Grüne Geretsried:Im Modus Selbstzerstörung

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Von Florian Zick

Ein klassischer Richtungsstreit, so etwas gibt es immer wieder mal. Insofern sind die Vorgänge bei der Grünen-Fraktion im Geretsrieder Rathaus nicht ungewöhnlich. Bemerkenswert ist aber doch, wie unverfroren man dort mit der ehemaligen Spitzenkandidatin Martina Raschke umgeht. Die 59-Jährige hat bei der Bürgermeisterwahl vergangenen März gute 18 Prozent geholt. Von den Neulingen im Stadtrat hat niemand so viele Stimmen bekommen wie sie. Ein richtig starkes Ergebnis! Aber die Frage, ob die Häufelkönigin Raschke 2026 noch einmal für die Geretsrieder Grünen als Bürgermeisterkandidatin antreten wird, muss man sich nicht mehr stellen. Erst die fehlende Unterstützung bei der Referentenwahl, jetzt der Sturz als Fraktionschefin. Als politische Person ist Raschke damit so schwer beschädigt, dass sie als Spitzenkandidatin nicht noch einmal vermittelbar ist.

Die Grünen in Geretsried bringen sich dadurch selbst um viel Ansehen und Reputation. Raschke ist zwar erst ein halbes Jahr vor der Kommunalwahl in die Partei eingetreten. Sie bringt aber alles mit, was für das grüne Selbstverständnis wichtig ist: Sie ist Nachhaltigkeitsberaterin, beruflich erfahren, Mitgründerin der Energiewende Oberland - und sie ist zudem eine Frau. Lauter Eigenschaften, die momentan sehr gefragt sind, wenn es um die Rekrutierung politischen Spitzenpersonals geht. Nach den jüngsten Vorgängen bleibt Raschke im Stadtrat jedoch nur noch die Rolle als Hinterbänklerin.

Die Grünen haben sich damit selbst geschwächt - eine Selbstzerstörung, die man leicht hätte verhindern können. Raschke ist fast 60, Peter Curtius erst 23. Da ist unstrittig, wem über kurz oder lang die Zukunft gehört. Wenn also der fraktionsinterne Streit schon nicht zu kitten ist, dann hätten die Grünen in Geretsried zumindest für die Außenkommunikation ganz einfach eine Losung festlegen können, die es auch Raschke erlaubt hätte, gesichtswahrend aus der Nummer herauszukommen. So aber ist und bleibt sie die gestürzte Fraktionschefin, die nicht einmal die eigenen Leute im Griff hat.

© SZ vom 02.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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