Kommunalpolitik in Lenggries:Lenggrieser Grüne in der Krise

Lesezeit: 2 min

Bei den Grünen in Lenggries herrscht Uneinigkeit wischen Fraktion und Ortsverband über die Arbeit im Gemeinderat. (Foto: Stefan Sauer/dpa)

Die Fraktion im Gemeinderat will als "Unabhängige Fraktion" eine eigene Gruppierung bilden. Der Grund sind offenbar Differenzen mit dem Ortsverband über die Arbeit in dem Gremium.

Von Petra Schneider, Lenggries

Bei den Grünen in Lenggries rumort es. Anders ist es kaum zu erklären, dass sich die Grünen-Fraktion im Gemeinderat quasi auflöst und eine neue Gruppierung - die "Unabhängige Fraktion" - gründet. Gemeinderat Roman Haehl ist bereits im September bei den Grünen ausgetreten, wie er erst jetzt bekannt gibt. Seine beiden Fraktionskolleginnen Daniela Werner und Nadia Tretter sind weiterhin Parteimitglieder. Nach dem Austritt von Haehl habe man sich entschlossen, gemeinsam in einer neuen Fraktion die gute Zusammenarbeit fortzusetzen, erklärt Fraktionssprecherin Werner. "Inhaltlich hat sich an unserer Überzeugung und an den Zielen, mit denen wir vor vier Jahren zur Wahl angetreten sind, nichts verändert."

"Unterschiedliche kommunalpolitische Herangehensweise"

Der Sachverhalt wird am nächsten Montag im Gemeinderat behandelt. Für Werner eher eine formale Angelegenheit, es ändere sich lediglich der Name. Die "Unabhängige Fraktion" wolle sich weiterhin für Themen wie Familie, bezahlbarer Wohnraum oder Tourismus einsetzen. Seinen Austritt bei den Grünen begründet Roman Haehl einerseits mit der "bundespolitischen Ausrichtung der Partei", andererseits mit der "unterschiedlichen kommunalpolitischen Herangehensweise zwischen Ortsverband und Fraktion" in Lenggries. "Ich gehe nicht im Streit, aber man muss sich halt fragen, wieviel Reibung auf Dauer verträglich und für die Arbeit im Gemeinderat sinnvoll ist", erklärt Haehl.

Gemeinderat Roman Haehl ist schon im September vergangenen Jahres bei den Grünen ausgetreten. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Zusammenarbeit mit seinen Fraktionskolleginnen sei sehr gut und habe für die Entscheidung keine Rolle gespielt. Dass er seinen Parteiaustritt erst jetzt bekannt gibt, begründet Haehl mit der Landtagswahl im vergangenen Oktober. In Absprache mit dem Ortsverband habe er auf eine öffentliche Bekanntgabe im September verzichtet. Beim Ortsverband herrscht derweil Befremden. Der Vorgang sei "kein Skandal", betont Ortssprecher Werner Hüttl. Man müsse sich aber Gedanken machen, was der Wegfall der Grünen-Fraktion im Lenggrieser Gemeinderat bedeute. Es sei schon "erklärungsbedürftig", vor allem gegenüber den Wählerinnen und Wählern. In die Entscheidung der drei Fraktionsmitglieder sei der Ortsverband nicht eingebunden gewesen. "Wir haben das erst am Wochenende erfahren."

"Wir wollen eine echte Diskussion im Gemeinderat haben"

Haehl habe seinen Ausritt bei den Grünen "mir gegenüber" nicht begründet, sagt Hüttl. Ein Parteiaustritt sei grundsätzlich eine legitime Entscheidung. Bei einem Mandatsträger habe ein solcher Schritt freilich eine größere Tragweite. Was die von Haehl konstatierte "unterschiedliche kommunalpolitische Herangehensweise" betrifft: Der Ortsverband wünscht sich offenbar durchaus mehr Reibung im Gemeinderat. Es habe Diskussionen gegeben, wie die Fraktion ihre Rolle als Opposition wahrgenommen habe. "Wir wollen eine echte Diskussion im Gemeinderat haben", sagt Hüttl. Der Ortsverband mit aktuell 25 Mitgliedern hatte sich erst 2019 gegründet und war bei der Kommunalwahl im Folgejahr mit einer eigenen Liste angetreten. Auf Anhieb erhielten die Lenggrieser Grünen 14,6 Prozent und stellen damit drei der 24 Gemeinderatsmitglieder.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: