Jahresrückblick des Tölzer Bürgermeisters:Zwischen Harmonie und Zorn

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Die Edeka-Filiale in der Marktstraße wird nach dem Jahreswechsel geschlossen. In seiner Weihnachtsansprache kritisierte Bürgermeister Ingo Mehner dies als "frustrierend". (Foto: Manfred Neubauer)

Ingo Mehner kritisiert in seiner Rückschau auf 2023 die Schließung der Hauptpost und des Edeka-Markts in Bad Tölz. Ansonsten lobt er die "guten Ergebnisse" des Stadtrats bei großen und kleinen Projekten.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Jahresrückblicke, die Bürgermeister meist in der Weihnachtssitzung ihres Stadt- oder Gemeinderats halten, können manchmal zur Lobeshymne auf die eigene Arbeit oder zu einer Pseudo-Predigt geraten. Beides vermied Ingo Mehner (CSU) in seiner Retrospektive am Dienstagabend im Tölzer Stadtrat, den er stattdessen für seine Fähigkeit pries, trotz aller Kontroversen zu Entscheidungen zu gelangen. "Wir hatten unterschiedliche Meinungen, unterschiedliche Ideen, wir haben unterschiedliche private und berufliche Hintergründe, wir haben viel diskutiert und dabei gute Ergebnisse gefunden", sagte Mehner. Dies sei einer der Gründe, warum Bad Tölz auch in schwierigen Zeiten viel voranbringe.

"Wir haben viel gearbeitet": Eine komprimierte Bilanz 2023 zog Bürgermeister Ingo Mehner im Tölzer Stadtrat. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Das half 2023 bloß nicht immer. Der Unmut des Tölzer Rathauschefs richtete sich gegen Konzerne: gegen die Deutsche Post und die von ihr getrennte Postbank, gegen Edeka. Das Aus für die Hauptpost an der Hindenburgstraße sei "für viele immer noch unverständlich", sagte er. In solchen Fällen höre er oft, dass die Stadt doch mal machen solle, die dabei allerdings "auf Private angewiesen" sei. Und wie viel eine klare Meinung in der Bevölkerung und eine einstimmige Position des Stadtrats manchmal wert sei ", sieht man, wenn ein Großkonzern etwas einfach nicht möchte".

Bürgermeister entschuldigt sich für "wenig weihnachtliche Worte"

Als "ähnlich frustrierend" apostrophierte Mehner die Schließung des Edeka-Markts in der Fußgängerzone, die nach dem Jahreswechsel erfolgen soll. Dies sei zwar vordergründig eine Angelegenheit zwischen Vermieter und Mieter, wobei es in solchen Situationen nicht nur einen Schuldigen gebe, sagte er. Dann wurde er allerdings deutlich, wobei er sich vorweg für die "wenig weihnachtlichen Worte" entschuldigte: "Es ist eine Sauerei, wenn Edeka trotz vieler höflicher Gespräche mit uns, sich weigert, sich gemeinsam mit uns und dem Vermieter an einen Tisch zu setzen", sagte der Rathauschef. Vorige Woche habe er darauf gedrängt, die Antwort sei "klar abweisend" ausgefallen.

Ansonsten kehrte in Mehners Rede vorweihnachtliche Harmonie ein. In Ruhe zählte er all die großen und kleinen Projekte auf, die abgeschlossen, vorangetrieben, beendet wurden: Bairawieser Straße, Kurhaus, Wärmeenergiezentrale, Moralt-Gelände, Tizio-Forschungszentrum, Kauf der Maxlweihers, neue Weihnachtsbeleuchtung. Und er lobte Investor und Betreiber Johannes Tien für den Bau des Naturhotels "Bergeblick" auf der Wackersberger Höhe: "Es gibt Gott sei Dank auch viele Private, die gemeinsam mit uns Dinge angehen und Aufgaben anpacken."

Den Jahresrückblick des Tölzer Stadtrats hielt Ulrike Bomhard (FWG). (Foto: Klaus Schieder/oh)

Für den Stadtrat hielt Ulrike Bomhard (FWG) als ältestes Mitglied eine Rückschau. Sie erinnerte unter anderem an die Special Olympics Winterspiele (SOBY) für Menschen mit geistiger Behinderung in Tölz. Dies sei "ein positives, zusammenführendes Ereignis nach der Dunkelheit von Corona", gewesen, sagte die Seniorenbeauftragte des Stadtrats. Als erfreulich bewertete sie die Zusammenarbeit im Stadtrat, dem man anmerke, dass inzwischen acht Frauen dort vertreten seien.

Für die älteren Menschen in Bad Tölz forderte Ulrike Bomhard mehr Aufenthaltspunkte im Stadtgebiet, etwa Sitzbänke an Bushaltestellen. "Hier fehlt' s noch." Und sie bewertete das Aus für den Edeka-Markt in der Fußgängerzone als "eine Katastrophe" gerade für Senioren. "Leider kann die Stadt hier nicht besonders viel tun."

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