Das Rainer-Maria-Rilke-Gymnasium ist vollkommen überfüllt. Im kommenden Schuljahr wird es deshalb nach aktuellem Stand nur drei statt wie bisher vier Eingangsklassen geben. Das erklärte Schuldirektor Hans Härtl beim Informationsabend für die Eltern künftiger Fünftklässler am Mittwoch. Vor allem im nahen Schäftlarn (Landkreis München-Land) sind Eltern besorgt. Sie fürchten, im nächsten Schuljahr keinen Gymnasiumsplatz mehr in Icking zu bekommen.
Die zuständige Ministerialbeauftragte Karin Oechslein mahnt zu Gelassenheit: "Wir müssen erst einmal die Einschreibung abwarten." Welche Schüler bei einem Überhang aufgenommen würden, entscheide aber allein die Schulleitung. Oft sei relevant, ob schon Geschwisterkinder auf die Schule gingen, auch die Wohnortnähe sei ein Kriterium. Grundsätzlich denkbar wäre aber auch, dass die Ickinger Schulleitung nur Kinder aus dem eigenen Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen aufnehme. Einen solchen Schritt gelte es als Ministerialbeauftragte aber genauestens zu hinterfragen, erklärt Oechslein.
Die Landkreisgrenze kann kein Kriterium für eine Aufnahme am Ickinger Gymnasium sein", sagt Schäftlarns Bürgermeister Matthias Ruhdorfer auf SZ-Nachfrage. Das Gymnasium sei für viele Schäftlarner Eltern erste Wahl, liege es doch nur gut zwei Kilometer jenseits der Landkreisgrenze. Die genaue Entwicklung müsse man abwarten. "Wir hoffen, dass wir zurande kommen", erklärt Ruhdorfer. Ein Drittel der Schüler am Ickinger Gymnasium kommen aus dem Landkreis München.
Die Elternbeiratsvorsitzende am Ickinger Gymnasium, Karin Jennermann-Mager, bezweifelt, das die Plätze reichen. "Ich rechne damit, dass Schüler abgewiesen werden." Schüler aus Baierbrunn, Ebenhausen und Schäftlarn müssten wohl nach Pullach ausweichen. Viele besorgte Eltern haben schon bei Ruhdorfer angerufen.
Schuldirektor Härtl hat die Eltern auf die geplanten Vorläuferklassen für das Gymnasium Grünwald verwiesen. Damit gäbe es ein zusätzliches Angebot für Schüler aus dem Landkreis München. "Das ist indiskutabel", sagt Jennermann-Mager. Denn diese Klassen sollen ihren Informationen nach in Oberhaching und am Albert-Einstein-Gymnasium in München-Harlaching angesiedelt sein.
Wir müssen erst einmal sehen, wie viele sich am Gymnasium Icking einschreiben", sagt der Tölzer Landrat Josef Niedermaier ausweichend. Nach welchen Kriterien das Gymnasium die Schüler bei einem Überhang auswähle, entscheide zunächst die Schulleitung. Diese trete auch mit Nachbarschulen in Kontakt und kläre in Absprache mit den Eltern, welches Kind wo untergebracht werden könne. Fälle, die nicht zu klären seien, weise die Ministerialbeauftragte, den verschiedenen Schulen zu, erklärt Niedermaier.
"Mehr als 99 Schüler kann das Gymnasium Icking aber zum nächsten Schuljahr nicht aufnehmen", macht der Landrat deutlich. Das gehe gar nicht anders, besuchten doch jetzt schon gut 1000 Schüler das nur auf 800 Schüler ausgelegte Gymnasium. Den Gymnasiumsausbau möchte der Landrat vorantreiben. "Wie es weitergeht, wird der Schulausschuss des Kreistags am 20. März entscheiden." Zwar lehne es der Landkreis München ab, sich an der 3,1 Millionen teuren Erweiterung zu beteiligen. Die Gespräche hätten aber ergeben, dass in Zukunft weniger Schüler aus dem Landkreis ans Ickinger Gymnasium kommen könnten. "Dann können wir auch kleiner bauen", sagt Niedermaier.
Wegen des geplanten Ausbaus des Ickinger Gymnasiums zeigt sich auch Schäftlarns Bürgermeister Ruhdorfer gesprächsbereit. "Wir sind grundsätzlich aufgeschlossen, uns in einem gewissen Umfang finanziell zu beteiligen". Nächste Woche wolle er sich zu Gesprächen mit dem Tölzer Landrat Niedermaier treffen.