Erneuerbare Energien:Neues Windrad wäre das "kleinste Übel"

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Direkt hinter der Schäftlarner Gemeindegrenze stehen bereits Windräder. In zwei Jahren soll es auch im Forstenrieder Park so weit sein. (Foto: Hartmut Pöstges)

Vor Jahren noch gab es einen Sturm der Entrüstung gegen die Propeller in den Wadlhauser Gräben. In der Ickinger Bürgerversammlung zeigt sich ein anderes Stimmungsbild.

Von Susanne Hauck, Icking

Wer darauf gewettet hatte, wann das erste Mal das gefürchtete L-Wort wie "Landschaftsbild" beim verordneten Nachdenken über künftige Freiflächen-Photovoltaikanlagen oder Windräder fallen würde, konnte lange warten. Dass es bei der Ickinger Bürgerversammlung am Donnerstag kein einziges Mal zur Sprache kam, ist denkwürdig - wo doch um die Mobilfunkmasten im Ort gestritten wird, dass die Fetzen fliegen. Vor dem Hintergrund, dass die Kommunen demnächst von oben dazu verdonnert sind, zwei Prozent ihrer Flächen für erneuerbare Energien rauszurücken, eine dritte FFPV-Anlage zwischen Icking und Ebenhausen im Gespräch ist und dass die Gemeinde sowieso energieautark werden will, sahen die rund 45 Ickinger im Saal das Ganze pragmatisch.

Weil gerade den vor einigen Jahren aufgestellten Windrädern in den Wadlhauser Gräben "große Wehrhaftigkeit" entgegengeschlagen war, so Bürgermeisterin Verena Reithmann (UBI), wollte sie die Stimmung bei den Bürgern abklopfen. So richtig in Fahrt kam die Diskussion zwar nicht. Aber es stellte sich dann doch ziemlich deutlich heraus, dass die Ickinger einen sinnvollen Mix aus Windrädern und Solar bevorzugen würden, wenn wegen der großen Leistungskraft der Propeller nicht der halbe Ort mit PV-Modulen versiegelt werden müsste. "Ein fünftes Windrad neben den bereits bestehenden vier wäre vielleicht das kleinste Übel", lautete eine Wortmeldung. Ähnlich sei das Meinungsbild am Tag zuvor bei der Dorfener Ortsteilversammlung gewesen, berichtete die Bürgermeisterin.

Seit Jahren ein Dauerthema: Gewerbeflächen für die Handwerker, die gern am Ort bleiben würden, aber nicht wissen, wo. Die Idee eines Handwerkerhofs in Dorfen habe sich weitgehend zerschlagen, bedauerte Reithmann, da dort die gewünschten größeren Werkstätten nicht untergebracht werden können. Eine Alternative könnte die Umnutzung ehemaliger landwirtschaftlicher Gebäude sein. Dazu müssten sich aber erst einmal Eigentümer bei der Gemeinde melden.

Das Thema Wassergebühren zählt offensichtlich nicht mehr zu den heißen Eisen in Icking. Zur exorbitanten Erhöhung des Preises, der wegen der Sanierung des Leitungsnetzes notwendig geworden und noch vor einem halben Jahr der Aufreger im Ort gewesen war, gab es keine Wortmeldung. Dagegen kamen mal wieder allerhand Aspekte zur Verkehrssicherheit zur Sprache. Die nächtliche Straßenbeleuchtung darf trotz Energiekrise bleiben. Anträge wie ein eigener Kinderhandlauf am Egartsteig oder ein Zebrastreifen am unteren Talberg fanden keine Unterstützung. Anders sah es mit dem durch Schulbusse und Elternautos verursachten Verkehrschaos rund um das Irschenhausener Stöhr-Gymnasium aus, das den Anwohnern Verdruss bereitet. Der Antrag, dass das der Gemeinderat nochmal angehen soll, wurde ebenso angenommen wie der, dass er sich mit der Solarpflicht für Neubauten befassen soll.

In ihrem Bericht ging Reithmann außerdem auf den geplanten Neubau einer Doppelturnhalle für die Grundschule ein, die zusammen mit dem Gymnasium gebaut werden soll. Dafür wird befristet ein Projektsteuerer eingestellt. Personalmangel und hohe Fluktuation machten der kleinen Kommune arg zu schaffen, gestand die Bürgermeisterin. Auch das ungelöste Problem der Überschwemmungen bei Starkregen. Regelrechte Geysire würden mittlerweile die B11 in der Ortsmitte unter Wasser setzen. Die Fluten kommen von den oberen Grundstücken. "Da werden wir tätig werden müssen", so Reithmann. Der Plan ist es, das Regenwasser in die Isar abzuleiten. Kleinere Sorgen macht die Instandhaltung der alten Baumgruppe am Dorfener Aussichtspunkt "Kieberg", die im Juli erheblich beschädigt wurde. Auch der ortsbildprägenden Esche gegenüber dem Vereineheim sollen mit einem fachkundigen Schnitt noch einige Lebensjahre abgetrotzt werden. Stark machte sich die Rathauschefin für den Irschenhausener Waldkindergarten, der vom Landratsamt keine Genehmigung für seinen Bauwagen erhält und nun wegen vermeintlicher Ungerechtigkeiten eine Petition beim Landtag einreichen will. "Es ist wichtig, dass alle gleich behandelt werden, deshalb unterstütze ich es", so Reithmann.

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