Verfolgungsjagd:Maskierte fahren mit geklautem Radlader zwei Kilometer durch die Isar

Lesezeit: 2 min

Sie durchbrechen einen Bauzaun, fahren durch ein Wohnviertel in Geretsried - und flussaufwärts. Zeitweise ragen nur noch die Scheinwerfer aus dem Wasser.

Von David Costanzo, Geretsried

Riesige Aufregung in Geretsried: Zwei Maskierte brettern mit einem Radlader am Sonntagnachmittag durch das Blumenviertel - über die Lilienstraße, vorbei an Einfamilienhäusern und dann kilometerweit durch die Isar. Das melden gleich mehrere Nachbarn der Polizei. Streifenwagen schwärmen aus, dirigiert von den Zeugen, doch die Beamten entdecken die Baumaschine erst im Wasser steckend - von den Tätern keine Spur.

Einige Beobachter sprechen von zwei Jugendlichen auf wilder Fahrt: Der geklaute Zwölfeinhalbtonner einer Baufirma aus dem Kreis Weilheim-Schongau durchbricht gegen 16.15 Uhr den Zaun einer Baustelle in der Banater Straße, fährt durchs Wohnviertel zum Isardamm und auf den Radweg in Richtung Wolfratshausen. Nach mehreren hundert Metern auf dem unbefestigten Weg geht es am Schwaigwaller Bach vom Hochufer vier Meter steil abwärts zum Fluss.

Damit wird die Spritztour buchstäblich spritzig. Die beiden Maskierten steuern über eine Kiesbank mitten in die eiskalten Fluten. Erst flussabwärts, die Streifen werden also in diese Richtung gelenkt, berichtet der Vize-Chef der Geretsrieder Inspektion, Emanuel Luferseder. Plötzlich wendet der Radlader - und gibt Gas. Zwei Kilometer legt der Bagger in der Isar flussaufwärts zurück. Zeugen berichten, dass zwischenzeitlich nur noch die Frontlichter aus dem Wasser ragen und der Rest des Fahrzeugs unter der Bugwelle verschwunden ist. Weil das Fahrerhäuschen geschlossen ist, dürften die Insassen fast trocken geblieben sein, sagt Polizei-Vize Luferseder. Sonst wären die einstelligen Temperaturen auch nicht auszuhalten gewesen. Schließlich geht den unbekannten Fahrern der Sprit aus. Der Radlader bleibt auf Geretsrieder Seite auf einer Kiesbank stehen, die Diebe flüchten.

Die Polizei spricht von einer "halsbrecherischen Aktion". Dass niemand verletzt wurde, sei Zufall. "Wenn sich der Radlader in der Strömung quer stellt und umkippt, hätten wir womöglich zwei Ertrunkene gehabt", sagt Luferseder. Die Polizei ermittelt, wie die Männer die Maschine knacken konnten. Das scheint jedoch nicht allzu schwierig zu sein, wie Luferseder überrascht feststellt. Er sagt: "Mit Sachverstand ist so ein älteres Gerät mit geringem Aufwand in Bewegung zu setzen."

Die Bergung jedoch ist schwierig. Noch am Sonntagabend versuchen Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und DLRG mit mehr als 50 Helfern, den Radlader aus dem Wasser zu holen, der den Fluss verschmutzen könnte. Nach drei Stunden schaffen sie den Bagger zumindest auf eine Kiesbank. Erst am Montagmorgen gelingt es mithilfe eines Schaufelbaggers des Eigentümers, den Radlader auf Höhe der Grundschule an einem Seil zum Hochufer zurück zu ziehen - unter Aufsicht von Naturschutzbehörde und Staatsforsten. Öl und andere Stoffe sind wohl nicht ausgelaufen. Der Schaden am Radlader liegt bei 4000 Euro.

© SZ vom 20.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ.de-App
:Das Wichtigste aus München - direkt aufs Smartphone

Jetzt neu für Leser: Eilmeldungen aus München und täglich die wichtigsten Nachrichten.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: