Stadt im Dialog:"Bitte ein paar Bäume!"

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"Wanderbäume" wie hier bei einer Aktion in München wünscht sich ein Ehepaar für den Karl-Lederer-Platz. (Foto: Catherina Hess)

Im Gespräch mit Bürgermeister Michael Müller wünschen sich Geretsrieder einen grüneren Karl-Lederer-Platz und endlich einen S-Bahn-Anschluss.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Michael Müller (CSU) klang schon mal zuversichtlicher, wenn er auf die S-Bahn angesprochen wurde. Wann die S7 denn endlich bis nach Geretsried komme, wird der Bürgermeister natürlich auch beim Treffpunkt "Stadt im Dialog" am Freitagnachmittag gefragt. Die Stadt hat dazu vor dem Jugendzentrum und der Bücherei an der Adalbert-Stifter-Straße einen Pavillon aufgestellt, Info-Material ausgelegt und Pläne an Stellwände gepinnt. Das Ehepaar, das sich nach der S-Bahn erkundigt, auf die Geretsried seit Jahrzehnten wartet, erhält eine knappe Antwort. Die Bahn, so sagt Müller mit einem sehr dezenten Unterton, halte jedenfalls daran fest, dass 2024 mit dem Ausbau begonnen werden solle. Wann es denn wirklich ernst werde? "Dazu müsste man die Bahn fragen."

Das Ehepaar ist soweit bereits gut informiert, dass es auch nach der Bundesstraße 11 fragen kann, deren Verlegung und Ausbau aus Geretsrieder Sicht in direktem Zusammenhang mit der S-Bahn-Trasse liegt. Dies, so höre man, hätten die beiden zuständigen Behörden noch nicht einmal miteinander koordiniert. Müller bestätigt: "Es sind zwei unterschiedliche Vorhabensträger." Was er an dieser Stelle nicht sagt: Er hat sich in den vergangenen Jahren mehrmals darum bemüht, diese Abstimmung anzustoßen. Mal bei einem Besuch des damaligen Staatssekretärs im Bundesministerium des Innern, Stephan Mayr; mal als die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) der Stadt ihre Aufwartung machte. Sie hatte mit besonders markigen Worten versprochen, sich für die Geretsrieder Verkehrslösungen einzusetzen: "Die Gefahr, dass in meinem Haus etwas liegen bleibt, ist nicht gegeben." Doch Mayer ist nicht mehr Staatssekretär, Schreyer nicht mehr Ministerin. Der Bürgermeister konstatiert am Freitag im Bürgerdialog nur so viel: "Das Verfahren für die B 11 ist noch gar nicht angestoßen."

Ein anderes Thema, das die Bürgerschaft beschäftigt, ist das Aussehen des neu gestalteten Karl-Lederer-Platzes. Zwei Bürgerinnen sprechen es beim Dialog-Termin nachdrücklich an. Eine legt dazu ein Foto vor und sagt: "Das sieht doch wirklich nicht schön aus!" Sie hat eigene Ideen, wo und wie sich Blumentröge unterbringen ließen. Eine andere sagt, grundsätzlich sei sie gern auf dem Platz, aber der hintere Abschnitt, vor dem Edeka, sei einfach zu kahl. "Bitte ein paar Bäume!", ruft sie dem Bürgermeister zu.

Müller erklärt, er sehe schon auch, dass dem Platz noch etwas fehle. Es sei aber ein "multifunktionales Stadtzentrum", auf dem auch die Möglichkeit bestehen müsse, Feste zu feiern und Märkte zu veranstalten. Im Übrigen seien Rettungswege freizuhalten. "Das funktioniert natürlich nicht, wenn alles voller Bäume ist." Die Frau wendet ein, sie und ihr Mann hätten in anderen Städten gesehen, dass es "flexible Bäume" gebe in großen Pflanztrögen auf Rollen. Müller sagt, die Stadt sammle noch Vorschläge. Er selbst habe die Idee einer "mobilen Bar als belebendes Element".

Andere Stimmen im Dialog mit der Stadt befassen sich diversen Verkehrsfragen, 30er-Zonen, Zebrastreifen und der gefährlichen Tattenkofener Straße, die vom Fernradweg München-Venedig gekreuzt wird. Nach Meinung vieler Bürger wäre dort die sicherste Lösung eine Radwegunterführung, die das zuständige Staatliche Straßenbauamt jedoch ablehnt. Die zuletzt, nach zwei tödlichen Unfällen, getroffenen Sicherungsmaßnahmen - Überholverbot und durchgehende Linie - seien unzulänglich, sagt der frühere FDP-Stadtrat Günther Fuhrmann. Denn eine durchgezogene Linie bedeute auch, dass Fußgänger und Radfahrer nicht kreuzen dürften.

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