Geretsried/Königsdorf:Ein wenig hilfreiches Angebot

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Bei der Trinkwasserversorgung zeichnet sich keine Verbesserung ab, auch wenn der Nachbarlandkreis Garmisch-Partenkirchen den Anschluss an den Notverbund erlaubt.

Von Claudia Koestler

"Relativ nutzlos": Mit diesen Worten bewertet Bernhard Bayer, kaufmännischer Abteilungsleiter der Geretsrieder Stadtwerke, das Angebot des Landratsamtes Garmisch-Partenkirchen für einen Notverbund zur Wasserversorgung. Wie berichtet hatte Garmisch Geretsried Wasserkontingente zugesichert, und das, "obwohl das Tölzer Landratsamt den Notfall nicht bestätigt hat", sagt Bayer. Doch es gibt einen Haken an der Sache: Obwohl Geretsried 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser angefragt hatte, beschränkte Garmisch sein Angebot auf 500 000 Kubikmeter. Das würde rein rechnerisch für rund drei Monate reichen. Doch laut den Geretsrieder Stadtwerken müsste trotzdem sechs Wochen danach weiter gechlort werden. "Faktisch bleiben nur sechs Wochen chlorfreie Zeit", sagt Bayer. Zu wenig aus seiner Sicht, um wirklich Erleichterung zu schaffen.

Ein Notverbund mit Wolfratshausen sei aus seiner Sicht derzeit auch keine Lösung: "Technisch ginge das zwar", sagt Bayer. "Doch die Wässer vertragen sich nicht miteinander", weiß er. Mikrobiologisch wiesen Wolfratshauser und Geretsrieder Wasser solche Unterschiede auf, dass sie "besser nicht gemischt" werden sollten, sagt Bayer. Einzeln ungefährliche Stoffe könnten miteinander reagieren. Welche das sind, konnte Bayer allerdings nicht näher erläutern. "Ein weiteres Problem ist, ob Wolfratshausen die Förderleistung erbringen kann, um Geretsried gänzlich mitzuversorgen", gibt er zu bedenken. Dass der Bayerische Verwaltungsgerichtshof kürzlich im Streit um das Königsdorfer Trinkwasser dem Gesundheitsamt recht gegeben hat und die Chlorierung somit aufrechterhalten werden muss, habe für Geretsried " keine Konsequenzen", sagt Bayer. "Wir haben zwar einen ähnlichen Antrag gestellt, der noch läuft, haben den allerdings ausführlicher begründet als die Königsdorfer, sagt Bayer.

Selbst wenn dieser ähnlich beschieden wird , werde Geretsried "trotzdem ins Hauptverfahren hren gehen", so der Abteilungsleiter. Die Gemeinde Königsdorf hatte wie berichtet gegen die Anordnung des Gesundheitsamtes geklagt, dass das Wasser bis zum Einbau des Ultrafiltrationsanlage gechlort und abgekocht werden muss. Das zuständige Münchner Verwaltungsgericht hatte in einer Eilentscheidung eine Aussetzung dieser Anordnung abgelehnt. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof bestätigte daraufhin als höchste Instanz nochmals die Anordnung, weiter zu chloren: "Die zur Desinfektion eingebaute UV-Anlage kann Reinheit des Wassers nicht zuverlässig gewährleisten, und sie ist nicht in der Lage, eine Verunreinigung mit Fäkalkeimen und damit den Eintrag von Krankheitserregern zu verhindern", stellten die Richter laut schriftlicher Urteilsbegründung fest.

Königsdorfs Zweiter Bürgermeister Rainer Kopnicky erklärt auf Nachfrage, dass die Gemeinde derzeit zwei Ziele in Sachen Trinkwasserversorgung verfolge: Die Planung der geforderten Filtrationsanlage und die das Klage- und Gerichtsverfahren weiter zu verfolgen. Andere Lösungsansätze würden derzeit "vielgestaltig und breit" diskutiert. Am Notkontingent der Geretsrieder zu partizipieren war eine Idee, doch dafür reicht die Garmischer Menge nicht aus. Und eine neue Quelle zu suchen, "löst das Problem auch nicht kurzfristig". Man scheue den Aufwand, der sich über Jahre hinziehen und letztlich auch negativ ausfallen könnte. Er persönlich verstehe den Aufstand, den derzeit die Königsdorfer Bürger proben: "An uns scheitert's nicht", betonte er, "aber wir brauchen für alle Schritte Rechtssicherheit".

© SZ vom 07.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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