In Feldafing:Entlastung in Sicht

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Kommune setzt die sogenannte digitale Besucherlenkung ein, um Ausflügler auf volle Parkplätze und überfüllte Liegewiesen hinzuweisen. Die Gemeinde gilt damit als Vorreiter in Bayern

Von Cora Krüger, Feldafing

Überfüllte Parkplätze, blockierte Feuerwehrzufahrten, Verkehrschaos: Der Ansturm von Tagestouristen auf das Fünfseenland stellt die Kommunen zunehmend vor Probleme. Erleichterung soll die sogenannte digitale Besucherlenkung bringen, die Staatsregierung unterstützt Gemeinden und Städte bei der Umsetzung finanziell. Feldafing setzt die Erfassung bereits ein und gilt damit als Vorreiter im Freistaat. Nun soll das Ganze weiter optimiert werden, hieß es am Dienstag bei einem Gespräch mit Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) im Hotel Kaiserin Elisabeth.

"Möglichst viel Urlaubsfreude und möglichst wenig Urlaubsfrust", erhofft sich Hubert Aiwanger durch den Einsatz digitaler Portale im Freistaat. Touristenströme sollen so besser gemanagt werden können. Das Prinzip ist einfach: Über Internetseiten wie zum Beispiel den Ausflugsticker Bayern können sich Touristen bereits vor dem Aufbruch informieren, welche Ausflugsziele gerade Kapazitäten für Besucher haben, wo es noch Parkplätze gibt und wo die Angebote überlaufen sind. Der Effekt könnte sein, dass Ausflügler auf weniger frequentierte Orte ausweichen und die ohnehin schon stark besuchten Kommunen nicht noch weiter belastet werden. Feldafing nutzt den Ausflugsticker bereits, denn die Lenkung von Besucherströmen ist für den Landkreis ein wichtiges Thema.

Dass die Region ein beliebtes Ausflugziel ist, sei nichts Neues: "Wir kennen das seit 30 Jahren", sagte Klaus Götzl, stellvertretender Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis (GWT). Durch die Pandemie sei das aber noch mal deutlicher geworden. Rund acht Millionen Tagesgäste kommen pro Jahr, die meisten aus München und Umgebung. Zwar freue man sich über Urlauber und Tagestouristen, so GWT-Geschäftsführer Christoph Winkelkötter. Durch überfüllte Parkplätze und Falschparker komme es aber häufig zu Konflikten. Vor allem beim Strandbad Garatshausen entstehe immer wieder Verkehrschaos, sagte Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim (Freie Wähler). Teilweise parkten dort so viele Autos, dass man weder vorwärts noch rückwärts komme.

Eng mit der Besucherlenkung verknüpft ist deshalb auch das Management von Parkraum. Touristen, die mit dem Auto anreisen, sollen so möglichst unkompliziert einen Parkplatz am Ausflugsziel finden. 2020 habe man zur Erfassung der Lage noch Parkplätze abgefahren, in diesem Jahr würden manche Parkplatz-Betreiber den aktuellen Stand bereits per SMS melden, erklärte Götzl. Um die Besucherlenkung zu optimieren und Daten zur Echtzeitauslastung besser erfassen zu können, soll in Zukunft vor allem in die Digitalisierung investiert werden. Die Anschaffung der benötigten Geräte fördert die bayerische Staatsregierung. Aiwanger rechnet mit einem Zuschuss in Höhe von 20 bis 30 Prozent und erwartet großen Andrang auf die Förderung, wie er sagte. Die erfassten Daten sollen nicht nur Auskunft über die aktuelle Situation geben, sondern auch Prognosen über die mittel- und langfristige Auslastung der Ausflugsziele ermöglichen. Außerdem sollen sie über die Plattform Bayern Cloud Tourismus nutzbar gemacht werden.

Neben den Besucherströmen in der Region beschäftigte Feldafings Bürgermeister noch ein anderes Problem. Nicht nur die vielen Gästen, sondern vor allem die Corona-Pandemie setze der Gemeinde zu, sagte Sontheim. "Die Gemeindefinanzen sind massiv eingebrochen", so der Bürgermeister. Eine möglichst hohe Durchimpfungsrate sei deshalb sehr wichtig. Aus diesem Grund bat er Aiwanger - ungeachtet der persönlichen Meinung des bayerischen Wirtschaftsministers - um eine deutlich bessere Unterstützung der Impfkampagne.

Sontheim appellierte an die Vorbildfunktion des eigenen Parteikollegen: "Mit allem, was wir sagen, beeinflussen wir andere." Aiwangers umstrittene Äußerungen zur Impfung empfinde er als "zu krass". Der Minister betonte, er halte sowohl die Impfung als auch die 3G-Regelung für wichtig und unterstütze diese auch. Er selbst wolle sich aber "erst mal nicht" impfen lassen.

© SZ vom 05.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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