Icking/Starnberg:Einfach treiben lassen

Lesezeit: 3 min

Als Ickinger hat Klaus Doldinger auch in Starnberg ein Heimspiel. (Foto: Pöstges)

Klaus Doldinger eröffnet Jazz-Reihe in Starnberg

Interview von Barbara Brießmann, Icking/Starnberg

Ein Heimspiel für Klaus Doldinger: Morgen eröffnet der 79-Jährige mit dem Konzert die neue Reihe "All that Jazz@Starnberg" in der Schlossberghalle mit seiner Formation Passport. Der Saxofonist, Komponist und Autor von Filmmusik hat gerade ein neues Album herausgebracht, das 34., um genau zu sein. Im Interview spricht der Weltstar über die Zukunft des Jazz, seine Art zu komponieren und Live-Auftritte.

SZ: Herr Doldinger, die Veranstalter haben angekündigt, dass Sie beim Konzert in Starnberg Ihr neues Album "Inner Blue" präsentieren. Aber Ihr neuestes Werk heißt doch "En route"?

Klaus Doldinger: Die haben da was verwechselt, das kann nach 34 Alben schon mal passieren. Außerdem werden wir nicht nur die Stücke einer Platte vorstellen.

Wie sieht denn Ihr Programm für Starnberg aus?

Wir setzen auf eine Mischung. Insgesamt hätte ich ungefähr 300 Werke, die für so ein Konzert in Frage kommen. Das geht natürlich nicht. Auf jeden Fall wird es neben neuen Sachen auch Stücke der älteren Jahrgänge geben. Das Publikum will auch hören, was es kennt. Ein festes Programm habe ich nicht. Was wir letztendlich spielen, hängt von der Stimmung im Saal, von der Akustik und davon ab, wie die Band drauf ist.

Sie kennen die Szene weltweit. Würden Sie sagen, dass Deutschland ein Jazz-Land ist?

So kann man das nicht sagen. Aber Deutschland ist eine Kulturnation, bietet Kapazitäten für Musiker. Es gibt eine Infrastruktur von Hallen und Locations, wo auch Jazz gut hinpasst, wo sich Musiker präsentieren können. Das ist in den USA ganz anders. Die Musiker haben dort wenige Möglichkeiten, haben es schwer, überhaupt zu überleben.

Ihre Band Passport ist zum Teil seit Jahrzehnten mit den gleichen Musikern besetzt.

Das ist doch schön. Allerdings spielen die meisten auch noch in anderen Formationen und haben eigene Projekte. Früher war es ein riesiges Problem, wenn einer ausfiel. Inzwischen gibt es so ein großes Potenzial an fähigen Leuten, dass sofort ein oder zwei Musiker als Ersatz einspringen können.

Gerade kommen Sie aus Marokko zurück.

Dort war ich für das Goethe Institut. So etwas, auch über das Auswärtige Amt, mache ich immer gern. Zum einen kann sich die deutsche Musikszene präsentieren, und junge Musiker bekommen die Möglichkeit, sich im Ausland einen Namen zu machen.

Heißt das, Jazz boomt hierzulande?

Es geht immer auf und ab. Ich glaube jedoch an die Zukunft des Jazz. Sowieso. Zwar gelten heute viele Musik- und Stilrichtungen als abgehandelt, aber Jazz bietet viele Freiheiten. Wichtig ist es, Stücke zu entwickeln, die nicht nur mir gefallen, sondern auch den Musikern Spaß machen und natürlich dem Publikum.

Wie und wann komponieren Sie?

Ich lasse mich gern treiben. Wenn mir ein Motiv einfällt, dann meistens mit dem Saxofon, ich skizziere es und halte es digital fest. Bis ein Werk daraus entsteht, ist das eine langwierige Sache. Irgendwann nehme ich das Motiv wieder her, interpretiere es. Die weiteren Ausführungen, die Überarbeitung, das dauert. Meistens vergehen zwei bis drei Jahre, bis ein neues Stück fertig ist. Bei Filmmusik geht das natürlich nicht, sie ist ja termingebunden, es gibt ein Abgabedatum.

Was macht Ihnen mehr Spaß - komponieren oder live auftreten?

Das ist nicht vergleichbar. Ein Auftritt ist eine echte Herausforderung, da muss ich auch physisch fit sein. Obwohl ich täglich mein Instrument zur Hand nehme, spiele ich vor einem Konzert jeden Tag noch mehr.

Ist Ihr Konzert morgen in der Schlossberghalle in Starnberg auch eine Herausforderung?

Ich habe da ja noch nie gespielt! Ein Problem: Räume sind akustisch oft schwer zu fassen. Deswegen habe ich seit Jahren meine Techniker, die wissen, worauf es mir ankommt

Also doch keine schwere Aufgabe?

Ich freue mich sehr auf das Konzert. Es werden auch Freunde da sein. Schauen wir mal, wie's wird.

Die neue Reihe "All that Jazz@Starnberg" startet an diesem Dienstag , 30. Juni, mit Klaus Doldinger's Passport. Am 25. Juli treten Barbara Dennerlein & Bebab auf. www.all-that-jazz-starnberg.de

© SZ vom 29.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: