschen hier waren nett.

Anton: Zu mir hat meine Mutter gesagt: Das Kloster ist jetzt ein Museum, und da gibt es einen Bäcker. Das hat mir gefallen. Dann ich bin immer öfter hergekommen. Mittlerweile ist das hier mein zweites Zuhause.

Wie viel Zeit verbringt ihr hier?

Nikolai: Manchmal eine halbe Stunde. Manchmal einen Tag. Ich bin am liebsten im Klosterladen bei Anastasia und ihrer Schwester Agnes. Da fühle ich mich wohl. Ich kann ein bisschen mithelfen, mich unterhalten oder Laufbursche sein. Und mittlerweile weiß ich viel über die Kerzen und die Liköre.

Anton: Bei mir ist es so: Die Schule geht vor. Dann kommen Kloster und Familie, die sind ungefähr gleich wichtig. Wenn ich etwas für daheim einkaufen soll, gehe ich lieber erst ins Kloster.

Wer hatte die Idee, dass ihr künftig Kinder durchs Kloster führt?

Nikolai: Wir beide.

Anton: Da war irgendwann die Rede von Führungen, und da haben wir gesagt: Warum machen wir das nicht?

Was sind denn - neben dem Klosterladen - eure Lieblingsorte?

Anton: Der Bäcker. Der ist echt nett. Man kann bei ihm selber etwas backen und einige Zeit später wiederkommen und seine Sachen mitnehmen. Oder man isst sie gleich dort.

Nikolai: Ich finde den Pavillon sehr schön.

Und den Bäcker.

Anton: Und den Filmraum. Der ist so eingerichtet wie eine alte Schule, und dort laufen Ausschnitte aus den Lausbubengeschichten, die in Beuerberg gedreht wurden.

Nikolai: Der Fotoautomat ist auch toll. Da kann man für einen Euro ein Bild von sich ausdrucken, oder man lässt es sich nach Hause schicken.

Anton: Und das Dialekttelefon. Du nimmst den Hörer ab, dann kommt eine Ansage, und dann kannst du dein Lieblingswort im Dialekt sagen und es übersetzen. Das wird dann aufgenommen und abgespielt, so dass alle Leute es hören können.

Hast du schon etwas draufgesagt?

Anton: Gscheithaferl, das heißt so viel wie Klugscheißer. Und Gschaftlhuber und Hawediehre und Griaßdi. Und mein Bruder hat etwas Schwäbisches draufgesagt: Bombobabierle.

In der Ausstellung gibt es auch ganz ernste Geschichten. Zum Beispiel die von der Sendlinger Mordweihnacht. Was erzählt ihr dazu den Kindern?

Anton: Also, der bayerische Kurfürst ist ins Exil gegangen, weil er weg musste. Und die Österreicher haben gedacht: Dann übernehmen wir Bayern. Die Bauern haben sich zusammengetan, um sie zu vertreiben. Aber die Österreicher haben ihnen in München eine Falle gestellt.

Nikolai: Jemand hat sie verraten, und sie wurden alle getötet. Aus Beuerberg waren auch 24 junge Männer dabei.

Anton: Für ein kleines Dorf ist das viel, eine ganze Schulklasse.

Ihr habt selber schon viele Führungen mitbekommen. Was werdet ihr anders als die Erwachsenen machen?

Anton: Nicht so viel erklären und auch mal die Kinder etwas sagen oder raten lassen.

Und wenn sie nicht zuhören?

Anton (klatscht dreimal in die Hände)

Nikolai: Dann sagen wir: Leise, sonst geht es nicht. Wir haben auch ein kleines Heft für Kinder ..

. Anton: Aber das bekommen sie erst am Ende. Sonst schauen sie sich die ganze Zeit nur die Bilder und die Rätsel an.

Wie lange soll eure Führung dauern?

Nikolai: Höchstens 30 Minuten.

Anton: Schon eine Stunde!

Nikolai: Aber man muss ja auch noch Zeit für die ganzen Aktivitäten haben. Und für den Klosterladen und für die Küche - da ist es auch schön, und das Essen schmeckt richtig gut.

"Heimat - Gesucht. Geliebt. Verloren", Kloster Beuerberg, bis 3. November, Mittwoch bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr; erste Kinderführung am Samstag, 11. Mai, Beginn 14.30 Uhr, Treffpunkt an der Klosterpforte; detaillierte Infos zur Ausstellung und zum Begleitprogramm unter www.dimu-freising.de

© SZ vom 09.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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