Kloster Benediktbeuern:Neubau im alten Obstgarten

Lesezeit: 2 min

Das Fraunhofer-Institut hält trotz Kritik der Denkmalpflege an den umstrittenen Plänen für ein Tagungszentrum neben dem Kloster Benediktbeuern fest. Die Gemeinde und der Klosterdirektor stimmen dem zu.

Klaus Schieder

Kloster Benediktbeuern Wehrtürme Kloster Benediktbeuern Wehrtürme, Basilika St. Benedikt, 29.10 .2012, Foto: Manfred Neubauer (Foto: Manfred Neubauer)

Trotz der Kritik des Landesamts für Denkmalpflege bleibt Georg Rauchenberger (CSU) hart: Das umstrittene Tagungszentrum des Fraunhofer-Instituts soll auf dem südlichen Teil des alten Obstgartens beim Kloster Benediktbeuern entstehen. Die Alternative, mit dem Neubau auf das Areal östlich der Bahngleise jenseits der Klosteranlage auszuweichen, lehnt der Benediktbeurer Bürgermeister kategorisch ab. "Die Wiesen bleiben grün", sagt er. Für die zweite Variante, das Zentrum gleich in das Kloster zu integrieren, fehlen dort laut Klosterdirektor, Pater Claudius Amann, die geeigneten Räume.

An dem vorgesehenen Standort für das Tagungshaus, das etwa 50 Zimmer und Seminarräume beherbergen soll, missfällt der Denkmalbehörde, dass damit ein wertvoller alter Garten zerstört würde, der sich restaurieren ließe. Außerdem störe der Neubau das gesamte Ensemble des Klosters und verstelle Sichtachsen. Die Argumentation des Landesamts, dass zum Denkmalschutz nicht bloß Gebäude, sondern auch Freiflächen gehören, vermag Pater Claudius Amann zu verstehen.

Allerdings handle es sich hier um den alten Obstgarten des Klosters, wendet er ein. Und nicht etwa um den weiter westlich gelegenen Barockgarten. Die Frage, wo das Tagungszentrum errichtet werden soll, sei "viel durchdacht, hin- und hergewogen und überprüft worden", sagt der Klosterdirektor. So lud er zwei Architekten ein, um eine weitere Alternative zu prüfen.

Da der Diplom-Studiengang Theologie der Philosophisch-Theologischen Hochschule im Sommer 2013 ausläuft, werden Räume im denkmalgeschützten Kloster frei. Das Ergebnis der Besichtigung: Das Fraunhofer-Institut könnte nur 14 Zimmer für Übernachtungen nutzen, außerdem ein paar Seminarräume. Zu wenig für ein Kongresshaus. "In einen Renaissance-Raum, der jetzt als Hörsaal dient, kann man eben keine Übernachtungsmöglichkeiten einbauen", sagt Pater Amann.

Die Option, den Neubau auf das Areal östlich der Bahngleise zu stellen, lehnt der Klosterdirektor ebenso ab wie der Bürgermeister. Die Besucher des "Netz-Wert-Zentrums", wie das Tagungszentrum einmal heißen soll, müssten dann über die Bahngleise laufen, um im Kloster zu Mittag zu essen oder anderweitig verpflegt zu werden . "Jetzt stellen Sie sich einmal einen guten bayerischen Winter vor - das ist eine ordentliche Belastung", sagt Pater Amann. Außerdem würde ein Gebäude an der von der Denkmalbehörde vorgeschlagenen Stelle die Zäsur zwischen Dorf und Kloster beseitigen.

Darauf verweist auch Bürgermeister Rauchenberger. Um Dorf und Kloster zu trennen, soll die Grünzone, sprich: die Weisen, unangetastet bleiben. Diesen Puffer habe das Landesamt für Denkmalpflege im Übrigen einmal ausdrücklich gelobt, teilt Rauchenberger mit. Nun sehe die Behörde das aber als "kleineres Übel" an. Das größere Übel für den Rathauschef ist allerdings die Gefahr, mit dem Neubau einen Präzedenzfall zu schaffen. "Das wäre der Anfang einer gänzlichen Bebauung", sagt er. Dann müsste die Gemeinde künftig weitere Bebauungen genehmigen. Dies widerspricht jedoch dem Flächennutzungsplan aus dem Jahr 1990, in dem die Grünzone zwischen Dorf und Kloster festgeschrieben ist.

Wie das Tagungszentrum einmal aussehen soll, ist bislang unklar. Noch gibt es keinen Plan. Liegt ein Entwurf vor, wird sich der Gemeinderat mit der Gestaltung auseinandersetzen, den Flächennutzungsplan ändern und einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufstellen.

Auf Einwände der Denkmalbehörde muss die Gemeinde Benediktbeuern kaum Rücksicht nehmen, da sie die Planungshoheit hat. Die Kosten für das Tagungszentrum belaufen sich auf etwa acht Millionen Euro. Vier Millionen hat der bayerische Landtag dafür schon freigegeben, die restlichen vier Millionen kommen vom Bund.

© SZ vom 30.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: