Iffeldorfer Meisterkonzerte:Virtuos am Horn

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Felix Klieser, der sein Instrument mit dem Fuß spielt, erntet Ovationen

Von Sabine Näher, Iffeldorf

Zunächst hat die Vorstellung, ein Hornist spiele sein Instrument mit den Füßen statt den Händen, etwas Spektakuläres. Wenn Felix Klieser das Podium betritt, sich vor das auf Augenhöhe montierte Horn setzt, die Schuhe auszieht und den linken Fuß mit unglaublicher Gelenkigkeit ans Instrument führt, ist man kurz irritiert. Sobald er mit ebensolcher Selbstverständlichkeit wie Souveränität zu spielen beginnt, ist jegliche Verwirrung verflogen. Völlig organisch wirkt das - und spektakulär ist nur noch, wie schön der warme, weiche Hornklang den großen Raum im Gemeindezentrum Iffeldorf füllt.

Zu Beginn Robert Schumanns op. 70: Da ist er, der Schumannsche Sehnsuchtston, der die Seele sofort zum Schwingen bringt. Unendlich zart das Adagio, leidenschaftlich bewegt das Allegro. Kliesers Partner am Flügel, Christof Keymer, sucht bei Schumann noch die Ebenbürtigkeit, die er im weiteren Verlauf des Abends findet. Richard Strauss' Andante für Horn und Klavier lässt an ein Alphorn denken, das seine Grüße mit jubelndem Klang vom Berg hinab ins Tal sendet. Vor Beethovens Sonate op. 17 erzählt Klieser eine nette Anekdote: Der noch unbekannte Komponist habe dieses Werk für einen prominenten Hornisten geschrieben, um von dessen Popularität zu profitieren. In der Kritik zur Uraufführung sei nur von diesem geschwärmt worden. Letzter Satz: "Wer ist eigentlich Herr Beethoven?" Ein munteres Postillion-Motiv eröffnet das Werk; man sieht die Postkutsche vorm inneren Auge vorüber ziehen.

Nach der Pause dann der große Ton, der große Gestus: spätromantisches Schwelgen bei vier Stücken aus op. 35 von Reinhold Glière, großflächige Klänge, mit dickem Pinsel gemalt, und der Sonate Es-Dur von Joseph Gabriel Rheinberger. Sie beginnt einem selbstbewussten Einstieg, mit schillernden Farben und auftrumpfenden Klängen, das Quasi Adagio kommt verhaltener, aber immer noch eher extro- als introvertiert, der Finalsatz Con fuoco bringt ein virtuoses Klangfeuerwerk. Da sind die Bravo-Rufe programmiert. Jubelnder Beifall, Trampeln - und eine Romanze von Camille Saint-Saens als Zugabe, die mit ihrer Innerlichkeit den Bogen zurück zu Schumann schlägt.

© SZ vom 25.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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