Bühnenprogramm mit Glamour :Loisachhalle mit Poesie geflutet

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Wasserartistik war nur ein Programmpunkt, mit dem Dominik Halamek beim Publikum gut ankam. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Waldramer Choreograf und Tänzer Dominik Halamek bringt mit seiner vierten Revue "Imagine" das Publikum in Wolfratshausen zum Staunen

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Es war ein Fest für alle Sinne: knallbunt wabernde Lichtreflexe, verschwenderisch viel Bühnennebel, artistische Glanzstücke und dröhnende Lautsprecher, dazu aufgekratzte, rastlos durch den Zuschauerraum stürmende, einander scheinheilig beschimpfende Conférenciers und aufregend schöne Tänzerinnen in Glitzerkostümen - mehr Erleben geht eigentlich nicht, wenn man einmal davon absieht, dass ein Teil der Gäste dem Genuss-Abend mit einem vorangegangenen Dreigänge-Menü samt künstlerischer Einlagen im Loisachhallenfoyer noch ein Sahnehäubchen aufgesetzt hatte.

Festliches Essen in Verbindung mit Artistik und Varieté - das Konzept, das der Waldramer Dominik Halamek mit seiner Revue ,,Imagine" in Szene gesetzt hat, erinnert an das Münchner GOP-Theater. Längst kein Geheimtipp ist aber auch Halameks Inszenierung mehr, die jetzt zum vierten Mal auf dem Wolfratshauser Kulturprogramm stand. Die Halle platzte bis hinauf zum Balkon aus allen Nähten. Man geht gewiss nicht ganz fehl in der Annahme, dass ein großer Teil der Gäste aus Waldram gekommen war, um ihrem Lokalmatador, dem Tänzer, Choreografen und Luftakrobaten Halamek, zu huldigen. Nur zum Zuschauen allein waren sie freilich nicht gekommen, sie ließen sich gern und begeistert mitreißen zu rhythmischem Applaus, zum Mitsingen, ja gar zu drolligem Twisten und zu ententanzartigen Verrenkungen, die ihnen die Showmaster vom Podium aus vorexerziert hatten - Wolfratshausen, wie es singt und lacht.

"Imagine" in der Loisachhalle
:Eine Show zum Stauen

Der Waldramer Tänzer Dominik Halamek begeistert mit seiner vierten Revue "Imagine". Szenen einer gelungenen Show.

Rein artistisch bewegte sich das Programm beim diesmal vierten Durchgang auf einem Niveau, das gewiss auch größerer Hallen würdig wäre. Es ist eine spezifische Mixtur aus Revue, Tanz und Artistik, slapstickartigen Einlagen sowie poetisch-verspielten Momenten und trägt die Handschrift eines ebenso routinierten wie kreativen Gestalters, der selbst nicht im Mittelpunkt steht.

"Look and feel" lautet Halameks Konzept bei der diesjährigen Vorstellung, die ganz aufs Glamouröse, aber auch aufs Unerwartete, Gespenstische abhebt - schauen, spüren, und vor allem: staunen. Beispielsweise über schwarz gekleidete, vor schwarzem Bühnenvorhang umherhuschende Tänzer, die in einer Art Schwarzlicht-Choreografie nur durch geheimnisvoll sich bewegende Lichtbänder auf den Kostümen erkennbar sind, oder, nicht weniger effektvoll, eine Luftakrobatik-Nummer mit einem in wechselnden Farben erleuchteten, bis zur Bühnendecke hochgezogenen Ring. Auf Lichteffekte zielte auch eine Jonglage-Nummer mit Fackeln ab, die der Artist mit brennendem Hut absolvierte, ein Feuerzauber, der ganz ohne Eingreifen der Rettungswache über die Bühne ging. Dazwischen aber immer wieder reine Revue-Elemente: Amüsante Showgirls im Glitzerdress, die einen Sänger schlangengleich umschmeicheln und anhimmeln - ein etwas antiquiert wirkender, ironisch aus den Siebzigerjahren reimportierter Männertraum, der seine Wirkung bei den Herren nach wie vor nicht verfehlt.

Pausen zwischen den Programmteilen gab es nicht, Schlag auf Schlag rollten die Nummern dahin: eine Frau, die urplötzlich aus einem Glaskasten auftaucht und wieder verschwindet, eine bezaubernde Glaskugel-Jonglage, ein Pas de deux im schwarzen Tutu und, gegen Ende der Vorstellung, ein spektakulärer, elegant und atemberaubend inszenierter Sturz aus dem Handstand heraus in ein durchsichtiges, halbkugelförmiges Wasserbecken.

Sehr zur Freude des Publikums wurde dabei die halbe Loisachhallenbühne geflutet. Die erstaunlicherweise nur fünfzehnköpfige Truppe, die in wechselnden Besetzungen das zweistündige Programm absolvierte, dürfte bei der gemeinsamen Verneigung vorm restlos begeisterten Publikum nasse Füße bekommen haben, ebenso wie Marion Klement, die am Ende auf die Bühne geholt wurde. Soviel enthusiastische Zustimmung bekommt die Wolfratshauser Kulturmanagerin gewiss nicht immer. Musikalisch untermalt wurde das Finale gewissermaßen programmatisch mit Monty Pythons Appell an die gute Laune: "Always look at the bright side of life."

© SZ vom 05.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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