Geretsried:"Kämpfen oder absaufen"

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Im Sommer 2010 standen plötzlich bei vielen Geretsriedern erstmals die Keller unter Wasser. Die Ursache ist bis heute nicht geklärt. Die Interessengemeinschaft grundwassergeschädigter Geretsrieder lässt sich im Streit mit der Stadt jetzt anwaltschaftlich vertreten.

Wolfgang Schäl

Im Streit um vollgelaufene Keller im Geretsrieder Blumenviertel könnte es demnächst gerichtlich zur Sache gehen. Die Interessengemeinschaft grundwassergeschädigter und -gefährdeter Geretsrieder (IGGG) hat jetzt die Münchner Anwaltskanzlei "swk Schwarz" eingeschaltet und will notfalls mit juristischen Mitteln erzwingen, dass Stadt und Wasserwirtschaftsamt konkrete Maßnahmen in Angriff nehmen.

Bisher hat die Stadt den Standpunkt vertreten, dass sie nicht zuständig sei und auf die Weilheimer Fachbehörde verwiesen, die wiederum keine Notwendigkeit sieht zu handeln. Denn aus Sicht des Wasserwirtschaftsamts waren die Überschwemmungen, die im Sommer 2010 in den Gartenberger Kellern aufgetreten waren, auf zwei ungewöhnlich starke Niederschlagsereignisse zurückzuführen.

Weil sich die IGGG damit nicht zufriedengeben will, hat es bereits eine öffentliche Kontroverse zwischen Bürgermeisterin Cornelia Irmer und dem IGGG-Vorsitzenden Emmerich Wurst gegeben, und diese Animositäten werden wohl eine Fortsetzung finden. Denn Wurst nahm auch am Donnerstagabend im Geretsrieder Ratsstubensaal kein Blatt vor den Mund.

Irmers Strategie in dem Konfliktfall beschrieb Wurster mit den Worten: "Hinhalten, hinhalten." Dies sei "ein Wahnsinn". Die Bürgermeisterin weigere sich einfach, die Resultate des Gutachtens zur Kenntnis zu nehmen, das der Geretsrieder Hydrogeologe Christian Tomsu erarbeitet hat. "Wir sind für die Stadt nicht interessant", mutmaßte Wurst, "mit den Bemühungen, unsere Keller trocken zu bekommen, sind wir gescheitert." Nunmehr stelle sich die Frage: "Kämpfen oder absaufen."

Schützenhilfe soll nun der "swk-Schwarz"-Fachanwalt Christoph Werner im Verein mit Tomsu leisten, der sein Gutachten vor rund 30 Mitgliedern noch einmal ausführlich erläuterte. Aus dessen Sicht ist ein Einfluss des Schwaigwaller Bachs auf das Grundwasser nachweisbar. Die vom Wasserwirtschaftsamt als Ursache für die Überschwemmungen angeführten beiden extremen Niederschlagsereignisse sind Tomsus Ermittlungen zufolge nicht ausschlaggebend.

Als relevante Einflussfaktoren bewertete der Hydrogeologe dagegen die fortschreitenden Kanalnetzsanierungen in der Stadt und die flächenhafte Bebauung Gartenbergs. Letztlich ist aber auch Tomsu unschlüssig über die Ursachen einer im Sommer 2002 eingetretenen massiven Änderung bei den Grundwasserständen. "Was da passiert ist, weiß ich auch nicht." Als konkrete Maßnahme schlägt Tomsu vor, zunächst mehr Pegel in der Stadt anzulegen, um die weitere Grundwasserentwicklung zu beobachten.

Fachanwalt Werner will erst einmal juristisch die Zuständigkeit der Stadt nachweisen, denn daraus könnten sich gegebenenfalls Schadensersatzansprüche ergeben, "die eine Stange Geld kosten". Als weitere Schritte fasst der Anwalt ein Bürgerbegehren, einen verstärkten Druck über die Medien und schließlich als "ultima ratio" eine gerichtliche Auseinandersetzung ins Auge. Die Kosten dafür will die IGGG bereitstellen, sie könnten sich auf rund 30000 Euro belaufen.

Mit Befremden haben drei Stadtratsmitglieder, Franz Wirtensohn und Ewald Kailberth (beide CSU), sowie Beate Paulaberg (Grüne) darauf reagiert, dass Wurst sie nicht an der öffentlichen IGGG-Mitgliederversammlung teilnehmen ließ. "Ich weiß nicht, was da so geheim war, wenn sogar die Presse darüber berichten darf", wunderte sich Kailberth. (Kommentar)

© SZ vom 14.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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