Geretsried/Königsdorf:Wie das Wasser wieder sauber wird

Lesezeit: 2 min

Wie die neue Filtrationsanlage für das Trinkwasser in Geretsried und Königsdorf funktioniert, erläuterte Stadtwerke-Vorstand Jan Dühring. (Foto: Hartmut Pöstges)

Am Bibisee entsteht eine 4,6 Millionen Euro teure Filtrationsanlage, die künftig das Trinkwasser für Geretsried und Königsdorf reinigt. Trotzdem muss es noch monatelang gechlort werden.

Von Ingrid Hügenell, Geretsried/Königsdorf

Die knapp zwei Meter hohen Druckrohre mit den Membranbündeln stehen schon in der Halle der Filtrationsanlage, die derzeit nahe dem Bibisee errichtet wird. In den drei mal zwölf Röhren wird künftig das Trinkwasser für Geretsried und Königsdorf gereinigt. Das geschieht in je sieben hohlen Kapillaren pro Strang. "Wie große Spaghetti sehen die aus", sagt Jan Dühring, Vorstand der Stadtwerke. Durch diese hohlen Spaghetti strömt das Wasser, es wird nach außen gedrückt und dabei gefiltert. Denn die Außenwände der Kunststoff-Spaghetti haben winzige Poren. Die sind so fein, dass sie nicht nur Schwebstoffe, sondern auch Bakterien und andere Krankheitserreger, sogar Viren, zurückhalten. 140 Liter Wasser können pro Sekunde gereinigt werden.

Dühring hofft, dass bis Dezember alles fertig ist. Doch auch, wenn die Ultrafiltration in Betrieb gehen kann, dauert es noch einige Tage, bis das Trinkwasser nicht mehr abgekocht werden muss. Denn das Wasser, das dann noch in Hochbehältern und Leitungen ist, muss verbraucht werden. Gechlort werde noch länger, voraussichtlich bis zum Frühjahr in abnehmenden Konzentrationen, sagt Dühring. Sonst bestehe die Gefahr, dass die Leitungen verkeimten.

Rund um die Filtriereinrichtung selbst werden derzeit eine Unmenge an Rohren verlegt, durch die das Wasser aus den Brunnen in die Anlage fließt und nach der Reinigung wieder hinaus ins Netz. Die Membranen müssen zudem regelmäßig gespült werden, etwa alle ein bis zwei Stunden mit Reinwasser und alle ein oder zwei Wochen mit Säure und Lauge, damit die feinen Poren offen bleiben. Das Reinigungswasser und das Säure-Laugen-Gemisch müssen über das Kanalnetz entsorgt werden.

Eigentlich sollte die Anlage im Oktober fertig werden. Grund der Verzögerung ist zum einen, dass einige Elemente wie Rohranschlüsse sicherheitshalber doppelwandig ausgeführt werden müssen. Dort, wo Desinfektionsmittel, Säure und Lauge angeliefert werden, muss eine spezielle Umschlagfläche gebaut werden, damit bei einem Unfall nichts in den Untergrund laufen kann. Die Anlage steht im Wasserschutzgebiet. Eine Versickerungsanlage musste jenseits des Wasserschutzgebiets verlegt werden.

An vielen Stellen sind doppelte Sicherheiten eingebaut. So läuft das Wasser nach der Ultrafiltration noch durch die ohnehin vorhandenen UV-Anlagen, die in das neue Gebäude gebracht werden. "Wie Gürtel und Hosenträger" sei das, sagt Stadtwerke-Vorstand Dühring. Und fügt hinzu, dass das Trinkwasser auch in dem unwahrscheinlichen Fall sicher bleibe, wenn eine Membran beschädigt werde.

Probleme bereiten derzeit die Pumpenschächte für Schmutzwasser, die noch im Untergrund versenkt werden müssen. Zum einen gebe es Lieferschwierigkeiten, sagt Dühring. Zum anderen sei durch die Regenfälle der Grundwasserspiegel angestiegen, das erschwere die Arbeiten.

Durch die Umplanungen und weil Geretsried auch gleich die Notstromversorgung erneuert, steigen die Kosten um eine Million auf 4,6 Millionen Euro. Wie sich der Geretsrieder Wasserpreis entwickelt, hat am Donnerstagabend der Verwaltungsrat der Stadtwerke entschieden. Dühring rechnet mit einem Anstieg um etwa 30 Cent pro Kubikmeter.

© SZ vom 23.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: