Kloster Beuerberg:Ausgangspunkt Fegefeuer

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Kabarettist Josef Brustmann lädt zusammen mit Martin Regnat und der BeuerbergerKlosterküche zu einer musikalisch-kulinarischen Sonnwendtour ein

Von Stephanie Schwaderer, Beuerberg

Vom Fegefeuer in den Himmel sind es nur ein paar Schritte. Auf halbem Weg hat sich Josef Brustmann ein Holzbänkchen hingerückt. Für den Fototermin in der fantastisch umdekorierten Klosterkapelle packt er seine Zither aus, zupft die ersten Saiten an. "Across the Universe" von den Beatles. Und plötzlich wird aus dem Spiel schier heiliger Ernst: Die Töne perlen nach oben, erfüllen den Raum. Das Foto ist zweitrangig, für Posen kein Platz. Für einen Moment ist das Universum zu Gast. Und dann schwenkt Brustmann, der sich als "frommer Atheist" bezeichnet, zu einer alten Volksweise über, hebt an zu singen: "Sieben Tage lang sich Gott die Welt ersann. Und hat dann uns gestellt in diese schöne Welt."

Die Kamera klickt. Ein paar Sekunden ist es still. Dann fasst Brustmann zusammen: "Is des schee." Am kommenden Sonntag, 24. Juni, wird der Ickinger Volksmusikant und preisgekrönte Kabarettist zusammen mit dem Akkordeonisten Martin Regnat seine Gäste auf eine musikalische, kulinarische und lyrische Spurensuche im Zeichen der Sonnwende mitnehmen. Das "Gartenspiel mit Zungenschlag" ist Teil der "Beuerberger Klosterklänge", und die wiederum sind Bestandteil des üppigen Begleitprogramms, mit dem das Diözesanmuseum Freising seine Ausstellungen im Kloster Beuerberg ausstaffiert.

In diesem Jahr lautet das Motto im einstigen Domizil der Salesianerinnen "Das Spiel beginnt". Das Team um Museumsleiter Christoph Kürzeder hat damit einen Coup gelandet. Bei vielen Besuchern springt der Funke schon an der Klosterpforte über, wo sie eine "Tugend" ziehen, über die sie dann gebührend nachdenken dürfen. In der Kapelle, die sich als farbenprächtige Bühne zwischen Himmel und Hölle präsentiert, kann auch Brustmann nicht widerstehen. Der Boden ist ein riesiges Spielbrett und einem Würfelspiel nachempfunden, mit dem die Nonnen in Beuerberg sich einst den Tugenden und Lastern hingaben. Zwei große Würfel, einer blau, einer rot, liegen bereit. Das erste Feld, auf das es Brustmann verschlägt, ist mit "Naschen" überschrieben. Andere heißen "Zanksucht", "Abtötung" oder "Willfährigkeit" - Begriffe, die sich der 63-Jährige, der Mitglied der Münchner Turmschreiber ist, auf der Zunge zergehen lässt.

"Frommer Atheist": Josef Brustmann bereitet sich genussvoll auf seinen Auftritt im Kloster Beuerberg vor. Sein Wandelkonzert am Johannistag wird in der Klosterkapelle beginnen, die sich derzeit als leuchtender Spielraum präsentiert. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das Programm, das er sich zum Johannistag ausgedacht hat, sei ihm leicht von der Hand gegangen, erzählt er. "Hat Spaß gemacht." Mittlerweile schöpfe er aus einem Fundus von 1200, 1300 Liedern - und aus persönlichen Erinnerungen. Sein Vater habe ihn und seine acht Geschwister am Abend des Johannistages immer mit zur Isar in Waldram genommen. "Da haben wir unsere Füße ins Wasser gehalten." Im Hinblick auf Johannes, den Täufer, dem die katholische Kirche den Tag geweiht hat, sollte das "einen besonderen Schutz bringen".

Mindestens ebenso spannend findet er jedoch die vorchristlichen Bräuche zur Sonnwende, die seine "kindliche Neugier" geweckt hätten. Begeistert ist er von Gedichten, die er bei Goethe, Rilke und dem Lyriker Peter Huchel entdeckt hat und die zum Teil Eingang in das Wandelkonzert gefunden haben.

Die Tour durchs Kloster führt über drei Stationen. Sie beginnt in der Kapelle, wo "Frommes" auf dem Programm steht, führt unter dem Stichwort "Natürliches" weiter in den Klostergarten und endet unter dem Motto "Humorvolles" im Refektorium. Außer Brustmann und Regnat trägt nämlich auch die Beuerberger Klosterküche mit "Sommersonnwendspeisen" zum Programm bei.

Was die Gäste am Sonntag kosten dürfen, weiß Küchenchefin Stella Igl fünf Tage vorher selbst noch nicht genau. "Eigentlich sind Holler und Spargel typische Sonnwendspeisen", erklärt die 33-jährige Münchnerin. "Aber die sind heuer längst durch. Wir sind schon im Sommer." Kopfzerbrechen macht ihr das nicht. Im Gegenteil: Zwei Grundpfeiler der Klosterküche, die sie zusammen mit ihrer Freundin Maxie Denk aufgebaut hat, heißen Spontaneität und Kreativität. Der dritte: Liebe zum Kochen.

Stella Igl ist Küchenchefin auf Zeit im Kloster Beuerberg. (Foto: Hartmut Pöstges)

Mit Schürze und Schere ausgestattet steht Igl im duftenden Klostergarten. Das Fenchelkraut wuchert, der Mangold quillt aus seinem Beet und die Lavendelstöcke brummen nur so vor Bienen, Schwärmern und Hummeln. An kleinen Sträuchern reifen dicke Stachelbeeren. "Der Garten diktiert den Speiseplan", sagt Igl. "Ich habe viel von ihm gelernt." Heute wird sie noch Liebstöckel und Pimpernelle schneiden, Kräuterbutter vorbereiten und einen Estragon-Essig ansetzen.

Brustmann testet derweil die Akustik im Klostergarten - und die Johannisbeeren. Sein Programm, erzählt er, werde sich schwerpunktmäßig um die Natur und Pflanzen drehen, um die Schöpfung, die es zu erhalten gelte. Zum Abschluss setzt er sich ans alte Klavier im Refektorium, greift beseelt in die Tasten - und gönnt sich noch einen Schokoladenkuchen aus Igls Backofen. Ob das Naschen nun eine Tugend oder ein Laster ist, darüber lässt sich trefflich streiten.

Sonntag, 24. Juni, 16 Uhr, Kloster Beuerberg, Eintritt 25/15 Euro (inkl. Fingerfood), Anmeldung unter Tel. 089/21 37 42 40 oder info@dimu-freising.de

© SZ vom 21.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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