Geretsrieder Großbauprojekt:Grundwasser im Griff

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Der Schwaigwaller Bach kann das Wasser bei Starkregen nicht halten. Deshalb steigt der Grundwasserspiegel vor allem im Geretsrieder Stadtteil Gartenberg drastisch an. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Anwohner am Karl-Lederer-Platz befürchten, dass ihre Keller wegen der geplanten Tiefgarage überschwemmt werden könnten. Die Experten geben Entwarnung und sprechen sogar von einer Verbesserung der Situation mittels Druckleitungen.

Von Benjamin Engel, Geretsried

Die Angst vor überfluteten Kellern durch die Umgestaltung am Karl-Lederer-Platz ist für Patrick Keilhof vom Ingenieurbüro DHI Wasy unbegründet: Mithilfe von Dükern, also Druckleitungen, lasse sich sicherstellen, dass der Grundwasserspiegel mit dem Bau der großflächigen Tiefgarage nicht ansteige, sagt er auf Nachfrage der SZ. Im Gegenteil wird sich die Situation am zentralen Geretsrieder Platz seiner Auffassung nach sogar verbessern. Denn die neuen Gebäude seien mit grünen Dächern geplant. Damit lasse sich das bei Starkregen in den Boden eindringende Wasser deutlich zurückhalten. Detaillierte Daten zu den Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel wird allerdings erst das dreidimensionale Modell zeigen, das Ende April vorliegen soll.

In der Bauausschusssitzung des Geretsrieder Stadtrates am Dienstag hat Keilhof den Stand der Vorplanung und das weitere Vorgehen erläutert. Am Karl-Lederer-Platz soll ein System von Dükern das Grundwasser unter der geplanten Tiefgarage durchführen. Wie genau das aussehen soll, das heißt wie viele Düker gebraucht werden oder wie groß diese sein werden, wird erst nach dem dreidimensionalen Grundwassermodell feststehen.

Dafür braucht das Ingenieurbüro DHI Wasy exaktere Daten. Bereits vor rund zwei Wochen wurden drei neue Messstellen rund um den Karl-Lederer-Platz gebohrt. An der Bundesstraße 11, in der Lenau- und der Hermann-Löns-Straße wird an diesem Freitag je ein Drucksensor in etwa 4,80 Meter Tiefe installiert. Wie Keilhof erläutert, könnten die Geräte sogar im Stundentakt die Veränderungen des Grundwasserspiegels erfassen.

Gerade mit der besonderen Grundwassersituation in Geretsried argumentieren die protestierenden Anwohner am Karl-Lederer-Platz. Sie sorgen sich, dass ihre Keller feucht oder überschwemmt werden, wenn die Tiefgarage gebaut wird. In der Vergangenheit kam es in der Stadt bei Starkregen, vor allem im nördlichen Viertel Gartenberg, zu massiven Problemen. Daher hat sich vor Jahren die Interessengemeinschaft grundwassergeschädigter Geretsrieder (IGGG) formiert.

Im Auftrag der Stadt hat die Lahmeyer Hydroprojekt GmbH die Ursachen erforscht und ein Gutachten zu Jahresbeginn vorgelegt. Das Fazit der Experten: Weil der Schwaigwaller Bach das Wasser bei großen Niederschlagsmengen nicht halten kann, steigt der Grundwasserspiegel in Gartenberg an. Für die Abdichtung des Bachs ist ein Betrag im städtischen Haushalt eingeplant.

Das Ingenieurbüro DHI Wasy wird die Ergebnisse aus diesem Gutachten in das dreidimensionale Grundwassermodell einarbeiten. Laut Keilhof könnte dies später auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet werden. Wegen des aktuellen Bauvorhabens konzentrierten sich die Untersuchungen schwerpunktmäßig auf den Karl-Lederer-Platz.

Die Krämmel Familien GbR braucht die Stellplätze in der Tiefgarage unter dem Platz für ein siebengeschossiges Wohn- und Geschäftshaus. Auch andere Bauherren sollen sich anschließen können, sobald Bedarf besteht. Aktuell sind 400 Stellplätze geplant. Die eingeschossige Tiefgarage hat circa 4900 Quadratmeter Fläche und liegt etwa 3,75 Meter unter dem jetzigen Stadtplatz. Ein kleineres zweites Geschoss mit Räumen für Technik und Lagerung liegt 6,85 Meter unter dem Platz.

Wie der Geretsrieder Pressesprecher Thomas Loibl sagt, seien die bisherigen Ergebnisse von DHI Wasy im Bauausschuss wohlwollend aufgenommen worden. Der allgemeine Tenor sei gewesen, dass die Sorgen und Ängste ernst genommen würden.

© SZ vom 23.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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