Kesselbergrennen in Kochel:Off Limits

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Die Rekordjagd beim Kesselbergrennen verstieß gegen Tempo-Vorschriften. Das Landratsamt schließt ein Bußgeld nicht aus, die Veranstalterin zieht eine erste Konsequenz.

Isabel Meixner

In der Diskussion um die umstrittene Rekordejagd beim Kocheler Kesselbergrennen hat sich der Veranstalter zu Wort gemeldet. Maria Glasl, Vorsitzende des Gewerbe- und Tourismusvereins "Kochel aktiv", betonte: "Wir haben in den Geschäftsbedingungen auf die Gültigkeit der Straßenverkehrsordnung während des Events hingewiesen. Die hat jeder Teilnehmer unterschrieben."

Rasen war beim Kesselbergrennen eigentlich genauso verboten, wie es alltags auf der Strecke der Fall ist - der Bergrekord wurde jedoch elf Mal gebrochen. Jetzt hat das womöglich ein Nachspiel. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Tour war als Gleichmäßigkeitsfahrt ausgeschrieben; dennoch wurde der Bergrekord von Hans Stuck von 3:44 Minuten am Samstag elf Mal gebrochen. Glasl kündigte Konsequenzen an: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich so eine Veranstaltung noch einmal organisieren werde."

Der Geschwindigkeitsrausch hatte den Unmut von Georg Fischhaber hervorgerufen, der das Treffen als Leiter des Verkehrsreferats des Landratsamts genehmigte. Am gestrigen Dienstag erneuerte er im Gespräch mit der SZ seine Kritik: "Solche Rennen und Rekorde locken genau die Klientel an den Kesselberg, die wir nicht haben wollen. Die Wahnsinnigen werden das mit Freude gelesen haben." Er befürchtet, dass einige Motorradfahrer nun versuchen werden, die neue inoffizielle Bestmarke von Prinz Leopold von Bayern von 3:11 Minuten zu brechen.

Mit dem Rennen hätten die Veranstalter gegen die Auflagen verstoßen. Die besagen unter anderem, dass das Treffen keinen Renncharakter aufweisen dürfe. Fischhaber zeigte sich enttäuscht: "Da hat sich der Veranstalter zu weit aus dem Fenster gelehnt. Man fühlt sich veräppelt."

Ein Bußgeld gegen den Organisator schloss er nicht aus: "Wir warten auf eine Stellungnahme der Polizei. Es ist aber zu früh, etwas Genaueres zu sagen."

Fünf Polizisten hatten am Samstag den Sicherheitsdienst unterstützt. Von der Rekordejagd hätten sie nichts mitbekommen, sagte Kochels stellvertretender Dienststellenleiter Fritz Schröferl: "Wir standen am Anfang und am Ende des Veranstaltungsgeländes. Die Raserei während des Rennens geht uns auch nichts an, das ist Sache des Landratsamts."

Kochels Bürgermeister Thomas Holz hofft, dass die Vorfälle nicht künftige Events erschweren: "Es wäre ein herber Schlag, wenn solche Veranstaltungen nicht mehr stattfinden könnten."

Stefan Geisenberger, Pressesprecher des Kesselbergrennens, konnte Fischhabers Ärger verstehen. "Sauber war das nicht", bekannte er auf SZ-Nachfrage. "Ich fände es schade, wenn es Konsequenzen gibt, könnte es aber verstehen."

Warum die Teilnehmer den Berg hinaufrasten und Tempolimits ignorierten, konnte er sich nur so erklären: "Mit BMW und Tesla waren zwei Konkurrenten am Start, die ihre Autos demonstrieren und den Streckenrekord brechen wollten. Dass man nur 60 Stundenkilometer fahren darf, wussten sie vielleicht nicht - vielleicht hat es sie auch nicht interessiert." Fischhabers Befürchtung, Motorradfahrer könnten versuchen, die neue Bestmarke zu knacken, teilte Geisenberger nicht: "Den Rekord kann man nur brechen, wenn die Strecke gesperrt ist. So viel Hirn hat jeder."

Die Raser sind aber nicht das einzige Ärgernis für die Organisatoren. "Wir gehen mit einem dicken Minus aus der Veranstaltung", sagte Maria Glasl. Nur 1000Besucher kamen zum Kesselberg; kalkuliert hatte man mit 10 000 Personen. Der Verein werde nun weitere Sponsoren suchen, so Glasl.

© SZ vom 11.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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