Kasperl "Larifari":Ein Pocci-Museum im "Hollerhaus"

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Gesellschaft muss mit Exponaten nach Icking ausweichen. Der Vorsitzende wünscht sich mehr Engagement von Münsing.

Benjamin Engel

Ein eigenes Pocci-Museum mit zwei bis drei Räumen im von der Gemeinde erworbenen Pallaufhof: Das wäre der Wunschtraum von Michael Köhle. Im Dezember habe es einen deutlichen Sinneswandel in der Gemeinde gegeben, den Hof in Richtung eines Kulturzentrums zu entwickeln, sagt der Vorsitzende der Franz-Graf-von-Pocci-Gesellschaft. Köhle betont: "Wir können nur unsere Vorstellungen und Wünsche äußern." Zunächst einmal möchte die Gesellschaft am 3. März im Irschenhauser Hollerhaus in der Gemeine Icking ein kleines Pocci-Museum eröffnen. In der Stube und einem Nebenraum sollen dann - vorerst zeitlich unbegrenzt - unter anderem Karikaturen und Bücher zu sehen sein. "Es wird auch Ausstellungsstücke geben, die vorher noch nie gezeigt wurden", verspricht Köhle.

Auf den Tag genau zum zehnjährigen Bestehen der Pocci-Gesellschaft sprachen die Vorstandsmitglieder über bisher Geleistetes und über Pläne. Retrospektiv könne er sagen: "Es ist uns gut gelungen, die Gesellschaft zu etablieren", erklärt der Vorsitzende. Seinen Angaben nach ist die Vereinigung auf rund 200 Mitglieder angewachsen. Mehr als 100 Veranstaltungen hat sie organisiert; sie hat sich für Denkmäler und Gedenktafeln eingesetzt und den Pocci-Preis ins Leben gerufen. Außerdem hat sie ein Netzwerk - nicht nur in Deutschland, sondern auch in Italien und Österreich - zu Theatern und Vereinigungen geknüpft, die Poccis Werke öffentlich aufführen.

Wenn es die Gesellschaft nicht gebe, würde Pocci noch immer in einem Dornröschenschlaf schlafen", davon ist der stellvertretende Vorsitzende Hans Maenner überzeugt. Einen wichtigen Anteil daran hat nach Ansicht der Vorstandsmitglieder Köhle selbst. "Durchsetzungswillen, Überzeugungsfähigkeit und Hartnäckigkeit zeichnen unseren Vorsitzenden aus." Darin sind sich Maenner, der stellvertretende Vorsitzende Hans Rosnitschek und Beisitzer Johannes Glötzner schnell einig.

Auch nach zehn Jahren gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Denn Franz Graf von Pocci (1807-1876), Zeremonienmeister Ludwigs I. und Hofmusikintendant, ist mehr als der Schöpfer des Kasperl Larifari. Der Nachwelt hinterließ er rund 600 Kompositionen, unzählige Aquarelle und Karikaturen. "Mir war klar, dass Poccis Werk sehr vielfältig ist, aber dass es so uferlos ist, überrascht mich noch heute", sagt Köhle. Es sei noch zu wenig erforscht.

Mit dem Marionettentheater habe Pocci aber etwas Altes neu belebt und geformt. Die kulturhistorische Bedeutung des Kasperl Larifari sei bis heute nicht erfasst. Außerdem sehe es seiner Ansicht nach auch so aus, als ob Pocci der erste deutsche Karikaturist gewesen sein könnte. Auf derartige Fragen wolle sich die Gesellschaft künftig konzentrieren. Sie bemühe sich auch darum, dass Kompositionen von Pocci im Bayerischen Musiker-Lexikon online mit Noten und Musikbeispielen erfasst werden.

Köhle wünscht sich, dass auch die Gemeinde Münsing sich stärker mit Pocci identifiziert, so wie Wolfratshausen sich als Flößerstadt darstelle. Schließlich sei er wahrscheinlich die "bedeutendste kulturelle Persönlichkeit" Münsings. Wie Glötzner betont, gehe es aber nicht darum, "nur den alten Pocci zu verehren". Die Gesellschaft müsse auch zeitgenössische Künstler fördern, die "im Sinne Poccis weiterarbeiteten". Er denkt an bildende Künstler, aber auch an Musiker. Darüber hinaus gelte es, junge Leute an Pocci heranzuführen, sagt Glötzner.

© SZ vom 06.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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