Keramik bemalen:Teller und Tassen als Eigenkreation

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Aus Weiß mach Bunt: Victoria Nemeth verkauft in Wolfratshausen Keramik, die ihre Kunden selbst bemalen dürfen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Im Wolfratshauser Untermarkt hat das Keramik-Atelier "Mal anders" neu eröffnet

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Wenn der neueste Laden am Wolfratshauser Untermarkt nicht geöffnet hat, wirkt er fast etwas steril. Die Schüsseln, Teller, Tassen und Kannen, die man durch die Schaufenster in den Regalen sieht, sind durchweg weiß. Doch das Keramik-Mal-Atelier, das Victoria Nemeth seit Anfang Oktober in dem blassgelb gestrichenen Häuschen Nummer 45 unter dem Namen "Mal anders" betreibt, ist eben kein Laden im herkömmlichen Sinne. Wer Keramikware dort kauft, gestaltet sie gleich selbst an Ort und Stelle. Man sucht sich ein Stück aus, setzt sich an einen Tisch und bemalt es, wie man möchte, mit Glasurfarben. Eine Woche später kann man es dann abholen, farbig und fertig gebrannt.

Wenn das Lädchen, das früher mal ein Musikgeschäft war, geöffnet hat, geht es dort auch alles andere als steril zu. Am Donnerstagnachmittag sitzen etwa ein halbes Dutzend Kinder an einem großen Tisch, die aufgeregt nach Farben und Pinseln greifen. "Das Wasser ist nur zum Auswaschen da", erklärt Nemeth. "Der Pinsel muss immer trocken sein, wenn er in die Farbe getaucht wird." Sie weist die Kinder auf die Küchenrolle in der Mitte des Tisches hin. "Und die Ränder unten an den Tellern nicht bemalen" - sonst würden sie später im Ofen festbrennen.

Nemeth hat den Laden zwar erst seit einem Monat geöffnet, aber schon deutlich länger mit Kindern Keramik bemalt. "Ich mache das seit 2007", sagt die 42-jährige Eurasburgerin. Die gelernte Kunsttherapeutin hatte früher ein Kunstatelier für Kinder in Neuried, und auch dort stand schon ein Brennofen. Wegen der nicht mehr zumutbaren Mietpreise habe sie ihr Atelier bei München vor drei Jahren schließen müssen. Vor Kurzem habe sie den Laden in Wolfratshausen gefunden. "Wir haben uns gedacht, im Oberland fehlt das noch", sagt Nemeth. Der Vermieter habe das vormals blaue Haus neu gestrichen, und sie habe mit ihrem Mann Thomas Kolb, einem gelernten Schreiner, das Geschäft von innen komplett renoviert.

Als sie erzählt habe, dass sie einen Laden im Wolfratshauser Untermarkt aufmache, habe sie auch mitleidsvolle Blicke geerntet, erzählt Nemeth. Schließlich hätten zahlreiche Geschäfte in der Altstadt wegen des Internethandels schließen müssen. "Viele haben gesagt: na, dann viel Glück", sagt die 42-Jährige und lächelt. "Aber das hier ist ein ganz anderes Konzept. Ich verkaufe ja nicht in erster Linie Ware, sondern ich biete vor allem eine Freizeitbeschäftigung an."

Eine, die den Kindern in ihrem Laden sichtlich Spaß macht. An dem großen Tisch versuchen sich auch die beiden Mütter mit Pinsel und Farben. "Wir sind ja schon Stammkunden", sagt Katja Ast, die mit ihrer Freundin Annabel Mohr-Bibi und den Kindern aus Bad Tölz gekommen ist - um einen "besonderen Feriennachmittag" zu verbringen, wie sie sagt. Zum ersten Mal sei sie Anfang Oktober hier gewesen, um den elften Geburtstag ihrer Tochter Lilly zu feiern. Die erzählt, wie viel Spaß ihr das Malen auf Keramik macht. Auf dem großen runden Brennofen hinter der Theke liegen die fertigen Stücke zum Abholen bereit. Darunter auch ein Schild für die Zimmertür, auf dem "Lilly's Home" geschrieben steht.

Kindergeburtstage seien derzeit ihr Hauptgeschäft, sagt Nemeth. Die fänden meist an Samstagnachmittagen statt. Grundsätzlich aber richte sich ihr Angebot an alle, die mal Keramik bemalen wollen. Die Tische mit den 24 Plätzen könnten auch für kleine Firmenevents genutzt werden. Zudem wolle sie einmal im Monat abends die Technik des Keramikmalens erläutern. Und künftig werde sie auch "Keramik to go" anbieten: Bei sechs Stücken oder mehr könne man eine Kiste mit Rohware, Farben, Pinsel und Anleitung für eine Woche mit nach Hause nehmen und dort bemalen. 15 Euro kostet eine einfache Tasse, 18 Euro eine Müslischüssel. In den Preisen enthalten ist das Brennen und ein eventuelles Nachglasieren.

Einen besonderen Service bietet Nemeth für Hundebesitzer an: Die können nach Absprache auch nach Ladenschluss kommen. "Dann nehme ich in Ruhe einen Pfotenabdruck" - für individuell gestaltete Fressnäpfe. Nemeth ist selbst stolze Hundebesitzerin. Ihren Windhund Emil hat sie auf den Kacheln hinter der Theke verewigt.

Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag 15 bis 19 Uhr, Samstag 11 bis 17 Uhr. Mehr Informationen unter www.keramik-mal-anders.de.

© SZ vom 05.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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