Unübersehbare Erosionstendenzen machen sich im Ickinger Gemeinderat breit: Seit den Kommunalwahlen im März 2020 hat bereits ein Viertel der Rätinnen und Räte das Amt vorzeitig niedergelegt, zwei davon aus der Partei von Bürgermeisterin Verena Reithmann (Unabhängige Bürgerliste Icking, Ubi).
Zunächst war es 2022 Josef Mock (Ubi) aus Altersgründen gewesen; 2023 schieden Georg Linsinger (Ubi) und Julian Chucholowski (SPD) aus beruflichen Gründen aus. Nun ist es der lang gediente Matthias Ertl (Parteifreie Wählergemeinschaft), der sich zurückzieht. Ertl war seit 1996 im Gemeinderat. 28 Jahre lang sei er "mit Herzblut" dabei gewesen, begründete der Anfang 60-Jährige seinen Schritt, aber in der jüngsten Zeit sei einfach "die Luft raus gewesen", weshalb er seinen Sitz noch vor der nächsten Kommunalwahl für jemand Jüngeren frei machen wolle.
Nachrücker ist Johannes Rieger (44), Zimmerermeister aus Walchstadt. Bürgermeisterin Reithmann vereidigte ihn am Dienstag. Rieger übernimmt auch Ertls Posten im Bauausschuss.
Ertl bezeichnete in seinem Rückblick als wichtigste Maßnahme während seiner Amtszeit den Bau des Einheimischenmodells, das es vielen ansässigen Ickingern trotz der hohen Grundstückspreise ermöglichte, am Ort wohnen zu bleiben. Ertl hatte 2009 fürs Amt des Bürgermeisters kandidiert und war in die Stichwahl Margit Menrad (UBI) unterlegen.
Von den Räten wurde Ertls Ausscheiden mit Bedauern aufgenommen. Für seine fachliche Expertise, besonders im Bauausschuss, bedankte sich Reithmann ausdrücklich. Sie lobte außerdem Ertls Wortbeiträge als ebenso konstruktiv wie "aufrecht, senkrecht und gradaus".