Hallenbad im Nordlandkreis:Geretsried plädiert für Nordbad

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Der Stadtrat verwirft die kleine Lösung wegen zu hoher Kosten. Wolfratshausen soll zur Kooperation aufgefordert werden.

Bernhard Lohr und Petra Schneider

Der Bau eines großen Hallenbads für alle Kommunen im Nordlandkreis ist seit Dienstagabend in Geretsried erste Wahl. Der Stadtrat hat beschlossen, diese Variante vorrangig zu verfolgen und die umliegenden Kommunen aufzurufen, sich an dem 9,7 Millionen Euro teuren Vorhaben zu beteiligen. Der Bau eines kleineren Stadtbads wurde wegen der hohen Kosten und im Vergleich zur großen Lösung sparsamen Ausführung verworfen. Zugleich setzte der Stadtrat bis zur Vorlage neuer Zahlen den Beschluss aus, für das am Schulzentrum geplante neue Hallenbad maximal 6,3 Millionen Euro auszugeben. Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) erwartet noch im Herbst Klarheit darüber, ob die interkommunale Zusammenarbeit beim Bad zustande kommt.

Lange hatte Geretsried relativ entspannt die Debatte über ein Nordlandkreisbad verfolgt und beteuert, im Zweifel ein auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnittenes Bad zu bauen. Diese Lockerheit ist wie weggeblasen, seit am Dienstag Bert Hoffmann vom Planungsbüro Bauconzept und Projektsteuerer Marcus Theisen vom Büro Dobler Consult Vorentwürfe und Kostenschätzungen präsentierten.

Das kleine Bad würde demnach statt 6,3 Millionen Euro 7,6 Millionen netto kosten und dabei zwar drei Becken und eine kleine Sprunganlage, aber nicht die gewünschte Sauna, enthalten. Die Betriebskosten bezifferte Theisen auf 547 000 Euro im Jahr. Volker Reeh (CSU) warf den Planern vor, das gesteckte Ziel nicht erreicht zu haben. "Hinsetzen, neu planen", das sei die einzige Antwort, sagte er, oder eben das größere Bad weiterzuverfolgen: für 9,3 Millionen Euro, bei 100 000 Euro höheren Betriebskosten, dafür mit eigenem Sprungbecken und Sauna. Dieses Bad fand Zustimmung, ist aber nur mit Partnern zu bekommen.

Für die höheren Baukosten führte Dobler etliche Gründe an, wie einen wegen der Baukonjunktur gestiegenen Kostenindex, zusätzliche Wünsche wie die Sprunganlage und die räumliche Trennung des Sportbeckens vom Lehrschwimmbecken und zunächst nicht vorgesehene, aber sinnvolle Ausgaben, wie die, das Dach für eine Installation einer Fotovoltaikanlage vorzubereiten. An eine Anbindung an ein durch Geothermie gespeistes Fernwärmenetz sei gedacht, auch dass davor Provisorien notwendig seien. Eine Sauna im Stadtbad sei unwirtschaftlich, sagte Dobler.

In den vergangenen Tagen klärten sich einige Fragen, wie die nun von Geretsried mit neuem Schwung angegangene Kooperation aussehen könnte. Bau- und Betriebskosten wollen sich die Beteiligten nach der Zahl der Schulklassen aufteilen, für die sie als Sachaufwandsträger verantwortlich sind. Der Landkreis ist nach dieser Rechnung wegen der Realschulen in Wolfratshausen und Geretsried sowie des Gymnasiums Geretsried stark gefordert, was einigen das Gesamtprojekt in freundlicherem Licht erscheinen lässt.

Eurasburgs Bürgermeister Michael Bromberger sprach von rund 130 000 Euro, die er als Baukostenanteil erwarte, statt der ursprünglich mal gedachten 300 000 Euro. Die Herausforderung werde sein, den Gemeinderat für eine anteilige Übernahme der Betriebskosten zu erwärmen. Landrat Niedermaier sagte, es werde jetzt schnell gehen. Die Grundlagen für Entscheidungen lägen vor, es sei alles vorbereitet. Im Schulzentrum Geretsried fehlten Turnhallenkapazitäten für den Schulsport. Der Kreistag werde abzuwägen haben, ob eine Beteiligung an dem Hallenbad richtig sei. Aussagen über Kostenanteile seien zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber "Kaffeesatzleserei".

Die Bürgermeister von Münsing und Königsdorf, Michael Grasl und Anton Demmel, riefen Wolfratshausen, das sich bisher nicht am Bad beteiligen will, zum Umdenken auf; Dietramszells Bürgermeisterin Leni Gröbmaier sagte, "wenn Wolfratshausen mitmacht, dann wäre die Chance für ein Nordbad sehr gut". Wolfratshausens Bürgermeister Helmut Forster verwies auf die Beschlusslage gegen das Bad. Aus heutiger Sicht könne er sich nicht vorstellen, dass sich daran etwas ändern werde. Einem Gespräch werde er sich aber nicht verschließen. Auch Icking zögert. Bürgermeisterin Margit Menrad sagte, sie begrüße Kooperationen. Aber Ickinger nutzten die Bäder in Starnberg, Grünwald und Pullach, weniger das in Geretsried.

Dort fasste der Stadtrat auch noch den Beschluss, beim Scheitern eines Gemeinschaftsbads, die Planer zu beauftragen, die Stadtversion zu überarbeiten. Ein Bad werde jedenfalls gebaut.

© SZ vom 28.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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