Isar-Kaufhaus:Experten tippen auf eine Modekette

Lesezeit: 2 min

Handelsverband und Makler bestätigen Plan für das Isar-Kaufhaus. Doch selbst wenn die Eigentümerin eine Tiefgarage baut, müsse die Stadt mehr Parkplätze schaffen.

Von Felicitas Amler, Wolfratshausen

Sollten Abriss und Neubau des ehemaligen Isar-Kaufhauses am Wolfratshauser Untermarkt 7 bis 11 genehmigt werden, so würde dort auch ein Tiefgaragengeschoss entstehen. Die Zufahrt zu den geplanten 35 Stellplätzen könnte über das Dr.-Happ-Gassl führen, erklärt Rechtsanwalt Harald Mosler, Berater der Eigentümerin der Gebäude, die seit fast vier Jahren leer stehen. Mosler reagiert auf Einwände, die im Umfeld laut wurden, ein großes Geschäft im Erdgeschoss könne an Parkplätzen scheitern: "Wir gehen doch nicht blind in ein solches Verfahren." Erstens sei der Bau von Stellplätzen vorgesehen. Zweitens werde man mit der Stadt verhandeln. Denn die Verordnung, wonach pro zehn Quadratmeter Verkaufsfläche ein Stellplatz nachzuweisen sei, könne man bei 900 Quadratmetern nicht erfüllen. Es werde womöglich über eine Ablösung zu sprechen sein.

Eigentümerin Angela Scheller hat für die drei Gebäude einen Abrissantrag bei der Stadt eingereicht und einen Neubauplan für ein Wohn- und Geschäftshaus: im Erdgeschoss Handel, darüber Dienstleistung und Wohnungen. Beides steht an diesem Mittwoch auf der Tagesordnung des Stadtrats-Bauausschusses.

Mosler hatte vergangene Woche auf die erste Anfrage der SZ zu dem Thema geantwortet, es seien verschiedene Handelsunternehmen im früheren Isar-Kaufhaus denkbar; namentlich hatte er das Textilhaus Hennes und Mauritz (H&M) erwähnt. Nun wagt Ernst Gröbmair, Immobilienmakler aus der Nachbarschaft am Untermarkt, die Prognose: "Es wird höchstwahrscheinlich wieder ein günstiges Modelabel werden." Er ist zwar nicht in die Neugestaltung des ehemaligen Isar-Kaufhauses involviert, hat aber beruflich Erfahrung mit den Expansionsabteilungen großer Handelsketten. Und er ist überzeugt davon, dass vor allem Ketten für die 900 Quadratmeter Fläche in Frage kommen.

Die Eigentümerin will das Isar-Kaufhaus abreißen und neu bauen. Darunter soll eine Tiefgarage mit 35 Plätzen entstehen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Je attraktiver Wolfratshausen ist, umso mehr Kunden bleiben in der Region

Auch Volker Reeh, Kreisvorsitzender des Handelsverbands Bayern (HBE) und Geretsrieder Wirtschaftsreferent, sagt: Eine Fläche dieser Größe sei typisch für einen Filialisten, egal ob Mode- oder Drogerie-Kette. Reeh findet: "Wolfratshausen könnte sich glücklich schätzen, wenn da ein dm wäre." Dass nur wenig entfernt, am Obermarkt, ein Müller-Drogeriemarkt ist, wäre seiner Ansicht nach kein Hindernis: "Die ergänzen sich ja häufig."

Problematisch nennt dagegen Gröbmair die Parksituation in der Innenstadt: Es passiere immer wieder, dass an einem Werktag-Nachmittag auf dem Altstadt-Parkplatz nur noch zehn Plätze frei seien und am Hatzplatz auch nur eine Handvoll. Gerade Handelsketten hätten aber sehr präzise Anforderungen, wie ein Standort aussehen müsse. Bei Verkaufsflächen ab 800 Quadratmeter müssten bestimmt um die hundert Parkplätze ständig frei sein, meint Gröbmair, und da müsse die Stadt doch noch einiges tun. HBE-Sprecher Reeh bestätigt das: "Da haben die Filialketten schon klare Vorstellungen." Ein "Frequenzbringer" mit 800 oder 900 Quadratmetern Fläche brauche nach seiner Vermutung etwa achtzig Parkplätze, die kontinuierlich verfügbar sind.

Volker Reeh ist Kreisvorsitzender des Handelsverbands Bayern und Geretsrieder Wirtschaftsreferent. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Frage, ob H&M, das bei jungen Leuten äußerst beliebt ist, Kundschaft aus Geretsried nach Wolfratshausen abzöge, beschäftigt Reeh nicht. "Die Jungen fahren sowieso hin und her", sagt er, und zwar egal ob nach Wolfratshausen oder nach München - "wenn sie überhaupt noch stationär und nicht online einkaufen". Reeh würde sich über eine angesagte Modekette freuen: "Ich sehe das nur positiv - je attraktiver Wolfratshausen ist, desto mehr Kunden bleiben hier."

Bau- und Umweltausschuss des Wolfratshauser Stadtrats, Mittwoch, 7. September, 18 Uhr, Rathaus, Sitzungssaal; auf der Tagesordnung steht auch die umstrittene Instandsetzung der städtischen Immobilie Untermarkt 10.

© SZ vom 06.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: