Iffeldorfer Meisterkonzerte:Erst rasant, dann intim

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Drei Jahre musste Veranstalterin Andrea Fessmann auf sie warten - das hat sich gelohnt: Geiger Christian Tetzlaff und Pianist Lars Vogt. (Foto: Manfred Neubauer)

Christian Tetzlaff und Lars Vogt stellen das Programm auf den Kopf

Von Ulrich Möller-Arnsberg, Iffeldorf

Es ist kein Geheimnis mehr, dass in der Meisterkonzert-Reihe des Fördervereins Kulturbegegnungen an den Osterseen weltweit renommierte Spitzeninterpreten zu hören sind. Allerdings kann es natürlich dauern, bis die eine oder der andere von ihnen kommen, weil es gerade günstig in den internationalen Konzertplan passt. Drei Jahre hat die Veranstalterin Andrea Fessmann im Falle des Geigers Christian Tetzlaff und des Pianisten Lars Vogt daran gearbeitet.

Am Samstag sind sie da. Und haben auch gleich eine programmatische Überraschung zu bieten. Sie eröffnen ihren Abend im Gemeindezentrum Iffeldorf nicht, wie ursprünglich vorgesehen, mit einer Sonate von Ludwig van Beethoven, sondern beginnen mit dem an zweiter Stelle platzierten zeitgenössischen Werk des polnischen Komponisten Witold Lutoslawski. Das kann sich nicht jeder erlauben, ohne dass Zuhörer wegen der unvermittelten, neutönenden Klänge wegdriften. Aber Tetzlaff und Vogt wären nicht so große Namen, wenn es ihnen nicht gelänge, auch für diese Musik unmittelbar ein Publikum zu erreichen.

In Lutoslawskis Partita für Violine und Klavier von 1984 beeindrucken sie mit einem umfassenden Register an Klangfarben. Der polnische Komponist lässt viel Freiraum für sein Stück. "Allegro giusto" ist der Titel des ersten Satzes, dann folgt zwischen Largo und finalem Presto jeweils ein "ad libitum". Nach strahlendem mitunter auch kantigem Beginn treiben die beiden Musiker ihr Spiel bis an die Grenze der Tonlosigkeit. Mucksmäuschenstill ist es dabei im Saal. Die Spannung ist mit den Händen zu greifen. Kurz darauf donnern Tetzlaff und Vogt wieder ungestüm los und bekommen am Ende aus dem vollbesetzten Auditorium ihren ersten frenetischen Beifall.

Beethovens A-Dur Sonate op. 30/1 interpretieren sie danach in durchaus rasantem Tempo; spielen zunächst explosives Allegro mit sehr schlankem Ton, und zelebrieren dann das Adagio mit umso ausgedehnterer Ruhe. Das ist Kammermusik, die von Extremen lebt, blitzgescheit, detailversessen, zwingend und ebenso berührend.

"Das ist doch viel besser als zweites Stück", antworten die beiden Musiker in der Pause auf die Frage, warum sie den Beethoven hinter den Lutoslawski gesetzt hatten. Die strahlend eröffnende Partita hätten sie zuerst gewollt, erklärt Christian Tetzlaff, dann die "intime Sonate" danach.

Nach der Pause das gleiche Muster. Erst gibt es von dem Ungarn György Kurtág die modernistischen "Tre pezzi" zu hören. Eine verschattete, melancholisch-traurige Welt tut sich da auf, bevor aus dem letzten zerbrechlich ausklingendem Moment dieser Musik, nahtlos übergehend, die herrlich zarte Romantik der Cesar Franck-Sonate erwächst. Auch hier bleiben sich die Musiker in ihrem Gestaltungsdrang zum Extremen treu. Sie blühen auf in gewaltigem Espressivo - bekommen nach dem ersten Satz Zwischenbeifall. Gestalten das "Recitativo - Fantasia" mit großer Freiheit und deklamierender Klarheit, bevor sie die Sonate mit einem leicht perlendem Schlusssatz ausklingen lassen.

Der Beifall darauf ist so, als hätte man eine Theatervorstellung besucht. Die beiden Musiker werden mit aufwallenden Ovationen wie Schauspieler auf der Rampe verehrt. Sie lasse sich nicht lange bitten und spielten noch als passende Zugabe zwei Sätze aus einer Sonate von Johannes Brahms.

Nächster Termin in der Reihe der Iffeldorfer Meisterkonzerte: Felix Klieser/Horn, Andrej Bielow/Violine und Martina Filjak/Klavier, mit Werken von Koechlin, Brahms, Schumann, Duvernoy, 7. Dezember, 19 Uhr; Gemeindezentrum Iffeldorf, Hofmark 9; www.iffeldorfer-meisterkonzerte.de

© SZ vom 11.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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