Bildende Kunst in Irschenhausen:Schillernde Spezies

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"Das gut gelaunte Tödlein" hat Andreas Wagner diese Skulptur genannt. (Foto: Manfred Neubauer)

Bei der Ausstellung "Mensch, Tier!" im Hollerhaus verschwimmen die Grenzen. Am Sonntag geht es mit Peter Gaymann um "Demensch".

Von Stephanie Schwaderer, Icking

Wieder ganz schön was los im Hollerhaus. Eine Frau mit einer blauen Taube auf dem Oberarm drückt die Hand eines Mannes, der ein Schwein geschultert hat. Sie ist barfuß, er trägt hochhackige rote Stiefel. Die beiden scheinen sich nicht ganz unsympathisch zu sein. Ein paar Meter weiter reitet der Tod auf einem Hörnertier - und kreischt offenbar vor Vergnügen. Derweil glotzt von der Wand eine denkwürdige Ahnengalerie: Väterchen Wolf und die alte Eule, ein Schaf und eine Biene. Alle sind sie im gleichen Porträtformat gemalt, alle mit ernstem Blick. Als würden sie sagen: Das bin ich. Erinnere dich gefälligst an mich! "Mensch, Tier!" heißt die Ausstellung, in der Galeristin Lia Schneider-Stöckl erstmals zwei Künstler namens Wagner zusammengebracht hat: den Berliner Bildhauer Andreas Wagner und seinen Onkel, den Münsinger Maler und Grafiker Fritz Wagner.

Dem Holzkünstler Andreas Wagner scheinen Mensch und Tier nicht ganz geheuer zu sein. Seine teils farbig gefassten Schnitzereien erinnern oft an Fabelwesen und changieren lustvoll zwischen den Spezies. "Menschen sind Tiere - Tiere sind Menschen", sagt er. "Wer beide beobachtet, hat es nicht immer leicht, die so genannte Krone der Schöpfung zu erkennen."

Fritz Wagner hingegen setzt ganz naturgetreu auf Tiere, die man (fast) alle rund um Irschenhausen in Wald und Wiese antreffen könnte. Ihren Reiz beziehen sie aus der besonderen Art der Präsentation. Im Hollerhaus tritt man ihnen Auge in Auge gegenüber - bei einer Biene ein ganz außergewöhnlicher Moment.

Fritz Wagner vor der Ahnengalerie. (Foto: Manfred Neubauer)
Andreas Wagner mit der Holzskulptur "Der Handel". (Foto: Manfred Neubauer)

Nach einer gelungenen Vernissage am vergangenen Wochenende steht am kommenden Sonntag, 25. Juni, noch eine besondere Matinee auf dem Programm: Peter Gaymann, bekannt als Hühner-Cartoonist, präsentiert zusammen mit dem Gerontologen Thomas Klie und dem Musiker Josef Brustmann die Neuauflage des Buchs "Demensch - Texte und Zeichnungen" (Beginn 11 Uhr). Mit ihrem Gemeinschaftswerk laden sie dazu ein, "eine neue Sichtweise auf Demenz einzunehmen und sich dem Thema mit einem menschenfreundlichen Humor zu nähern", heißt es in der Einladung. "Humor ist eine Trotzmacht gegen das Schicksalhafte und ein Weg, sich auch dem zu stellen, was wir nicht verstehen und nur begrenzt beeinflussen können."

Die Ausstellung im Hollerhaus (Neufahrner Weg 3, Irschenhausen) läuft bis 2. Juli und ist samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet. Anmeldung zur Matinee unter Telefon 08178/4408.

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