Geschmackvolles Programm:Kleine Cineasten, große Popcorn-Fans

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Kino P. in Penzberg: 20 filmbegeisterte Kinder machen Kino und haben neun Filme für eine Vorstellung in den Herbstferien ausgesucht. (Foto: Manfred Neubauer)

Im Penzberger Kino P. steigt das erste Filmfest, das von Jugendlichen zusammengestellt und präsentiert wird. Gymnasium, Islamische Gemeinde und Don-Bosco-Jugendclub sind beteiligt

Von Stephanie Schwaderer, Penzberg

Der Herr Wenzl hat's gut: Muss abends nur die Popcornmaschine anwerfen und einen Film einlegen, dann kann er sich in einen seiner vielen Sessel kuscheln und anschauen, was er will. Dass die Realität eines Kinobetreibers ein bisschen anders aussieht, braucht Markus Wenzl bei dieser Pressekonferenz gar nicht selbst zu erklären. Um ihn herum sitzen Mädchen und Buben im Alter zwischen elf und 16 Jahren, die junge Spezialisten auf diesem Gebiet sind. Seit Juni arbeiten sie daran, ihre Lieblingsfilme auf die Leinwand zu bringen. In den Herbstferien ist es so weit: Unter dem Motto "Kinder machen Kino" steigt das erste Kinderfilmfest im Kino P.

Für jeweils drei Euro Eintritt bekommen die Besucher im großen Saal und im kleinen "Kinöpchen" mit seinen 32 Plätzen einiges geboten: Neben Klassikern wie "Die unendliche Geschichte" gibt es ganz aktuelle Filme wie "About a Girl" und "Käpt'n Säbelzahn" zu sehen. Wichtig sei vor allem, "dass ein Film witzig ist", findet Vincent, ein eifriger Kinogänger. Wie viele Filme er in den vergangenen Monaten angeschaut hat? Das kann der Zwölfjährige auf Anhieb nicht sagen: "Viele!" Sein Favorit beim Kinderfilmfest ist jedenfalls "Rango", ein computeranimierter Western aus dem Jahr 2011, in dem ein Chamäleon die Hauptrolle spielt.

"Zunächst einmal haben wir versucht herauszufinden, was einen guten Kinderfilm ausmacht", erklärt Kulturwissenschaftlerin Alexandra Hessler, die das Projekt leitet. Dann ging es um Fragen wie Dramaturgie und Technik, um Verleih- und Lizenzbedingungen, aber auch um Sehgewohnheiten. "Das fliegende Klassenzimmer" rauscht deshalb gleich in zwei Varianten über die Leinwand: einmal in Kurt Hoffmanns Verfilmung aus dem Jahr 1954 und einmal in der farbigen Version Tomy Wigands aus dem Jahr 2003. Gefördert wurde das Kino-Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der AG Kino. Beteiligt sind neben dem Kino P. die Islamische Gemeinde Penzberg, die Film AG des Penzberger Gymnasiums und der Don-Bosco-Jugendclub Benediktbeuern.

Mit das Beste, darin stimmen viele der 20 Jugendlichen überein, sei der Besuch des Münchner Filmfests gewesen. Aber nicht nur: "Für mich war das Schönste, dass es kein Richtig und kein Falsch gab, dass wir ganz gleichberechtigt miteinander diskutiert haben", sagt die 14-jährige Theresa. Für den 16-jährigen Riijad war es die Erfahrung, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen: "Ansonsten macht ja jeder fast alles nur noch für sich."

Auch Fikret Fazlic, Imam der Islamischen Gemeinde Penzberg, hat das Projekt mit Freude begleitet: "Katholisch, evangelisch, muslimisch - das ist nicht wichtig", sagt er. "Alle Kinder lieben die gleichen Filme." An seinen eigenen ersten Kinobesuch kann er sich noch genau erinnern. Als Neunjähriger sei er nach Deutschland gekommen, ein Flüchtlingskind, und habe kein bisschen Deutsch gesprochen. Dann habe er "Shrek" gesehen. "Ich verstand kein Wort", erzählt er, "und doch habe ich alles verstanden und so viel gelacht." Zum Filmfest will er nun auch Flüchtlingskinder einladen, "sie aus den Turnhallen holen". Die Suche nach Sponsoren läuft.

Die jungen Filmfestmacher bereiten sich derweil auf ihren Auftritt vor. Die elfjährige Bonnie weiß "schon ungefähr", wie sie ihren Film, "Die drei Räuber", ankündigen wird. Das Wichtigste dazu steht in ihrem Filmtagebuch. Johanna und Carolin hingegen wollten eigentlich die "Toy Story" vorstellen. "Aber wir haben keine Lizenz bekommen", sagen sie. Auch eine Erfahrung, die zum Kinobetrieb gehört.

Neben den Filmvorstellungen organisieren die Jugendlichen ein Quiz und eine Verlosung, sie wollen Popcorn verkaufen und die Gäste den "Publikumsliebling" wählen lassen. Einige Schüler zeigen unter dem Motto "Brot und anderes Selbstgemachtes" eigene Filme.

Und was sagt der Herr Wenzl zu dem ganzen Spektakel? "Alles dabei. Richtig toll!"

Kinderfilmfest im Kino P., Fraunhoferstraße 7, Penzberg, Telefon 08856/802 08 82, Freitag bis Sonntag, 6. bis 8. November, das Programm gibt es unter www.kinop.de

© SZ vom 29.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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