Hallenbad Geretsried:Grundstein für steigende Kosten

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Mit einem feierlichen Akt beginnt der Bau des interkommunalen Projekts. Die Kosten sind schon jetzt fast um eine Million Euro gestiegen

Von Felicitas Amler, Geretsried

Gerade erst ist der Grundstein für das interkommunale Hallenbad in Geretsried offiziell gelegt worden - und schon zeichnet sich ab, dass der Bau erheblich teurer wird als geplant. Statt der vor einem Jahr berechneten Kosten von 15,3 Millionen Euro sind es bereits 16,2 Millionen. Dabei sind erst zwei Drittel der Gewerke ausgeschrieben und vergeben. Ein weiterer Anstieg ist zu erwarten. An der offiziellen Grundsteinlegung an der Adalbert-Stifter-Straße nahmen am Mittwochnachmittag die Vertreter der Kommunen teil, die das Hallenbad als Sportstätte gemeinsam bauen und betreiben: Neben Geretsried und dem Landkreis sind das Dietramszell, Egling, Eurasburg, Icking, Königsdorf, Münsing und Wolfratshausen. Einen Anstieg der Investitionskosten trägt aber Geretsried allein, da diese für alle anderen gedeckelt wurden.

Der allgemeine Bauboom hat die Stadt Geretsried wie alle Kommunen in eine verzwickte Lage gebracht. Wegen der enormen Nachfrage sind die Handwerksbetriebe bestens ausgelastet, und auf Ausschreibungen kommen generell so wenige Angebote - manchmal nur ein einziges, gelegentlich nicht einmal dies -, dass von einem Wettbewerb um den besten Preis keine Rede mehr sein kann. Die Kosten steigen daher bei allen Projekten nicht nur inflationsbedingt für Material, sondern oft auch für die Handwerksleistungen. Die Lokalpolitiker, die über die Vergaben letztlich zu entscheiden haben, sehen sich daher oft in der Bredouille. Formal müssen sie nach einer Ausschreibung dem günstigsten Bieter den Zuschlag geben, auch wenn der erheblich über der Kostenrechnung der eigenen Planer liegt. Der Geretsrieder Stadtrat machte am Dienstag eine Ausnahme von dieser Regel.

Teure Angebote

Auf der Tagesordnung stand die Vergabe von sieben Gewerken für das Hallenbad, vom Stahlbau über die Dachabdichtung bis zum Innenputz. Selbst die besten Angebote lagen über den Kostenrechnungen, manche um sieben Prozent, andere um bis zu 55 Prozent. Diese besonders hohe Überschreitung akzeptierte der Stadtrat, obwohl es um annähernd 500 000 Euro ging. Denn Christian Müller, der Fachbereichsleiter für Hochbau im Rathaus, hatte dies dringend angeraten: Fenster und Glasfassade, um die es sich bei diesem Angebot drehte, "brauchen wir relativ zeitig auf der Baustelle", erklärte er. Eine erneute öffentliche Ausschreibung mit allen Anforderungen an Fristen und Abläufen würde sonst den kompletten Bau erheblich verzögern.

Bei einem anderen Gewerk wollten Stadtverwaltung und Stadtrat dies aber nicht mehr hinnehmen: Das Angebot für Estrich und Fliesen lag mit 968 000 Euro um 62 Prozent über der Kalkulation. Da diese Arbeiten erst im kommenden Frühjahr anstünden, so Müller, könne man getrost neu ausschreiben. Dies billigte der Stadtrat ebenso wie den Vorschlag, die Gewerke Estrich und Fliesen zu trennen. Die Planer rechnen damit, dass der Betrieb, dessen Angebot formal als günstigstes unter allen eingereichten hätte angenommen werden müssen, sich wehren wird. Sie versprachen: "Wir schauen, dass wir die Kuh vom Eis kriegen." Ihr entscheidendes Argument lautet, dass bei einer so enormen Kostensteigerung das ganze Projekt Hallenbad "nicht mehr gesichert" wäre.

"Blöde Zeiten"

Bürgermeister Michael Müller (CSU) sagte, es herrschten für die Kommune "blöde Zeiten". Nach der Keynesianischen Theorie müsste die Stadt eigentlich antizyklisch handeln und ihre großen Ausgaben stoppen. Aber: "Wir arbeiten den Investitionsstau ab." Müller meint damit verschiedene laufende Investitionen, zu denen neben dem Hallenbad auch die Sanierung des Eisstadions und der Ausbau der Adalbert-Stifter-Mittelschule zählen.

Das Hallenbad in Geretsried, vor vier Jahren mit zwölf Millionen Euro veranschlagt, gilt im Landkreis als Modell für interkommunale Zusammenarbeit. Es umfasst zwei Badehallen mit vier Becken, Sprungbrettern und Kinderpool. Eine Sauna wurde ausgegliedert; Geretsried bemüht sich dafür um einen privaten Investor. Neben den Investitions- werden auch die Betriebskosten auf alle Träger verteilt. Sie sind beispielsweise mit rund einer halben Million Euro jährlich für Geretsried angesetzt und mit 105 000 Euro für Wolfratshausen. Das bestehende Geretsrieder Bad aus den Siebzigerjahren hat ausgedient.

© SZ vom 27.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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