Klinikareal am Moosbauerweg:Rettet den Haselnussbaum

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In Wolfratshausen ist der Strauch über Jahrhunderte zu einem mächtigen Gehölz gewachsen. Jetzt soll der Riese fallen, um der Klinikerweiterung zu weichen. Kritiker fordern ihren Schutz und sehen den Stadtrat in der Pflicht

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Dass sie den Bau eines neuen Gesundheitszentrums an der Wolfratshauser Kreisklinik noch verhindern können, glauben die Kritiker des umstrittenen Vorhabens nach der Unterzeichnung der entsprechenden Verträge inzwischen nicht mehr. Sie konzentrieren ihre Forderungen nun auf den Schutz des prächtigen alten Haselnussbaums, der gefällt werden soll, um dem Neubau im Klinik-Park Platz zu machen.

Der Landkreis und die private Münchner Schütz-Gruppe haben das Grundstücksgeschäft für das Gesundheitszentrum Ende Juli beim Notar besiegelt. Demnach geht der Baugrund für das voraussichtlich vierstöckige Gesundheitszentrum in Erbpacht an den Investor über, wie es der Kreistag schon im Oktober 2014 gebilligt hat. Die Parzelle liegt in Verlängerung des rückwärtigen Klinik-Trakts Richtung Park - genau dort, wo die riesige alte Haselnuss steht, die diesen Teil des Parks prägt und in dieser Größe kaum ihresgleichen hat. Der Baum stand schon lange dort, als vor 100 Jahren auf der grünen Wiese das damalige Neue Krankenhaus in Wolfratshausen den Betrieb aufnahm und zehn Jahre später um einen Anbau erweitert wurde. In diesem, zur Gebhardtstraße hin gelegenen Gebäude sind heute Arztpraxen, Büros und derzeit auch noch die Kfz-Zulassungsstelle untergebracht. Der eigentliche Krankenhausbetrieb findet längst in der Ende der 1960er-Jahre gebauten Kreisklinik am Moosbauerweg statt. Bisher blieb der prächtige Baum von all diesen Neu- und Umbauten verschont.

Doch nun soll die alte Hasel dem geplanten Gesundheitszentrum mit Praxen, einer psychiatrischen Tagesklinik des Bezirks und einer privaten Intensiv-Pflegestation für dauerbeatmete Patienten weichen. Wenn es nach einer Gruppe mehrerer Anwohner um den Wolfratshauser Herrmann Böcking geht, dann sollte der Neubau die Klinik aber nicht in gerader Linie nach hinten fortsetzen, sondern im rechten Winkel angefügt werden. So ließe sich wenigstens der Baum retten, hoffen die Anwohner. Zudem könnte aus Böckings Sicht der Hubschrauberlandeplatz auf das Dach des Neubaus verlegt werden, um wieder etwas Grünfläche zu gewinnen. "Wir denken, dass das alles noch nicht ausgereift ist", sagt Böcking zu den Plänen, die bereits mit der Bauabteilung im Landratsamt abgestimmt sind, aber noch den Wolfratshauser Bauausschuss passieren müssen. Böcking hofft auf ein Nein der Stadträte, an das sich das Landratsamt als die letztlich entscheidende Behörde aber nicht unbedingt halten muss. Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) hatte sich von den 834 Unterschriften nicht beeindrucken lassen, die Böcking zusammen mit einigen Mitstreitern gegen den Neubau im Park gesammelt und Niedermaier Anfang Juni übergeben hatte.

(Foto: SZ Grafik)

Nun, da der Landrat die Erbpacht-Vereinbarung unterzeichnet hat, sei es allerhöchste Zeit für eine öffentliche Informationsveranstaltung zu dem ganzen Thema, fordert Böcking. Niedermaier müsse endlich klare Angaben zu den Plänen, den einzelnen Einrichtungen im Gesundheitszentrum und auch zu dem Nutzen machen, den das ganze Projekt für die Kreisklinik haben soll. Denn an diesem Nutzen zweifeln die Anwohner um Böcking ebenso wie Matthias Richter-Turtur, der 2007 als Chefarzt der Kreisklinik entlassen worden war und heute als Kreisrat der Freien Unabhängigen Wähler eifrigster Kritiker von Geschäftsführer Hubertus Hollmann und Aufsichtsrats-Chef Niedermaier ist. Richter-Turturs Zweifel an den behaupteten Synergien beziehen sich nicht nur auf die psychiatrische Tagesklinik, sondern auch auf die erst kürzlich als weiterer Partner bekannt gewordene Beatmungs-Station. An der werde nur der Betreiber verdienen, nicht die Klinik, zeigt sich Richter-Turtur überzeugt. Böcking argumentiert, dass alle Partner auch im bestehenden Klinik-Gebäude oder eventuell in einem aufgesattelten, zusätzlichen Stockwerk Platz finden würden. Für die Klinik sie es angesichts immer kürzerer Liegezeiten der Patienten ohnehin "das Gebot der Stunde, dass sie platzmäßig zusammenschrumpft". Er selbst sei ein großer Befürworter der Klinik, keineswegs wolle er ihre Existenz und damit auch die ihrer Angestellten aufs Spiel setzen, wie ihm Niedermaier unterstelle. In diese Ecke werde er sich nicht stellen lassen.

© SZ vom 17.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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