Kloster Benediktbeuern:Fluchtwege aus dem Maierhof

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Konzertbesucher bis zu den Knien im Schlamm: Nach den Starkregen bei den Konzerten von Toto und Angelo Branduardi diskutiert der Gemeinderat ein neues Konzept.

Ingrid Hügenell

25 Konzerte in acht Jahren hat Siegmar Hartmann im Maierhof des Klosters Benediktbeuern veranstaltet. Nur vier Mal habe es dabei geregnet, sagt er. Zwei Mal schüttete es regelrecht: als Toto am 17. Juli spielte, und dann eine Woche später am 24. Juli beim Auftritt von Angelo Branduardi. Nach dem ersten Starkregenkonzert hatten die Besucher, die mit ihren Autos auf der als Parkplatz ausgewiesenen Wiese nahe dem Kloster standen, massive Probleme.

Starkregenkonzert im Kloster Benediktbeuren: Zwei Mal in diesem Jahr hat es bei Konzerten regelrecht geschüttet. (Foto: WOR)

Sie mussten von den Landwirten der umliegenden Höfe mit Traktoren abgeschleppt werden, wie Bäuerin Cordula Sindlhauser berichtet. Bis zu den Knien hätten die Menschen im Schlamm gestanden, etwa drei Stunden habe es gedauert, bis alle Besucher weggefahren waren, erzählt sie.

Diese Situation und die Unwetterwarnung, die es für diesen Abend gab, führten im Gemeinderat zu einer Diskussion darüber, wie das Konzept zu verbessern sei. "Es wurde darüber gesprochen, wie man für solch eine Situation besser gerüstet sein könnte", erklärt Bürgermeister Georg Rauchenberger auf Anfrage. Das Gremium habe überlegt, ob man die Zahl der Konzertbesucher reduzieren sollte. "Meiner Ansicht nach bringt das nicht viel, wenn statt 5500 nur noch 4500 kommen", meint Rauchenberger. Das Konzept des Veranstalters sei durchdacht, starke Regenfälle zum Glück selten.

"Die Extremsituation war der Anlass zu überlegen, dass man manches anders machen könnte", berichtet Gemeinderätin Claudia Wenzl (parteifrei). So habe Franz Sindlhauser angeregt, Parkplätze beim Alpenwarmbad auszuweisen und einen Shuttleservice anzubieten. Das Bad liegt zweieinhalb Kilometer vom Kloster entfernt, dort könnten 500 bis 600 Autos Platz finden. "Es ist aber keiner gegen die Konzerte", betont Wenzl.

Veranstaltet Hartmann sieht den Maierhof des Klosters als einen "tollen Ort" für Konzerte. "Es kostet Mühe und Geld, so einen Ort aufzubauen. Da möchte man auch weitermachen", sagt er. Die Diskussion im Gemeinderat und die vielen E-Mails, in denen er kritisiert wurde, findet er aber unerquicklich: "Wenn einem Steine in den Weg gelegt werden, und man ungebeten ist, muss man überlegen, ob man bleibt."

Nach der Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg, bei der 21 Menschen starben, ist der Ton der E-Mails schärfer geworden, wie Hartmann mitteilt. Dabei sei die Situation nicht vergleichbar. Denn der Maierhof sei bei den Konzerten immer über zwei Eingänge zu erreichen, im Notfall - wenn es beispielsweise hagelt - könne man alle Türen zu den Gebäuden öffnen.

Wie Rauchenberger bestätigt, führen die Notausgänge über das Klosterbräustüberl, das Zentrum für Umwelt und Kultur und das ZUK-Museum nach Außen. In diesen Einrichtungen könnten viele Besucher auch Schutz vor Hagel finden. Ordnungsamtsleiter Christian Scheuerer sei vor den Konzerten in ständigem Kontakt mit dem Wetterdienst gewesen, sagt der Bürgermeister. Hätte sich angedeutet, dass Hagel über Benediktbeuern niedergehen werde, "hätte man auf die Schnelle absagen können".

Der Konzertveranstalter würde sich am liebsten mit den Kritikern zusammensetzen - eine Idee, die in der Gemeinde positiv aufgenommen wird. Er plane bereits fürs kommende Jahr, sagt Hartmann, allerdings vorsichtig. Es werde eher keine großen Rockkonzerte mit 5000 bis 6000 Besuchern geben, sondern kleinere Veranstaltungen mit bis zu 2000 Gästen.

© SZ vom 03.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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