Iffeldorf:Musikalisches Sommermenü

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Ein Drei-Gänge-Menü mit Bach, Händel und Mozart: Ton Koopman begleitete im Iffeldorfer Gemeindezentrum Klaus Mertens. Unterstützt wurden sie von dem Lassus-Consort und dem Lassus-Kammerchor aus München. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Dirigent und Organist Ton Koopman sorgt mit Bassbariton Klaus Mertens und den Lassus-Ensembles aus München für puren Genuss bei den Iffeldorfer Meisterkonzerten

Von Klaus Peter Volkmann, Iffeldorf

Wie kann man einen heißen Sommertag am besten beschließen? Sicher mit einem leichten Menü köstlicher Delikatessen auf dem Teller, vielleicht jedoch ergänzt um ein ebenso leichtes "musikalisches Buffet" - mit eher kurzen, kleinen Werken aus Barock und Klassik, vielfältig "gewürzt" und vollendet präsentiert.

Letzteres boten am Samstagabend die Iffeldorfer Meisterkonzerte dank Ton Koopman, einer weltweit anerkannten Top-Instanz für Alte Musik.

Gemeinsam mit dem renommierten Bassbariton Klaus Mertens, dem Lassus-Consort München und dem von Andrea Fessmann einstudierten Lassus-Kammerchor sorgte er für einen ganz besonderen Ohrenschmaus. Dass Koopmans Ehefrau Tini Mathot als Solistin aus gesundheitlichen Gründen absagen musste, zwang zu kleinen Änderungen im Programm, dem Genuss des Abends stand dieser Umstand jedoch nicht im Wege. Das musikalische Menü bestand aus "drei Gängen": Musik von Bach zu Beginn, von Händel in der Mitte und von Mozart als "Dessert".

Den Reiz machte der unterschiedliche Charakter der gewählten Werke und der wechselnden Besetzungen aus. Zu Beginn etwas geistliche Musik: die kürzeste Kirchenkantate, die von Johann Sebastian Bach überliefert ist ("Der Friede sei mit Dir"), und die Chor-Motette "Lobet den Herrn". Danach der Schwenk ins Weltliche, eine kleine italienische Solo-Kantate ("Amore Traditore"), die Bach vor seiner Zeit in Leipzig am Hof in Köthen komponiert hatte, gefolgt von seinem Cembalo-Konzert in A-Dur. So bunt die Werke, so reizvoll die Abwechslung im Klang. Klaus Mertens mit rundem Bassbariton in seinen Arien, in der Kirchenkantate ergänzt um ein kurzes Alt-Solo (durch Ilme Stahnke) - ein lupenrein intonierender, diszipliniert und homogen phrasierender Lassus-Kammerchor in der Motette, Ton Koopman als expressiver Gestalter der Chorwerke, gleich darauf als virtuoser Cembalo-Solist im Zusammenspiel mit dem bravourösen Lassus-Consort.

Nach der Unterbrechung folgten zunächst drei kurze, zusätzlich ins Programm aufgenommene, geistliche Lieder von Carl Philipp Emanuel Bach, sodann die opernhafte Kantate "Dalla guerra amorosa" von Georg Friedrich Händel. Klaus Mertens konnte hier seine Qualitäten als empfindsamer, gleichzeitig jedoch kraftvoll-ausdrucksstarker Lied- und Oratoriensänger besonders eindrucksvoll unter Beweis stellen.

Zum "Dessert" servierte Ton Koopman Mozart. Dessen Andante F-Dur KV 616 "für eine Walze und eine kleine Orgel" entstand 1790/91. Es ist für das Kuriositätenkabinett eines Grafen komponiert, wo es als früher Vorläufer von Musikautomaten für Erstaunen sorgte. Die Musikstücke waren auf einer Stiftwalze aufgetragen, bei deren Drehung ein Automatismus dafür sorgte, dass die Töne durch die Pfeifen eines Orgelwerks hörbar wurden - ohne Zutun eines Organisten.

Ton Koopman hatte diesen Komfort leider nicht zur Verfügung, präsentierte das Werk dafür selbst höchst einfühlsam auf einem kleinen Orgelpositiv. Es folgten drei Lieder von Wolfgang Amadeus Mozart, darunter das berühmte "Veilchen" (KV 476) - eine weitere Gelegenheit für Klaus Mertens, seine warme, geschmeidige Baritonstimme zu präsentieren.

Auf den verspielten, dem Leben zugewandten Mozart folgte zum Abschluss des "Konzert-Menüs" sein stilles "Ave verum", ein ruhig-liedhaftes und doch kunstvolles Chorwerk mit Streichorchester, das nur wenige Monate vor seinem Tod entstand. Einen schöneren Abschluss, perfekt auf den makellosen Sonnenuntergang über den Osterseen abgestimmt, war eigentlich kaum vorstellbar.

Doch das begeisterte Publikum wollte mehr, und so boten Koopman und Mertens als Zugaben noch Bachs Arie "Bist Du bei mir", gefolgt von einer Wiederholung des virtuos jubelnden Alleluja der Bachschen Motette vom Beginn - mit dem perfekten Einsatz des gesamten Ensembles.

Begeisterung bei den Besuchern des Konzerts und großer Beifall im annähernd voll besetzten Gemeindezentrum. Koopman mit Mertens und den Lassus-Ensembles in Iffeldorf - ein Ereignis, das in Erinnerung bleiben wird und Hoffnungen auf eine Wiederholung weckt.

© SZ vom 01.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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