Icking:Pocci-Museum muss das Hollerhaus verlassen

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Eigentümerin Lia Schneider-Stöckl meldet Eigenbedarf an. Die Gesellschaft verhandelt nun mit dem Bergkramerhof.

Von Benjamin Engel

Vor gut einem Jahr richtete die Pocci-Gesellschaft um Michael Köhle das Museum in Lia Schneider-Stöckls Hollerhaus ein. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das Pocci-Museum siedelt voraussichtlich Mitte des Jahres in den Golfclub Bergkramerhof über. Erst im März vorigen Jahres hatte die Münsinger Franz-Graf-von-Pocci-Gesellschaft das kleine Museum im Irschenhausener Hollerhaus eingerichtet. Den Pachtvertrag hat Betreiberin Lia Schneider-Stöckl bereits vor Ostern zum 30. Juni gekündigt, wie jetzt bekannt wurde. Im Hollerhaus meldet sie Eigenbedarf an. Sie seien in gutem Einvernehmen geschieden, sagt Michael Köhle, Vorsitzender der Pocci-Gesellschaft. Eine zu hohe Mietforderung von Lia Schneider-Stöckl sei nicht Grund für den Auszug gewesen, sagt Köhle. Von vornherein sei klar gewesen, dass das Museum nur vorübergehend im Hollerhaus hatte unterkommen können. Noch muss Köhle einige Details mit den Golfplatz-Betreibern klären.

Mit der Hollerhaus-Betreiberin habe er immer gut und friedlich zusammengearbeitet, betont Köhle: "Wir sind befreundet und sie ist auch Mitglied der Pocci-Gesellschaft." Wenn das Pocci-Museum jetzt in den Bergkramerhof übersiedeln kann, ist das aus seiner Sicht nur vorteilhaft. Es sei damit näher an Münsing herangerückt, in dessen Ortsteil Ammerland Franz Graf von Pocci (1807-1876) lebte. Zudem könne er im Golfclub mit seinen vielen Mitgliedern ein interessantes Publikum ansprechen. Die Betreiber wollten den Club zu einer Begegnungsstätte ausbauen. Darüber hinaus sei die Gastronomie auch gleich noch im Haus. "Das ist für Pocci eine Win-Win-Situation", sagt Köhle.

Aus Sicht von Lia Schneider-Stöckl gehört das Pocci-Museum ohnehin näher an den Starnberger See. Denn Graf Pocci habe dort gelebt. Über die Kündigung hätte sie mit Köhle frühzeitig gesprochen: "Wir sind nicht im Streit geschieden." Doch in Zukunft wolle sie die vier Räume des Museums im Hollerhaus anders nutzen. Zwei der Räume gehören zu einer Einliegerwohnung, die Familienangehörige gerne nutzen wollten. Die Bauernstube sei als dauerhafter Ausstellungsraum auch nicht ideal. "Dort hatten wir früher immer unseren Adventsmarkt", sagt Schneider-Stöckl.

Das Pocci-Museum hatte die gleichnamige Gesellschaft vor gut einem Jahr im Hollerhaus eröffnet. Seitdem haben rund 1500 Personen die Ausstellungsräume besucht, schätzt Köhle: "Das finde ich für ein so kleines Museum sehr gut." Er hat das Museum von zunächst zwei auf mittlerweile vier Räume erweitert. Viele der mehr als 200 Ausstellungsstücke stammen aus dem Privatbesitz von Michael und Barbara Köhle. Zu sehen sind Zeichnungen, Drucke und Aquarelle genauso wie Karikaturen und Bücher von Graf von Pocci. Marionettenfiguren vervollständigen die Sammlung. Das Museum bezeugt das reiche Schaffen des als Kasperlgrafen bekannt gewordenen Pocci. Das künstlerische Multitalent diente im 19. Jahrhundert mehreren bayerischen Königen. So war er unter anderem Zeremonienmeister Ludwigs I. und Hofmusikintendant. Seine Stücke rund um die Figur des Kasperl Larifari sind heute noch populär.

Köhle möchte das Andenken an die facettenreiche Persönlichkeit des Grafen fördern und bewahren. Vor elf Jahren hat er die Pocci-Gesellschaft gegründet. Mit einem Museum im Bergkramerhof sei er nur noch einen Schritt von Münsing entfernt. Darüber freut er sich, auch wenn die Gesellschaft nun mehr Miete als im Hollerhaus zahlen muss. Sein Wunschtraum ist aber nach wie vor ein Pocci-Museum in Münsing, am besten im von der Gemeinde erworbenen Pallaufhof. Das wird aber, wenn überhaupt, erst in ein einigen Jahren zu realisieren sein. "Dann ist hoffentlich ein anderer Vorsitzender der Pocci-Gesellschaft", sagt Köhle.

© SZ vom 08.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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