Ickinger Verkehrssicherheit:Gehweg könnte gebaut werden

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Icking will per Machbarkeitsstudie klären, ob in der Ludwig-Dürr-Straße doch ein Bürgersteig entstehen kann.

Von Claudia Koestler, Icking

Es klang fast so, als sei eine Lösung für den gordischen Knoten in Sicht gekommen: "Der Bau eines Gehwegs in der Ludwig-Dürr-Straße wäre nach aktuellem Stand mit einer Unterbrechung und mit einer Straßenquerung möglich", sagte Ickings Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Möglich nicht nur, weil nach jahrzehntelangem Stillstand so manche Anlieger nun doch Grund abtreten würden. Sondern auch, weil im südlichen Bereich die Ludwig-Dürr-Straße so breit ist, dass ein Gehweg ohne Grundabtretungen gebaut werden könnte. Nach einer intensiven Diskussion befürworteten die Gemeinderäte schließlich mit großer Mehrheit, Angebote für eine Machbarkeitsstudie einzuholen. Damit soll auch geklärt werden, ob die bislang von Menrad auf mindestens 440 000 Euro geschätzten Kosten realistisch sind und ob auch die weiteren neuralgischen Verkehrsadern Ichoring und Fuchsbichl zu einem Verkehrskonzept für den gesamten Bereich inkludiert werden können.

"Nach dem Gehwegbau vom Egartsteig bis zum Wenzberg kann der Gehweg auf der Ostseite fortgesetzt werden bis zur Ludwig-Dürr-Straße 18", hatte die Rathauschefin zuvor erklärt. Es bliebe allerdings eine Lücke zwischen Ludwig-Dürr-Straße 20a bis zur Hausnummer 28, also bis zur Kreuzung Ichoring. "Ab der Kreuzung Ichoring könnte der Gehweg auf der Westseite gebaut werden bis zur Walchstadter Straße", so Menrad weiter. Der Bau würde die Straße auf etwa sechs Meter verschmälern. Zum Vergleich: Der Wenzberg hat derzeit eine Straßenbreite zwischen 4,5 Metern und sechs Metern, der Fuchsbichl zwischen sechs und 6,2 Metern.

Die Anfrage bei Anliegern der Ludwig-Dürr-Straße, die für viele Kinder und Jugendliche der tägliche Weg zur Schule ist, habe ergeben, dass einige von ihnen einen Gehweg jedoch nicht als richtige Lösung empfinden. Sie haben laut Bürgermeisterin argumentiert, dass trotzdem die Sicherheit fehle, ein Gehweg nicht gegen ein weiteres Problem helfe, nämlich gegen den Verkehrslärm, und der Weg zudem den Charakter einer Durchgangsstraße fördern würde. Außerdem würden viele Kinder inzwischen nicht zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule kommen, sondern von den Eltern gefahren. Zuletzt würde ein Gehweg nach Ansicht mancher Anlieger den Wert ihrer Immobilie mindern. Sie hatten deshalb Gegenvorschläge eingereicht. Sie sprachen sich aus für eine Einbahnstraßenregelung mit breiterem Gehweg oder eine Straßenverschmälerung durch Grüninseln. Auch den Bau von Schwellen oder die Anbringung von Straßenmarkierungen favorisierten einige. Die Geschwindigkeiten sollten in der Ludwig-Dürr-Straße vermehrt kontrolliert werden, mehr 30er-Schilder aufgestellt und eine "Anwohner-frei"-Zone festgelegt werden.

Vorschläge, die im Ickinger Gemeinderat als nicht zielführend bewertet wurden. In der jüngsten Bürgerversammlung sei das Thema Verkehrssicherheit mit Vertretern der Polizei Wolfratshausen ausführlich besprochen worden, erinnerte Menrad. Deshalb sei zu den Einwendungen zu sagen, dass nach den Erfahrungen der Polizei der Bau eines Gehwegs der beste Beitrag zur Verkehrssicherheit sei, sagte sie. Besonders, wenn der Gehweg mit Hochbord gebaut und somit nicht als "Parkfläche missbraucht" werde, "wie es zwischen Wenzberg und Egartsteig leider oft der Fall ist", so die Bürgermeisterin. Gegen den monierten Verkehrslärm könnte ein Bürgersteig ebenfalls helfen, nämlich wenn dieser fleißig genutzt werde und somit die Zahl der Eltern abnehme, die ihre Kinder zur Schule fahren. Durch einen solchen Gehweg würde die Straße verschmälert - was der Nutzung als Durchgangsstraße entgegenwirken könnte. Auch das Argument einer Wertminderung wollte Menrad nicht stehen lassen: Die zunehmende Sicherheit könnte einen Baugrund auch attraktiver machen. Möglich sei zudem statt einer Grundstücksabtretung auch eine Dienstbarkeit.

Gegen die Alternativvorschläge der Anwohner argumentierte die Rathauschefin, dass in einer Einbahnstraße womöglich noch schneller gefahren würde, weil nicht mit Gegenverkehr zu rechnen sei. Außerdem könnte es so ein höheres Verkehrsaufkommen geben, weil Umwege gefahren werden müssten. Schwellen führten nur zu punktuellen Geschwindigkeitsreduzierungen, dafür aber zu mehr Lärm für die Anlieger, eine "Anwohner-frei"-Zone wäre hingegen schwer zu überwachen und würde zudem auch Besucher und Lieferverkehr, etwa Paketpostzusteller, aussperren. Zusätzliche 30er-Schilder seien innerhalb der Zone unzulässig, erklärte Menrad schließlich.

Auch wenn Gemeinderat Christian Mielich (SPD/Grüne) monierte, dass mit dem Abschnitt Ludwig-Dürr-Straße 20a bis 28 ausgerechnet "die neuralgischste Stelle" ausgespart werde und er die Unsolidarität der Bewohner gegenüber Straßennutzern kritisierte, wenn diese ihre Autos auf der Straße parkten, wollte er sich nicht per se gegen einen Gehweg sperren. Er brachte aber einen Gegenvorschlag ein: die Überplanung des gesamten Gebiets. Claudia Roederstein (UBI) plädierte dafür, "offen in den Prozess zu gehen." Mathias Ertl (PWG) gab zwar zu bedenken, "dass die parkenden Autos doch eher den Verkehr bremsen" würden. Vigdis Nipperdey (Ickinger Initiative) fasste das Thema schließlich als "Desiderat" zusammen, "das so lange schon besteht, dass wir nun die Chance ergreifen sollten." Verena Reithmann (UBI) fand es gar "sagenhaft, dass es gelungen ist, es so zusammenzuschnüren, dass es gelingen könnte." Damit folgten schließlich alle bis auf Ertl dem Beschluss zur Angebotseinholung.

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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