Gestaltung:Alt und schön

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Ein erhaltenswertes Ensemble, das an die Geschichte der Bergarbeiterstadt Penzberg erinnert: Die Häuser an der Bürgermeister-Rummer-Straße sollen geschützt werden. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Mehrheit des Penzberger Stadtrats stimmt einem Antrag der Grünen zu: Das Häuser-Ensemble an der Bürgermeister-Rummer-Straße soll denkmalgeschützt werden

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Die Bürgermeister-Rummer-Straße ist eine der schönsten Straßen in Penzberg. Zwar gab es in der Vergangenheit schon den ein oder anderen Eingriff in die historische Bausubstanz aus den Zwanzigerjahren. Dennoch konnte der Straßenzug seinen Charme bewahren. Damit das so bleibt, stellte die Stadtratsfraktion der Grünen im vergangenen November den Antrag, für die Bürgermeister-Rummer-Straße einen Ensembleschutz zu beantragen. Mit zwölf zu elf Stimmen nahm der Stadtrat den Antrag an.

Im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) ist der Straßenzug als "stadtbildprägendes Ensemble" aufgenommen. Die Häuser dort gehören überwiegend der Stadt. Es sind günstige Wohnungen für Menschen mit wenig Einkommen. Weil es sich um alte Wohnungen handelt, entspricht nicht mehr alles modernen Standards. Ein Gebäude, Hausnummer 26 bis 30, ist stark sanierungsbedürftig. Dafür gibt es Neubau-Pläne. Ansonsten seien die Gebäude in einem guten Zustand, sagte Stadtbaumeister Justus Klement.

Das wiederum bezweifeln die Bürger für Penzberg (BfP). Wolfgang Sacher zeichnete ein Horrorszenario von Schimmel, Nässe und mehr. Deshalb seien die BfP gegen den Ensembleschutz, weil dieser der Stadt Fesseln anlege in punkto Sanierung oder Neubau. Letzteres sei der Grund für ihren Antrag gewesen, erwiderte Kerstin Engel (Grüne). Im Übrigen müsse nicht jede städtische Wohnung seniorengerecht ausgebaut sein. Ihrer Fraktion gehe es darum, den Straßenzug zu bewahren, nicht alles unter Denkmalschutz zu stellen.

"Das ist kein abbruchreifes Viertel", sagte Klement. Er müsse die "düsteren Bilder" relativieren. Natürlich hätten die Häuser dort keine Neubauqualität. Es gebe nur in den Nummern 26 bis 30 ein "massives Betonproblem"; dieses Gebäude steht leer.

André Anderl (CSU) wollte nichts von Ensembleschutz wissen, weil dies etwaige Umbauten seiner Ansicht nach verteuern würde. Hardi Lenk (SPD) hielt dagegen, dass Ensembleschutz lediglich dazu verpflichte, die äußere Hülle zu erhalten. Im Inneren könne die Stadt umbauen und sanieren, wie sie wolle. "Es geht um die Kulisse", sagte er. SPD-Fraktionssprecher Adrian Leinweber brach eine Lanze für das Wohnen in der Bürgermeister-Rummer-Straße. Er könne sich der "Immobilienmakler-Mentalität" von CSU und BfP nicht anschließen. Die Stadt brauche diese günstigen Wohnungen. Würden sie nach modernem Standard mit großem finanziellen Aufwand saniert, könnte die Stadt die günstigen Mieten dort nicht mehr halten. Sacher entgegnete, dass die Mieter vielleicht gerne mehr zahlen würden, wenn sie dafür nicht mehr altmodische Ölöfen benutzen und mehrere Eingangsstufen überwinden müssten. "Schauen Sie sich die Wohnungen an. Sie werden erschüttert sein", sagte er.

Weil sich eine knappe Mehrheit gegen die Stimmen der BfP und CSU für den Ensembleschutz aussprach, wird dieser nun beim Landesamt für Denkmalpflege beantragt. Die Münchner Behörde hatte sich 2009 schon einmal dagegen ausgesprochen. Da sich die Ausrichtung des Denkmalschutzes geändert habe hin zu einem städtebaulichen, könnte dieses Mal die Beurteilung des Landesamts anders ausfallen, sagte Klement.

© SZ vom 25.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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