In der Seeshaupter Seeresidenz:Zurückhaltend schön

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Lisi Binder und Stefanie Gravanis stellen aus

Von Katja Sebald, Seeshaupt

Der "Pas de deux", der Tanz zu zweit, stellt im klassischen Ballett meist den Höhepunkt einer Aufführung dar. "Ein Tanz von Pinsel und Töpferscheibe in sommerlichen Farben und fließenden Formen" soll die mit "Pas de deux" überschriebene Ausstellung von Lisi Binder und Stefanie Gravanis in der Seeresidenz Alte Post in Seeshaupt sein, die noch bis Mitte September dauert. Der gemeinsame Auftritt der beiden Künstlerinnen endet allerdings bereits nach dem "Entrée". In der Eingangshalle und auch auf der Einladungskarte wird die große Keramikschale mit dem Titel "Nuages Bleus" von Stefanie Gravanis vor der abstrakt anmutenden Komposition "A Stormy Day" in Acryl auf Leinwand von Lisi Binder gezeigt. Beide Arbeiten korrespondieren aufgrund der verwendeten Blautöne. Die übrige Ausstellung demonstriert vor allem, wie weit die Positionen der Malerin und der Keramikerin auseinander liegen.

Stefanie Gravanis ist ausgebildete Innenarchitektin. Seit einiger Zeit hat sie ihr Atelier in der Gautinger Reismühle, wo vor allem Gefäße und Objekte aus schamottiertem Steinzeug und Porzellan entstehen. Zu ihrer höchst eigenwilligen Ausdrucksform fand sie über Arbeitsaufenthalte bei verschiedenen Keramikern in England, Frankreich und Hongkong. In Seeshaupt zeigt sie neben einer farbigen "Weltkugel", für die sie die Grenzen des Materials bis aufs Äußerste ausreizt, eine Reihe von großformatigen Schalen mit aufwendig gestalteten Oberflächen und verschiedenfarbigen Glasuren. Weitaus spannender sind ihre unregelmäßig geformten Vasenobjekte aus dunklem oder hellem Steinzeug. Ihre weichen Rundungen und gleichsam schmiegsamen Ausbuchtungen kontrastieren mit ihren rauen Oberflächen.

Im Grenzland zwischen Gefäß und Skulptur bestechen diese Objekte durch ihre zurückhaltende Schönheit. Gleiches gilt für die kleinen Becher und Schalen, für die Gravanis kunstvoll schwarzes und weißes Porzellan kombiniert. Die handschmeichlerischen Gefäße, aus denen man auch essen oder trinken könnte, schaukeln sanft auf dem Tisch und machen mit ihren sachte ausgefransten Rändern und dem nuancierten Farbspiel auf den subtil strukturierten Oberflächen den Prozess ihrer Entstehung auf reizvolle Weise sichtbar.

Lisi Binder besuchte zahlreiche Kurse für Malerei und Drucktechniken und betrieb einige Jahre lang einen Laden in Possenhofen, in dem sie ihre eigenen Kunsterzeugnisse und die anderer Künstler sowie kunstvoll gestaltete Wohnaccessoires verkaufte. So ist wohl die fröhlich-gefällige Grundstimmung ihrer Bilder zu erklären. Neben einigen ungegenständlichen Farbkompositionen in Acryl auf Leinwand zeigt sie eine Reihe kleinerer Papierarbeiten. Auch hier gibt es von Blumenwiesen und Naturstimmungen inspirierte Farbbilder, aber auch eine Vielzahl skizzenhaft erzählerischer Motive: Eine Teekanne und eine Tasse vor blauem Bildgrund fügen sich zur "Blauen Stunde", ein Stillleben mit beschrifteten Vorratsgläsern heißt "Feine Früchtchen". Es gibt eine kleine Szene "Am Waldrand", ein paar Bootshäuser am Ufer oder bunte Farbtupfer, die mal zur "Gartenparty" werden und mal zur "Lichtung". Die Malerin versteht es, mit großzügigem Gestus dekorative Bildwelten zu schaffen, wobei sie kleine Formate deutlich souveräner bewältigt als große.

Lisi Binder zeigt ihre Malerei. (Foto: Georgine Treybal)

Die Ausstellung von Lisi Binder und Stefanie Gravanis ist noch bis zum 15. September in den Foyers und im Galeriegang im Untergeschoss der Seeresidenz Alte Post in Seeshaupt zu sehen.

© SZ vom 08.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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