Heimatvertriebene:"Not und Tod brachten uns her"

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Die Geretsrieder Egerländer erinnern an ihre Ankunft und ihre Anfangsjahre als Heimatvertriebene im Barackenlager Buchberg

Es soll zurückgeblickt werden "auf die katastrophalen Verhältnisse in der unmittelbaren Nachkriegszeit, auf die damalige Not in allen Lebensbereichen, aber auch auf die enorme Aufbauarbeit in der nachfolgenden Zeit bis heute": Geretsried gedenkt am 7. April mit Vorträgen, einer Ausstellung, Kranzniederlegung und Zeitzeugenberichten seiner Heimatvertriebenen.

Rückblickend kann die heute mit rund 24 000 Einwohnern größte Stadt im Landkreis den 7. April 1946 als ihre Stunde Null ansehen: An jenem Tag kamen die ersten 554 Menschen aus dem Egerland im Lager Buchberg an - auf jenem Gelände, das heute als Böhmwiese bezeichnet wird. Seinerzeit standen dort Holzbaracken, in denen die Heimatvertriebenen mehr schlecht als recht untergebracht wurden. Das Lager gehörte zur Gemeinde Gelting - Geretsried war ein Flecken im Süden, rund um Nikolauskapelle und Gasthof Geiger.

Für die Gedenkveranstaltungen haben sich die Egerländer ("Eghalanda Gmoi") und der Arbeitskreis Historisches Geretsried, die Union der Vertriebenen und die Stadt Geretsried zusammengetan. Auftakt ist am Donnerstag, 7. April, um 18 Uhr eine Kranzniederlegung vor dem Rathaus; dort steht ein Gedenkstein mit der Aufschrift "Not und Tod brachten uns her. Arbeit und Fleiß schufen uns Ehr". Anschließend findet im großen Sitzungssaal des Rathauses eine Vortragsveranstaltung statt, die Werner Sebb moderiert. Sebb war im zweiten Transport, der im Lager Buchberg ankam. In den Vorträgen soll ein kurzer Abriss zur Geschichte der Sudetendeutschen mit verschiedenen Zeitzeugenberichten gegeben werden. Auch Bürgermeister Michael Müller spricht bei dieser Gelegenheit.

Weiter geht es am selben Tag um 19.45 Uhr: Museumsleiterin Anita Zwicknagl eröffnet im Stadtmuseum Geretsried an der Graslitzer Straße eine Ausstellung, deren wesentlicher Teil laut Ankündigung "aus in mühsamer Arbeit zusammengestellten Namenslisten der Transportbeteiligten besteht". Außerdem werden Gegenstände aus dem Vertreibungsgepäck zu sehen sein; dies soll anschaulich machen, was man damals als lebensnotwendig und erhaltenswert erachtete. So berichtet etwa Inge Klier, die als Zwölfjährige mit ihren Eltern und vier Schwestern von Spittengrün bei Karlsbad ins Lager Buchberg gebracht wurde, dass ihr Vater Gummistiefel eingepackt hatte - und als wie hilfreich sich diese im Barackenlager erwiesen.

Äußerst zügig geht es dann weiter, denn schon um 20 Uhr beginnt laut Plan eine Gedenkfeier der Union der Vertriebenen, diese aber wiederum im Rathaus: Der Straubinger CSU-Landtagsabgeordnete Josef Zellmeier spricht unter der Überschrift "Auferstanden aus Ruinen", was eigentlich der Titel der DDR-Hymne nach einem Text von Johannes R. Becher war. Zellmeier ist Landesvorsitzender der Karpatendeutschen Landsmannschaft und vertriebenenpolitischer Sprecher im Landtag.

© SZ vom 29.03.2016 / fam - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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