Gesundheitspolitik:FDP setzt sich für Landärzte ein

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Wolfgang Heubisch fordert vom Bund hohe Investitionen, um die Ärzteversorgung zu sichern. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Wolfgang Heubisch beklagt Bedingungen für Mediziner

Von Thekla Krausseneck, Bad Heilbrunn

Die Welt der Mediziner ist im Umbruch - vor allem auf dem Land. Demografischer Wandel, Kapitalisierung der Arztpraxen, Unterfinanzierung des Gesundheitswesens, Digitalisierung und "Feminisierung" des Berufs: All das trägt nach Ansicht des ehemaligen Wissenschaftsministers und heutigen Münchner Stadtrats Wolfgang Heubisch (FDP) dazu bei, dass die Anzahl der Landärzte stark zurückgeht. "Dramatisch" seien die Zahlen auch bei den Apotheken, nur noch wenige junge Pharmazeuten wollten sich in Zukunft selbständig machen oder überhaupt in einer Apotheke arbeiten. Heubisch, der 25 Jahre lang eine eigene Zahnarztpraxis führte und acht Jahre lang den Bundesverband der freien Berufe repräsentierte, sieht schwarz für die Zukunft des Landarztes, sollte die Bundesregierung nicht massiv in den Gesundheitssektor investieren, Hochschulen renovieren und neue Studienplätze schaffen. Dies sagte er am Mittwoch bei einer Veranstaltung der FDP in der Bad Heilbrunner Reindlschmiede, zu der sich rund 15 Zuhörer eingefunden hatten.

Immer mehr Frauen drängten in den Arztberuf, auch weil Mädchen in der Schule "einfach besser" seien. Eine "Feminisierung mit Konsequenzen", sagte Heubisch, denn einer Studie zufolge wollten Frauen "nicht so arbeiten wie der gestandene Landarzt", sondern lieber Teilzeit und - so wie laut Umfrage auch die Männer - eher in Gemeinschafts- statt Einzelpraxen. Zur Veränderung im Arztberuf trage auch die Kapitalisierung bei: Große Firmen oder Banken kauften sich in Praxen oder medizinische Versorgungszentren (MVZ) ein. Besonders scharf kritisierte Heubisch die Bezahlung der Ärzte, die nicht wie allgemein angenommen exorbitant sei, sondern im Schnitt bei 35 000 bis 40 000 Euro im Jahr liege. Der Gesetzgeber knebele Mediziner mit Honoraren, von denen sich keiner mehr moderne Instrumente leisten könne. Junge Ärzte, die in Bayern studiert haben, gingen danach lieber in die Schweiz. Die Versorgung werde also ständig geringer, obwohl der Bedarf an Ärzten wegen des demografischen Wandels steige.

"Wir bräuchten in Bayern vier Milliarden Euro, um die Hochschulen zu renovieren", sagte Heubisch. Darüber sei von Seiten des Freistaats bislang nichts zu hören, auch die dringend benötige Erhöhung der Anzahl von Studienplätzen werde von der Landesregierung nicht thematisiert. "Wo soll ich 1000 Landärzte herbringen, wenn ich die Mediziner nicht habe?" Der Arzt Günther Teufl entgegnete, gäbe es keine Unterfinanzierung, "dann wäre die Versorgung der Bevölkerung mehr als ausreichend". Wüssten die Patienten, wie schlimm es um den Gesundheitssektor wirklich stehe - etwa durch eine Offenlegung der geringen Summen, die Ärzte für eine Behandlung von den Krankenkassen erhielten - gingen sie wohl "auf die Barrikaden", sagte Teufl.

Fritz Haugg, FDP-Direktkandidat des Wahlkreises Bad Tölz-Wolfratshausen/Miesbach nannte den Zehn-Punkte-Plan der CSU "die Beschreibung einer Mängelliste", die sich die CSU selbst zuzuschreiben habe. Hauggs Vater, der Diplom-Ingenieur Johann Haugg, forderte, den Numerus Clausus für das Medizinstudium abzuschaffen oder herabzusetzen: "Ein Arzt zeichnet sich nicht durch ein gutes Abitur, sondern durch Sozialkompetenz aus", sagte er. Heubisch lehnte diese Idee konsequent ab. Es sei erwiesen, dass 1,0-Abiturienten an der Uni auch die besten Examina schrieben.

© SZ vom 20.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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