Neue Mitte:Wohnzimmer statt Betonwüste

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Geretsried will das neugestaltete Zentrum mithilfe von Beratern attraktiver und heimeliger machen.

Von Arnold Zimprich, Geretsried

"Wenn es eine Stadt gibt, die unterschätzt wird, ist es Geretsried", sagte Peter Markert, Geschäftsführer der imakomm Akademie GmbH am Dienstag in der Geretsrieder Stadtratssitzung. Das Institut für Marketing und Kommunalentwicklung aus Aalen berät die Stadt in Sachen Belebung der neugestalteten Innenstadt, die Thema des Abends war - und solche Sätze hört man im Geretsrieder Stadtrat gern.

"Wir wollen jetzt schon Vorbereitungen treffen, dass Leben in die Stadt kommt", erklärte Rebecca Geisler, die im Geretsrieder Rathaus die Stabsstelle Wirtschaftsförderung, Tourismus, Stadtmarketing und Stadtentwicklung leitet. Gemeinsam mit der Firma imakomm haben die Stadtratsmitglieder ein Entwicklungshandbuch erarbeitet. Dieses soll langfristig als "Grundlage für die Arbeit des City- und Zentrenmanagements" dienen, wie es Verena Heiler-Loth, die ebenfalls in der Wirtschaftsförderung tätig ist, formulierte. "Es soll für unsere sich dynamisch entwickelnde Neue Mitte ein Weg gefunden werden, diese weiter zu beleben, neue Besuchsgründe zu schaffen und gleichzeitig die Qualität für den Aufenthalt zu steigern", sagte sie. "Es geht jetzt darum, den Tisch zu decken", fasste Markert die Initiative zusammen, "darum, das Wohnzimmer zu beleben und Orientierung für zukünftige Innenstadt-Entscheidungen zu schaffen." So soll die Neue Mitte zum "multifunktionalen Lebensmittelpunkt" ausgebaut werden, "Leuchttürme in der Innenstadt als Magneten" etabliert und eine "konkrete Roadmap" erarbeitet werden.

Damit aus Worthülsen auch Taten werden, wird die Geretsrieder Initiativ-Plattform (GIP) ins Leben gerufen und im Jahr mit 40 000 Euro ausgestattet - mitunter aus staatlichen Fördermitteln. Die Maßnahmen sollen zu einer "klimaresilienten" Innenstadt führen, auch will man "konsumfreie Flächen" schaffen, also öffentlichen Raum, in dem man sich ohne Konsumzwang auf Bänken und anderen Sitzgelegenheiten niederlassen kann.

"Es sind nun sehr viele Worte gefallen, da werde ich als Naturwissenschaftler skeptisch", sagte Detlev Ringer (Grüne). "Und was soll klimaresilient bedeuten?" Den Karl-Lederer-Platz bezeichnete Ringer als "Betonwüste" - und war mit dieser Meinung nicht alleine. Eine Antwort auf seine Frage bekam er von Markert: Klimaresilient bedeute, "dass wir mehr Bäume zur Beschattung haben sollten und mehr Versickerungsflächen, die bei Starkregenereignissen Wasser aufnehmen können", erklärte der Experte.

Im Stadtrat stieß das Vorhaben auf überwiegend positive Resonanz. Volker Reeh (Geretsrieder Liste) appellierte dafür, das Handbuch zum zentralen Konzept zur weiteren Innenstadtentwicklung zu machen. "Ich kann nur sagen - stimmen Sie dem zu, allein schon, um die Geretsrieder Identität zu verbessern."

Am Ende segnete der Stadtrat das Vorhaben einstimmig ab. Die Dienste der imakomm will man für ein weiteres Jahr in Anspruch nehmen. Zudem soll eine Vollzeitstelle für einen Koordinator geschaffen werden. Der soll sich darum kümmern, dass "ein Dialog zwischen Akteuren entsteht, die bisher eher nebeneinander gestanden haben", erklärte Sabine Gus-Mayer (CSU).

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