Hangabsicherung bei Icking:S-Bahn plant Verkehrschaos

Lesezeit: 2 min

Die S 7 wird Ende Oktober zwischen Wolfratshausen und Icking gesperrt - obwohl der Hang bereits vor einem Jahr gesichert wurde. Auch die Stammstrecke soll saniert werden.

S. Bigalke und M. Völklein

Ende Oktober sperrt die Bahn die S 7-Strecke zwischen Icking und Wolfratshausen zwei Wochen lang. Von Freitag, 21. Oktober, 20 Uhr bis Freitag, 4. November, 22.30 Uhr, müssen Fahrgäste auf Ersatzbusse umsteigen. In dieser Zeit befestigt die Bahn einen Hang an der Strecke, der droht, auf die Gleise zu rutschen.

Steil und gefährlich ist der Berghang, an dem die S 7 zwischen Wolfratshausen und Icking passieren muss. Wegen drohender Murenabgänge werden jetzt erneut Netze installiert. Unser Bild zeigt Sicherungsanlagen auf der Höhe von Schlederloh. (Foto: Manfred Neubauer)

Pendlern dürfte das bekannt vorkommen: Bereits im Sommer 2010 hatte die Bahn Teile des Loisachhangs befestigt und die Strecke monatelang gesperrt. "Die Zeit hat einfach nicht gereicht, um alle Hänge zu sichern", erklärte ein Bahnsprecher, warum erneut Arbeiten notwendig sind.

Der Hang, um den es jetzt geht, liegt etwa 300 Meter nördlich vom bereits abgesicherten Bereich. Dort hat bisher nur ein Fangzaun die Gleise geschützt und einen Erdrutsch im Frühjahr vor den Schienen abgefangen. Damit der Hang künftig erst gar nicht ins Rutschen kommt, spannt die Bahn nun ein 90 Meter langes und neun Meter breites Schutznetz aus Stahldraht darüber und befestigt es mit Bohrankern, etwa 4,5 bis sechs Meter langen Nägeln, im Boden.

Unter das grobmaschige Netz kommt eine Erosionsschutzmatte, die auch feineres Material aufhält. Dabei lässt die Bahn kleine Lücken, durch die Büsche nachwachsen können. Gerodet werden muss vorher kaum. "Auf einem Großteil der Fläche steht nichts mehr, weil alles abgerutscht ist", sagt Förster Robert Nörr. Die Bauarbeiten kosten die Bahn insgesamt 350 000 Euro.

Die Bahnfahrer kosten sie vor allem Zeit: Die Ersatzbusse starten in Wolfratshausen etwa 16 Minuten früher und kommen etwa 17 Minuten später an als sonst die S-Bahn. "Glücklicherweise fällt eine der beiden Wochen in die Herbstferien", sagt Ickings Bürgermeisterin Margit Menrad, die aus Erfahrung weiß, wie beschwerlich die Sperrung für Pendler werden kann. In Icking müssen sie vom Bahnhof hinunter an die B11 laufen, wo die Ersatzbusse starten und ankommen. Der Fahrplan steht im Internet unter www.bahn.de/bauarbeiten.

Auch in München müssen sich die Fahrgäste auf schwere Behinderungen gefasst machen - wenn auch erst nächsten Sommer. An sieben Wochenenden vom 6. Juli bis zum 20. August wird die Stammstrecke zwischen Pasing und Ostbahnhof komplett gesperrt - jeweils von Freitagabend, 20 Uhr, bis Montagfrüh um 4 Uhr. Auch wochentags müssen die Fahrgäste in dieser Zeit mit Einschränkungen leben: Die Bahn kann voraussichtlich sieben Wochen lang die Taktverstärkerzüge nicht fahren. Diese Züge setzt sie in der Früh und am Nachmittag ein, um auf den Linien S 2, S 3, S 4 und S 8 einen Zehn-Minuten-Takt anbieten zu können. Dieser fällt dann weg.

Grund für die Sperrungen und Behinderungen sind erneut Bauarbeiten vor allem an den unterirdischen Haltepunkten. Das Eisenbahnbundesamt hatte der Bahn vor einigen Jahren bereits zur Auflage gemacht, diese Stationen mit zusätzlichen Einrichtungen zum Brandschutz auszustatten. Im nächsten Sommer muss die Bahn nun weiter beim Brandschutz nachrüsten.

Außerdem will der Konzern den Stillstand im Tunnel nutzen, um alte Schienen und Weichen auszutauschen sowie Teile der Signaltechnik zu erneuern. Zu guter Letzt sollen an den Stationen hellere Leuchten installiert und neue Deckenverkleidungen montiert werden - die hatte die Bahn schon vor einigen Jahren abgenommen, seither ist der blanke Beton zu sehen.

An den sieben Wochenenden mit Sperrung plant die Bahn ein ähnliches Programm wie bereits in diesem Jahr an Pfingsten - damals war die Stammstrecke ebenfalls wegen Bauarbeiten gesperrt, etwa 50 Ersatzbusse karrten die Passagiere durch die Innenstadt.

© SZ vom 07.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: