Kaiserspeck und Kaminwurzen:Chef schützt Mitarbeiter

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Bürgermeister Heilinglechner stellt sich vor Verurteilten

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Der Wolfratshauser Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) stellt sich hinter seinen Marktmeister, der vorige Woche wegen Vorteilsannahme im Amt zu einer Geldstrafe von 600 Euro verurteilt worden ist. Der Beamte, der laut Richter von einem Händler ein Paar Kaminwurzen im Wert von 3,50 Euro angenommen haben soll, genieße "auch zukünftig mein vollstes Vertrauen", sagte Heilinglechner am Dienstag in einer Erklärung am Ende der Stadtratssitzung. Er stelle sich "deutlich hinter" den Beamten, der auch künftig das Marktwesen in Wolfratshausen weiter betreuen werde. Wie Heilinglechner am Mittwoch auf Nachfrage erklärte, hat der Marktmeister inzwischen Berufung gegen das Urteil einlegen lassen. "Wir müssen schauen, wie es jetzt weitergeht", sagte der Bürgermeister.

Der amtierende Marktmeister war gemeinsam mit seinem Vorgänger und dem Händler verurteilt worden. Obwohl er die Annahme der Würste abgestritten hatte, ließ der Richter den Grundsatz "im Zweifel für den Angeklagten" nicht gelten und glaubte dem Fieranten. Dieser habe sich, so der Richter, mit seiner Aussage schließlich selbst der Strafverfolgung ausgesetzt. Er hatte angegeben, dem früheren Marktmeister von 2011 bis 2016 insgesamt 18 Mal ein Stück Kaiserspeck im Wert von jeweils zirka zehn Euro geschenkt zu haben, um seinen Stammplatz zu behalten. Dem derzeitigen Marktmeister und damaligen Stellvertreter will er 2016 die Würste gegeben haben. Der stritt das allerdings ab und zeigte den Händler wegen Verleumdung an. Daraufhin kam es zur Verhandlung.

Sein Vorgänger im Amt hat die Annahme des Specks vor Gericht indes zugegeben und wurde zu einer Geldstrafe von 3300 Euro verurteilt. Gegen das Urteil hat sein Anwalt Berufung eingelegt. Die Geschenke des Fieranten habe er den städtischen Kollegen im Rathaus dann jeweils zur Brotzeit spendiert, sagte der pensionierte Marktmeister in der Verhandlung. Das sei nicht wahr, erklärte indes Heilinglechner am Dienstag im Stadtrat. Die Behauptung sei "absolut unhaltbar".

Das Urteil des Amtsrichters gegen den neuen amtierenden Marktmeister bezeichnete er vor den Stadträten als "nicht nachvollziehbar". Seit dieser für die Wolfratshauser Märkte zuständig sei, habe sich "die Situation deutlich verbessert", sagte der Bürgermeister. "Er genießt sowohl bei den Händlern als auch bei den Bewohnern großen Respekt."

© SZ vom 18.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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