Geretsried/Wolfratshausen:Ein Tierhilferuf

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Die beiden Vereine, die in Gelting und in Bad Tölz vor allem Hunde und Katzen aufnehmen, leisten eine kommunale Aufgabe und hoffen auf angemessenen Aufwandsersatz von allen Gemeinden.

Von Felicitas Amler, Geretsried/Wolfratshausen

Die beiden Tierschutzvereine Wolfratshausen-Geretsried und Bad Tölz brauchen Hilfe. Beide machen seit langem jährlich Defizite von etwa 40 000 Euro; in Wolfratshausen mit dem Tierheim Gelting sind es heuer zum ersten Mal sogar 70 000 Euro. Der Grund sei, so erklärt Vorstandsmitglied Bernhard Wahler, dass der Verein dem neuen Tierschutzgesetz folgend eine zweite Fachkraft anstellen musste. Die bereits begonnenen Gespräche mit den Bürgermeistern des Landkreises über feste Zuschüsse entsprechend den Einwohnerzahlen seien nun umso wichtiger. Manfred Fleischer, der den Verein mit Sitz in Gelting leitet, sieht die Entwicklung optimistisch: "Es ist eine grundsätzliche Bereitschaft da", sagt er. Dagegen ist Hans Fichtner, Vorsitzender des Tölzer Vereins, skeptisch.

Gelting, Tierheim / im Katzengehege = Foto: Hartmut Pöstges = (Foto: Hartmut Pöstges)

Tierschutzvereine erledigen kommunale Pflichtaufgaben, indem sie Fundtiere aufnehmen und versorgen. Daher empfehle der Deutsche Tierschutzbund den Kommunen, die Vereine finanziell zu unterstützen, als angemessen würden dabei 1,50 Euro pro Einwohner genannt, sagt Wahler. Davon ist man im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen mit rund 124 000 Einwohnern weit entfernt. Der Verein mit Sitz in Gelting erhalte derzeit jährlich 9000 Euro Zuschüsse, berichtet Wahler, davon 3000 aus Geretsried, 1500 aus Wolfratshausen und zusammen 4500 Euro aus Icking, Münsing, Eurasburg, Egling und Dietramszell. Die achte Kommune im Nord-Landkreis - Königsdorf - hat sich komplett aus der Förderung des Tierheims zurückgezogen.

Inzwischen hat sich Michael Grasl (FW), Bürgermeister von Münsing und Sprecher aller Bürgermeister im Landkreis, der Sache angenommen. "Er hat wirklich ein offenes Ohr für uns", sagt Wahler. Das Thema Fundtierpauschale wurde bei einer Bürgermeisterdienstbesprechungen in Anwesenheit der Tierheim-Vertreter erörtert. Ende Januar wollen die 21 Gemeinderepräsentanten es erneut behandeln. Die Tierschutzvereine können nur hoffen, dass eine Entscheidung in ihrem Sinn dabei herauskommt. Die momentane Förderung sei jedenfalls "keine Lösung", sagt Wahler. Und damit meint er nicht nur die Fundtier-Kosten. Ein Tierheim müsse auch immer wieder in die Anlagen investieren; in Gelting, das jetzt 20 Jahre alt sei, sei eine Renovierung der Katzen- und Hundehäuser erforderlich, und man könne nur froh sein, wenn keine technischen Defekte aufträten.

Geltinger Tierheim, im Katzengehege. (Foto: Hartmut Pöstges)

Andernorts ist die Unterstützung der Tierheime durch die öffentliche Hand nach Wahlers Auskunft deutlich besser. So erhielten die Vereine in Dachau und Fürstenfeldbruck die vom Tierschutzbund empfohlenen Pauschalen von 1,50 Euro pro Einwohner; in Starnberg und Garmisch-Partenkirchen seien es 60 Cent pro Einwohner plus Zuschüsse der Landkreise in Höhe von 13 000 beziehungsweise 21 000 Euro. Tessy Lödermann, Vorsitzende des Garmischer Vereins, betont: "Wichtig ist, dass es sich dabei nicht um einen Zuschuss oder eine Spende handelt, sondern um einen Aufwandersatz für die Übernahme der kommunalen Pflichtaufgabe 'Aufnahme, Betreuung von Fundtieren'." Der Verein nehme etwa 400 Fundtiere jährlich auf und versorge sie.

Der Tierschutzverein Wolfratshausen-Geretsried stellt fest, dass die Spenden von Privatleuten deutlich spürbar abgenommen hätten. Wahler sagt: "Die Geber-Generation wird immer weniger, die Genießer-Generation immer größer."

www.tierschutzverein-bad-toelz.de; www.tierheim-gelting.de

Geltinger Tierheim, Welpe. (Foto: Hartmut Pöstges)
© SZ vom 02.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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