Reden wir über:Ferdinand statt Ramadan

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Wolfgang Ramadan heißt auf der Bühne nun Wolfgang Ferdinand. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Ickinger Veranstalter Wolfgang Ramadan beginnt einen neuen Lebensabschnitt - mit einem alten Namen.

Interview von Stephanie Schwaderer, Icking

In der Kulturszene im Oberland ist der Ickinger Veranstalter Wolfgang Ramadan bekannt wie ein bunter Hund. Auf seiner Künstlerhomepage und Plakaten nennt er sich neuerdings jedoch Wolfgang Ferdinand. Warum?

SZ: Herr Ramadan, ... oder sollte ich Herr Ferdinand sagen?

Wolfgang Ramadan: Wie es Ihnen gefällt. Wer mich kennt, muss sich nicht umstellen. Meine ältesten Freunde sagen Ferdl zu mir. So wurde ich als Bub genannt.

Wann ist Ihnen aufgefallen, dass Sie Ihren Nachnamen nicht mehr mögen? Gab es ein Schlüsselerlebnis?

Ja, das gab es. In der Corona-Krise, die Künstler und Veranstalter gebeutelt hat, habe ich erstmals einen Antrag auf Förderung in Berlin gestellt. Den Profis in unserem Verband ist dann aufgefallen, dass es in keinem Fall so viele Nachfragen gegeben hat und so lange gedauert hat wie bei mir. Und das lag an meinem Namen. Den haben sie drei oder vier Mal durchleuchtet.

Das ist ja rassistisch.

So würde ich das nicht sagen. In Berlin gibt es anscheinend den Araber-Alarm. Bei uns in Bayern ist das anders.

Sie sind 63 Jahre alt. Ist es nicht etwas spät für einen Namenswechsel - zumal wenn man so bekannt ist wie Sie?

Tatsächlich spiele ich schon seit Jahrzehnten mit dem Gedanken. Bis zu meinem neunten Lebensjahr hieß ich Wolfgang Ferdinand Windorfer, dann wurde ich von meinem Stiefvater, einem Palästinenser, adoptiert. Als Künstler war der Name Ramadan immer wieder problematisch. Einmal haben wir in einem Einkaufszentrum in Norddeutschland gespielt. Nach ein paar Akkorden waren alle Leute weg.

Lag es an den Akkorden?

Nein, es lag daran, dass die Leute kein Wort verstanden haben. Weil ich Bairisch geredet und gesungen hab. Bei Ramadan hatten sie sich etwas anderes erwartet. Diese Erfahrung habe ich immer wieder gemacht. Bei Ramadan kommen weniger Bayern oder gar keine - und die Araber gehen wieder.

Als Veranstalter der Reihe "Brotzeit und Spiele" heißen Sie also weiterhin Ramadan, aber als Künstler nennen Sie sich nun Ferdinand?

Genau, ich fange einen neuen Lebensabschnitt an und fokussiere mich auf den Künstler. Der Veranstalter kann gern der Ramadan bleiben. Aber als Künstler ist es der Wolfgang Ferdinand, der mit bairischer Lyrik die Bretter, die die Welt bedeuten, betritt.

Ein neuer Lebensabschnitt, warum?

Der Wolfgang Ferdinand ist mein zweites Standbein. Als Veranstalter wird es immer schwieriger. Wir haben einen Einbruch der Abonnenten um 50 Prozent. Das ist nicht mehr wirtschaftlich. Wenn die Zuschauer weiterhin ausbleiben, rentiert sich der Aufwand nicht mehr. Ich gebe nicht auf, aber ich musste mir schon etwas einfallen lassen. Das Naheliegendste war back to the roots, wieder rauf auf die Bühne! Und es spricht sich herum: Der Typ hat etwas zu sagen. Ich habe einen Auftritt nach dem anderen, gerade erst war ich beim Poetenstammtisch im Münchner Fraunhofer. Der Terminkalender von Wolfgang Ferdinand füllt sich.

Mehr unter wolfgang-ferdinand.de

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