Gymnasium Geretsried:Scharfer Tonfall im Schulstreit

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Der Elternbeiratsvorsitzende Lentrodt kritisiert Pläne des Landrats zur Schülerverteilung als "abwegig". Niedermaier reagiert gereizt.

Wolfgang Schäl

Im Konflikt um die Verteilung von Schülern zwischen den Gymnasien Icking und Geretsried hat sich die Tonlage deutlich verschärft. Während sich die Schulleitungen bisher verbal zurückhielten, ist der Streit zwischen Landrat Josef Niedermaier und Michael Lentrodt, dem Vorsitzenden des Elternbeirats in Geretsried, eskaliert.

In den Klassenzimmern und auch in der neuen Mensa des Schulzentrums Geretsried könnte es eng werden, wenn die Kinder, die in Icking keinen Platz gefunden haben, am Geretsrieder Gymnasium aufgenommen werden. (Foto: Hartmut Pöstges)

Lentrodt hat Niedermaier einen offenen Brief geschrieben, auf den der Landrat mit einer E-Mail reagierte, die er in Kopie der Presse zukommen ließ.

Sämtliche Überlegungen, die in Icking nicht unterzubringenden Fünftklässler nach Geretsried zu verlagern, sind für Lentrodt "geradezu abwegig". Die aktuelle Raumsituation habe sich aufgrund der Schulbedarfsplanung schon seit langem abgezeichnet, der Landkreis habe als Sachaufwandsträger aber nicht darauf reagiert, wirft der Elternsprecher der Kreisverwaltung und dem Kreistag vor.

Als "äußerst bedauerlich" stuft Lentrodt es ein, dass der Kreis es nicht für notwendig erachtet habe, mit dem Elternbeirat zu reden, "bevor man sich zu solchen Hauruck-Aktionen hinreißen lässt, die einer fundierten Betrachtung nicht standhalten".

Er verweist auf einen Bescheid der Regierung von Oberbayern aus dem Jahr 2006, der einen langfristigen Bedarf von 37 Klassenzimmern beinhalte. Auf dieser Grundlage sei der in Kürze fertige Erweiterungsbau genehmigt worden. Nach Lentrodts Berechnung wurde dabei aber der Bedarf an Kollegstufenzimmern nicht berücksichtigt.

Nach Rechnung des Elternbeiratssprechers verfügt das Geretsrieder Gymnasium auch nach Einweihung des Erweiterungsbaus im Juli 2011 mit seinen zehn Räumen und einem neuen Lehrerzimmer nicht über mehr als 37 Unterrichtsräume, das Gymnasium sei damit also schon wieder an seiner Leistungsgrenze angelangt. Provokant ist Lentrodts Bewertung der Lehrerzimmer in Icking und Geretsried: Bei genauerem Betrachten erscheine "der Vergleich zwischen einer Suite und einem Obdachlosenasyl eher passend als unpassend".

Bei Niedermaier sind diese Äußerungen äußerst schlecht angekommen. Lentrodt habe den Pfad des vertrauensvollen, aber kritischen Dialogs verlassen, dessen Vorgehensweise missbillige er zutiefst. Außer dem letzten Elternrundbrief "mit falschen und irreführenden Informationen zum Thema Schülerbeförderung" habe er von Lentrodt seit Monaten nichts gehört.

Wenn dieser nun den politischen Weg über die Öffentlichkeit suche, stehe ihm dies zwar zu. Doch eine über die Medien geführte und auf falschen Tatsachen aufgebaute Diskussion schade zuallererst der Schule und nicht, wie es wohl Lentrodts Absicht gewesen sei, dem Landrat oder den Kreisräten.

Niedermaier zufolge "kann und darf der Landkreis als Sachaufwandsträger keine Schüler verteilen", dies sei ausschließlich Sache der Schulleiter und gegebenenfalls des Ministerialbeauftragten. Der Ickinger Direktor Hans Härtl habe nach dem aktuellen Sachstand von sich aus erklärt, dass er vier Eingangsklassen in Icking unterbringen werde.

"Allein mit dieser Information hätten Sie sich Ihre nächtliche Schreibarbeit sparen können", lässt Niedermaier seinen Kritiker wissen. "Eine Irreführung" sei es auch, wenn Lentrodt von einem anhaltenden steigenden Trend bei den Übertrittsquoten zum Gymnasien ausgehe. Der sei im Landkreis nicht eingetreten, der Druck liege eher bei den Realschulen als bei den Gymnasien.

Härtl stand gestern für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung, der stellvertretenden Leiterin des Geretsrieder Gymnasiums, Christine Kolbeck, ist aber keine Anfrage des Landrats zu Ohren gekommen, derzufolge Geretsried Kinder aus Icking übernehmen sollte.

Die Klage Lentrodts, dass es am Geretsrieder Gymnasium und speziell im Lehrerzimmer viel zu eng hergeht, teilt Kolbeck, "es stimmt, was er schreibt". Über manche seiner Formulierungen ist sie erklärtermaßen aber nicht recht glücklich. Denn man lege Wert auf ein gutes Verhältnis zum Landrat und zur Kreisverwaltung.

© SZ vom 25.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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