Katastrophenschutz in Penzberg:Zügige Trockenübung gegen Hochwasser

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Um zu prüfen, ob der Dammbalkenverschluss funktioniert, bauten Mitarbeiter des Bauhofs Penzberg je zehn Aluminiumbalken auf der Staatsstraße 2370 in Maxkron auf. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Am Schöpfwerk im Ortsteil Maxkron proben Mitarbeiter des städtischen Bauhofs den Ernstfall. Dem Schutz vor Überschwemmungen dienen dort auch Dämme, Regenrückhaltebecken, Retentionsflächen und ein Dammbalkenverschluss.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Es mag die Routine sein, oder vielleicht nur die schwüle Hitze - auf alle Fälle sind die Männer vom städtischen Bauhof Penzberg ein eingespieltes Team. Jeder Handgriff sitzt, und so geht die alljährliche Hochwasserschutz-Übung am Schöpfwerk in Maxkron denn auch zügig über die Bühne. Seit Juli 2006 schützt die Anlage die Wohngebiete im Ortsteil Maxkron, wenn die Loisach über die Ufer tritt. 2,8 Millionen Euro hatten sich Freistaat und Stadt Penzberg das Bauwerk kosten lassen. Der Grund: Bei den beiden Hochwasser-Ereignissen 1999 und 2005 waren erhebliche Schäden entstanden.

Das Schöpfwerk in Maxkron sieht unscheinbar aus, schützt aber im Ernstfall viele Häuser, die bei Starkregen ansonsten überflutet würden. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Dem kleinen Häuschen zwischen Loisach und Staatsstraße 2370 am Ortsausgang in Richtung Beuerberg ist seine Bedeutung nicht anzusehen. Ohne diese Anlage liefen allerdings noch heute viele Häuser Gefahr, bei Starkregen überflutet zu werden. So wie 1999, als sich diese Gebiet über Tage hinweg regelrecht in eine Seenplatte verwandelt hatte. Das Problem ist nicht allein, dass die Loisach bei einem Pegelstand von 5,74 Metern den Damm überläuft. Bei extremen Hochwasser-Ereignissen fließt das Wasser, das sich den Wiesen entlang der Staatsstraße aufgestaut hat, zurück in den Penzberger Ortsteil. Auch der sogenannte Binnengraben ist dann irgendwann voll und stellt eine Gefahr dar.

Der Hochwasserschutz in Maxkron umfasst neben dem Schöpfwerk und Dämmen ein Regenrückhaltebecken mit 10 000 Kubikmetern. Das gleiche Volumen haben die Retentionsflächen an der Loisach. Der Clou ist der sogenannte Dammbalkenverschluss: eine Sperre quer über die Staatsstraße, die das zurücklaufende Loisachwasser aufhält. Im August 2020 musste der Querverschluss aufgebaut werden, weil nach Dauerregen Hochwasser drohte. Regelmäßig muss die Anlage deshalb gewartet werden, damit es im Notfall keine böse Überraschung gibt.

Herr des Schöpfwerks ist Georg Wagner vom städtischen Bauhof. Er selbst, seine Kollegen, Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Vertreter des Wasserwirtschaftsamts Weilheim übten die notwendigen Handgriffe für den Ernstfall. Die Feuerwehr Penzberg regelte währenddessen den Verkehr: Denn um zu sehen, ob der Dammbalkenverschluss funktionsfähig ist, wurde er halbseitig aufgebaut. Zehn Aluminiumbalken türmten die Männer auf. Dann noch einen auf der zweiten Hälfte, um zu kontrollieren, ob sich nichts verzogen oder verklemmt hat. Alles dicht, lautete das Fazit. Derweil mussten Lastwagen, Autos und Motorräder sich in Geduld üben, ehe sie die Stelle wieder passieren konnten.

Die Funktionstüchtigkeit der drei Pumpen am Schöpfwerk prüfte Elektriker Max Hohenauer. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Im Detail erklärte Wagner, bei welchen Pegelständen von Binnengraben oder Loisach die einzelnen Alarmierungsstufen ausgelöst werden. Im Schöpfwerk gibt es drei Pumpen, jede schafft gut 1000 Liter pro Sekunde. Maximal zwei sind in Betrieb. Ab einem Pegelstand von 2,63 Metern springen sie automatisch an. Sollte es eine Fehlfunktion geben, können die Pumpen auch per Hand bedient werden. Ein Notstromaggregat steht ebenfalls parat. Bereits bei einem Pegel von 2,33 Metern wird der Dammbalkenverschluss gesetzt. Das muss in Absprache mit dem Wasserwirtschaftsamt und dem Landratsamt in Weilheim erfolgen. Schließlich muss die Kreisbehörde die Umleitungshinweise an der Staatsstraße aufstellen. Für den Verkehr ist dann nämlich kein Durchkommen mehr.

Bei 2,53 Metern wird das Schütz geschlossen, um die Wasserzufuhr in den Binnengraben zu unterbinden. Im Ernstfall ist das Schöpfwerk mit zwei Mann besetzt, die sich alle vier Stunden abwechseln. Denn der Dienst sei "in der Nacht manchmal ned so griabig", sagte Wagner. Eine Erleichterung sei, dass die Hochwasserwarnungen per SMS hereinkämen. "Aber so lange die Loisach ihren normalen Stand hat, passiert nix", erklärte er weiter. Auch wenn der Binnengraben schon ordentlich Wasser führen würde.

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