Geretsried:Zentrumsplanung ohne Öffentlichkeit

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Der Stadtrat diskutiert über die Entwicklung der Böhmwiese hinter geschlossenen Türen. Das stößt auf Kritik.

Bernhard Lohr

Geretsried geht nach den Sommerferien in die Vollen. Der Stadtrat befasst sich am Montag, 12. September, in nichtöffentlicher Sondersitzung mit der Zentrumsentwicklung auf der Böhmwiese. Im Vorfeld dieses Termins kommen aus der CSU mahnende Stimmen. Man dürfe nichts übers Knie brechen, heißt es, und die acht Hektar große Fläche keinesfalls leichtfertig in die Hände von Investoren geben.

Kritik wird an dem beschlossenen Rahmenplan laut, der aus Sicht von CSU-Stadtrat Franz Wirtensohn eine zu dichte Bebauung vorsieht. CSU, Freie Wähler und SPD beteuern, dass unbedingt die Bürger in die Debatte einbezogen werden müssten.

Es wird erwartet, dass heuer das Planfeststellungsverfahren für die S-Bahnverlängerung nach Geretsried beginnt. Parallel dazu könnte nach den Vorstellungen im Rathaus im September bereits ein Büro beauftragt werden, die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren vorzubereiten, das zur Verlegung der B 11 eingeleitet werden soll. Geretsried und das Staatliche Bauamt in Weilheim haben sich auf eine Kostenteilung zwischen Stadt und Freistaat geeinigt.

Dritter Bürgermeister Robert Lug (Freie Wähler) sagte, es sei erstaunlich, wie schnell in dieser Frage eine Übereinkunft erzielt worden sei. Die Stadt habe in Weilheim "offene Türen eingerannt". Dieses habe anerkannt, dass Bundesstraße und Bahntrasse sinnvollerweise nebeneinander liegen sollten, um Immissionen zu mindern.

Mit den Fortschritten bei S-Bahn und Bundesstraße rückt es für die Stadt nun auch in greifbare Nähe, die Böhmwiese zu bebauen und den dort geplanten Bahnhof ohne trennende B 11 an das Zentrum anzubinden. Der vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum entworfene und vom Stadtrat grundlegend gebilligte Rahmenplan sieht dafür eine relativ dichte Bebauung vor, mit einem Einkaufszentrum, einer Geschäftsstraße und hochwertiger Wohnbebauung im Süden. Dazu existiert ein Plan B, der auch umsetzbar wäre, wenn die Bundesstraße noch nicht verlegt wäre. Diese unverbindlichen Skizzen fand ein Investor dem Vernehmen nach immerhin so interessant, dass er sich im Stadtrat bereits in nichtöffentlicher Sitzung vorgestellt hat.

Die CSU ist nun im Vorfeld der Sitzung im September alarmiert und tritt auf die Bremse. Fraktionssprecher Reeh sagte auf Anfrage, die Freien Wähler und Bürgermeisterin Cornelia Irmer (parteifrei) favorisierten eine Investorenlösung, die den vermeintlichen Vorteil biete, dass man schnell vorankomme und den städtischen Grund rasch zu Geld machen könne. Dabei müsse aber eine hochwertige Bebauung Vorrang haben, für deren Grundzüge in einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan geregelt werden könnten.

Fraktionskollege Wirtensohn erinnert an den Plan, mit dem sich Geretsried für die Kleine Landesgartenschau beworben hat. Darin sei auf der Böhmwiese gezeigt worden, wie Stadtleben und Naturerlebnis in Einklang gebracht werden könnten. Insbesondere gefällt Wirtensohn die Idee vom Baumwipfelpfad, der die Bahntrasse überspannt und zur Schwaigwaller Höhe hinauf führt.

Dritter Bürgermeister Robert Lug schraubt die Bedeutung der Sondersitzung am 12. September herunter. Es werde um die Grundsatzfrage gehen, wie man weiter vorgehen wolle. Die Befürchtungen aus der CSU teilt er nicht: "Ein Investor ist nicht der Punkt, der momentan im Vordergrund steht." Und natürlich seien vor einer Entscheidung die Bürger mit ins Boot zu holen.

SPD-Fraktionssprecher Hans Hopfner hält das für die "richtige Idee" und beteuert, offen in die weiteren Gespräche über die Böhmwiese zu gehen. Derweil kritisiert CSU-Sprecher Reeh, dass die Stadträte im September nichtöffentlich über die Böhmwiese beraten sollen. "Das kann man nicht hinter verschlossenen Türen diskutieren."

© SZ vom 24.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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