Immobilien: Die Suche nach der sicheren Anlage

Auch im Landkreis wollen immer mehr Menschen Immobilien kaufen. Das Angebot stagniert aber.

Die Euro-Krise macht sich nun auch auf dem Immobilienmarkt im Landkreis bemerkbar. Aus Sorge um ihr Erspartes entscheiden sich nach Information der regionalen Banken und des Immobilienverbandes Deutschland (IVD) immer mehr Menschen für eine Investition in Sachwerte, vor allem durch den Kauf von Wohnungen und Häusern.

Auf der Angerwiese in Wolfratshausen entstehen derzeit zahlreiche neue Wohnhäuser, die rasche Käufer finden. Tina und Fritz Wiesnet besichtigen die Baustelle. Ihre Tochter bezieht eines der Häuser. (Foto: Hartmut Pöstges)

Auf Grund des hohen Lebenswertes in der Region sei die Nachfrage nach einem Eigenheim schon immer überdurchschnittlich gewesen, sagt Willi Streicher, Sprecher der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen. Aber er könne bestätigen, dass die Währungskrise der Auslöser für ein Plus an Immobilienfinanzierungen ist. Diese würden auch wegen der geringen Kreditzinsen immer attraktiver für die Kunden, sagt Streicher. Das Vertrauen der Menschen sei gerade in Krisenzeiten in die regionalen Banken sehr hoch. Die Sparkasse sei eben nicht so verwoben mit den Großbanken, die für die Krise verantwortlich gemacht werden.

Auch der Marketingleiter der Raiffeisenbank Isar-Loisachtal, Andreas Pentenrieder, beobachtet seit einiger Zeit eine "allgemeine Unsicherheit". Wie er sagt, betrachte er besorgt die Folgen, die sich aus der vermehrten Anfrage nach Wohnungseigentum und der Unsicherheit über die eigene Währung ergeben. Viele Menschen, die schon Grundstücke besitzen, versuchten, diese schnell zu bebauen, bevor der Wert des Geldes weiter falle, sagt er. Diejenigen, die schon Hausbesitzer seien, wollten ihr Heim nicht mehr so schnell hergeben. Das habe zur Folge, dass die Auswahl knapp werde und die Preise stiegen. Die "Suche nach Betongold", wie der Marketingleiter es nennt, "wird immer schwieriger".

In dem Marktbericht seines Unternehmens bestätigt dies auch Peter Schneider. Wie der Vorstand der Schneider und Prell Immobilen AG und IVD-Marktberichterstatter und Regionalbeirat mitteilt, ist das Angebot an vorhandenen Immobilien derzeit ziemlich unbefriedigend. Im Vergleich zum Vorjahr seien im Jahr 2011 die Angebote für Doppelhaushälften, Reihenhäuser und Eigentumswohnungen in Wolfratshausen um bis zu 40 Prozent zurückgegangen.

"So mancher Verkäufer stellt heute schon mal seine Verkaufsabsichten wegen der unübersichtlichen Situation auf den Finanz- und Wirtschaftsmärkten aus Sicherheitsgründen zurück", begründet er die Entwicklung. Dass sich die Nachfrage aber trotz des geringer werdenden Angebots seit einigen Jahren nicht abschwäche, habe eine starke Entwicklung der Immobilienkaufpreise zur Folge, sagt Schneider in seinem Marktbericht. Musste man für eine zwei bis drei Zimmer Wohnung guten Wohnwertes in Wolfratshausen im Jahr 2008 noch knapp 140 000 Euro bezahlen, sind es heute fast 155 000 Euro, erläutert er.

Dennoch seien immer mehr Menschen bereit, eine solche Investition zu leisten. Eine Immobilie sei, gegenüber anderen Anlagemöglichkeiten, äußerst wertstabil. Das mache sie als Langzeitkapitalanlage und Alterssicherung immer attraktiver. Wegen dieser Entwicklung auf dem Immobilienmarkt seien die Umsätze bei den Immobilien im ersten Halbjahr 2011 speziell in Bayern sprunghaft angestiegen - um 16,4 Prozent.

Freuen können sich darüber die Immobilienunternehmen der Region. Andreas Neuner, Geschäftsführer von Neuner Immobilien in Bad Tölz, erhält seit einiger Zeit immer mehr Aufträge, wie er auf Anfrage der SZ berichtet. Es kämen aber auch Menschen, bei denen der Wunsch nach einer eigenen Immobilie größer sei, als die Möglichkeit, diese zu finanzieren. Diesen müsse er abraten. In näherer Zukunft werden die Immobilienpreise nach Neuners Erwartung nicht mehr extrem steigen. "Sie werden wohl auf dem jetzigen Niveau stagnieren", meint er.