Icking:Schwierige Standortsuche

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Ickinger Bürger wollen die Geothermie-Anlage gerne halb im Wald verstecken. 140 Unterschriften sind dafür zusammen gekommen. Der Gemeinderat hat beschlossen, mögliche Alternativen gründlich zu prüfen.

Von Claudia Koestler, Icking

Mit 140 Unterschriften fordern Ickinger Bürger einen alternativen Standort für die geplante Geothermieanlage zwischen Attenhausen und Dorfen. Nach dem Bürgerinformationsabend am Donnerstag sind zudem einige Attenhauser Anwohner selbst dafür aktiv geworden: Bei der Ickinger Gemeinderatssitzung am Montag lagen zwei weitere Standortvorschläge vor, einer davon von den Bürgern erarbeitet. Der wird nun auch tatsächlich von der Gemeinde aufgegriffen, weitergeplant und die Meinung der Behörden und Träger öffentlicher Belange dazu schriftlich eingeholt, so der einstimmige Beschluss der Gemeinderäte. Zusätzlich auch den Standort der Anlage im Wald weiterzuplanen, dieser Wunsch von Verena Reithmann (UBI) fand keine Mehrheit. Dieser Standort nämlich war bei einem Ortstermin im Dezember bereits "eindeutig durchgefallen", wie Lisa Häberlein (SPD) rekapitulierte.

Am 20. Dezember hatte dieser Ortstermin mit Behörden und Träger öffentlicher Belange stattgefunden. Doch das sogenannte "Scoping", das Abklopfen, ob auf dem vorgeschlagenen Areal gebaut werden kann oder nicht, ist nicht zur Zufriedenheit der Gemeinde Icking verlaufen. "Tief resigniert" sei sie jedenfalls aus dem Termin gegangen, sagte Vigdis Nipperdey (Ickinger Initiative) am Montag.

Die Abwägungen zwischen Naturschutz, Schallschutz und Beeinträchtigungen der Anlieger durch die geplante Geothermieanlage sind schwierig. Das zeigte auch die zweieinhalbstündigen Diskussion, die den Beschlüssen vorausging. Warum überhaupt ausgerechnet auf dem Höhenrücken zwischen Attenhausen und Dorfen und damit an exponierter und landschaftlich prägender Stelle eine Geothermieanlage errichtet werden soll, wollte nicht jedem Gemeinderat einleuchten.

Die Verbrennungsanlage könnte nahe des Geothermie-Heizkraftwerks am östlichen Ortseingang entstehen. (Foto: Claus Schunk)

"Diese Industrieanlage gehört nicht an diesen Ort. Punkt", sagte Nipperdey. Dennoch warnte sie davor, "dass wir uns wie ein gallisches Dorf dagegen stemmen", denn das werde rechtlich nicht durchsetzbar sein. Folglich gelte es, den möglichst verträglichen Standort zu finden, über den bereits seit Monaten intensiv diskutiert wird. "Es ist nun mal kein Kinderkarussell, das man den Attenhausern mal eben für vier Wochen vor die Tür stellt. Wir dürfen uns deshalb als Gemeinderat am Ende nicht dem Vorwurf aussetzen, dass wir irgendetwas nicht in Betracht gezogen haben", sagte Claudia Roederstein (UBI).

Ursprünglich hatte die Gemeinde einen Standort im Wald in Richtung Autobahn 95 statt wie vom Planer Erdwärme Bayern angedacht auf exponierter Feldflur vorgeschlagen. Doch der gelte als Schutzwald und ist damit wertiger eingestuft als die Feldflur. Deshalb wurde der Waldstandort bereits von den Behörden als nicht aussichtsreich bewertet. Dass bei der Abwägung zwischen Feld und Wald aber nicht die Bedeutung des Landschaftsbildes für Bürger und Gemeinde berücksichtigt wurde, ärgerte Josef Mock wie Reithmann ("ich bin fassungslos") und Georg Linsinger (alle UBI). "Forst sticht Landwirtschaft, aber Forst sticht auch Anlieger", war sein Fazit. Der Wald könne noch so räudig sein, "als Gemeinde kommen wir nicht an. Der Forst siegt immer", seufzte Nipperdey.

Attenhauser Bürger haben als Standortalternative einen Kompromiss zwischen einem Standort auf dem Feld und im Wald erarbeitet. Diese stand nun am Montag genauso zur Debatte wie ein weiterer, vierter Vorschlag von Uwe Feickert, der in dieser Angelegenheit als Planer für die Gemeinde tätig ist. Hierbei stünde die Anlage immer noch auf dem Feld, aber südlicher und enger zusammen. Das Betriebsgebäude könnte vor einem der Lüfter stehen und somit als Schallschutz dienen.

Die riesigen Lüfter-Gebäude sind nötig, um die Flüssigkeit zu kühlen, die die Strom erzeugenden Turbinen antreibt. In der von Bürgern erarbeiteten Standortvariante steht ein Lüfter im Wald, einer auf dem Feld, abgeschirmt durch einen Wall. Dafür müssten 1,3 Hektar Wald gerodet werden anstatt 2,2 Hektar wie bei der Waldvariante. Allerdings handele es sich bei den 1,3 Hektar teils um Buchenmischwald und nicht um Fichten, sagte Feickert. An der Höhe der Anlage ändern die beiden neuen Vorschläge nichts: Mit den zwölf Meter hohen Lüftertürmen, den höchsten Erhebungen der 130 Meter langen und über 50 Meter breiten Anlage würde sie am höchsten Punkt in beiden Fällen 708 Höhenmeter erreichen. Christian Eulitz als Fachgutachter für Emissionsschutz sah zwar grundsätzlich signifikante Vorteile für den Lärmschutz, wenn die Anlage ganz im Wald stünde. Das gilt aber nur, wenn sie nicht baulich schallgedämmt würde. Bei einer Einhausung der Lüfteranlagen, wie sie Erdwärme Bayern zusichert, biete der Wald als Standort keine schalltechnischen Vorteile mehr. Auch Wälle brächten dann keine Verbesserungen. Mit einer Einhausung würden nach Ansicht von Eulitz alle vier diskutierten Standorte Emissionen von unter 34 Dezibel erreichen, was in einem städtebaulichen Vertrag auch als Emissionskontingentierung festgeschrieben werden könnte. "Ein guter Wert", sagte Eulitz, und zulässig für reine Wohngebiete. Vergleichbar sei diese Dezibelzahl mit dem Lärm einer Heizungsanlage, erklärte er auf Nachfrage von Mock.

Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) hegte zwar nach dem Scoping-Termin keine großen Hoffnungen für den Standort-Kompromissvorschlag der Bürger, der nun weiterverfolgt wird. "Aber wenn es für ihn eine Minichance gibt, sollten wir sie nutzen".

© SZ vom 18.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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